von-irgendwelcher stilbildenden Kraft. Aber das We-
sentliche, dic all^emeine Hinsicht in die Notwendigkeit
einer endlichen Anpassung des Wohnungsprobiems an
die längst von Grund aus veränderten Lebens- und
Wirtschaftsbedingungen ist da. Auf dem Gebiete der
Architektur kann die ,,Neue Sachlichkeit“ aucli noch
zu eiuer ihr bisher mangelndeu wesenhaften Bedeutung
gelangen. Jedenfalls ist dieses ganze mutige Werk-
bundunternehmen in Stuttgart ein Versuch, der durch
aus „wert war, gemacht zu werden“.
Artur Grimm
Raden-Buden
Landschaft
Galerie J. Casper
in
Berlin
Aus dem uot’difcben Kunffloben.
Wenige Schöpfungen der neueren dänischen Kunst genießen
so große Beliebtheit wie Michael Anchers Bilder. Arbeiten
wie „Ausfahrt des Rettungsbootes“, „Kommt er um die Spitze?“,
„Fischer am Strande“ haben dem großen Publikum etwas zu sagen
und nötigen zugleich doch auch dem Anspruchsvollen aufrichtige
Achtung ab. Und so ist denn dem Künstler, als er nun, iiber 78
Jahre alt, zur letzten Ruhe bestattet wurde, allgemeine Verehrung
und Dankbarkeit ins Grab gefolgt. Dieser Sohn Bornholms wurde
beigesetzt auf dem zerwehten Dorfkirchhofe von Skagen, und mit
Skagen bleibt sein Name und sein Werk für immer verbunden.
1874 kam er zum ersten Male .in das derzeit sehr wenig bekannte
Fischerdorf in Jütlands Nordspitze; um 1*880 setzt die lange Reihe
der Bilder aus Skagens Fischer- und Strandleben ein, die seinen
Ruhm begründet haben und die dauernd das Bild seines Schaffens
beherrschen werden. Sie bedeuteten zu ihrer Zeit einen starken
und erfolgreichen Vorstoß des modernen Realismus und der Frei-
iuftmalerei; wie eine frische Seebrise fielen sie in die etwas
muffig gewordenen Idylle der dänischen Malerei. Das große For-
mat, die starken Farben, die Naturnähe von Landschaft und Figu-
ren; all das wirkte neu und aufregend, und der bisher unbekannte
Motivenkreis der Bilder gab ihnen einen besonderen Reiz. Heute,
nachdem sich geschichtlicher Raum zwischen sie und uns gelegt
hat, sehen wir sie kritischer an. Sie wollen uns gar nicht so sehr
„naturalistisch“ erscheinen wie dem Geschlechte von 1880 und
1890; wir bemerken das Komponierte in ihrem Bau; wir fühlen an
ihnen ejne gewisse Mühsamkeit, auch in der Farbengebung. Aber
auch heut noch werden alie Bedenken zuletzt besiegt durch die
unantastbare Redlichkeit der künstlerischen Gesinnung, die Anchers
Arbeiten birgt; und was er zu guter Stunde als Kolorit leisten
konnte, das begrenzt das ausgezeichnete Bildnis seiner Frau, das
die Hirschsprung’sche Sammlung besitzt. Nur kurz inag schiieß-
lich daran erinnert seiti, daß Ancher iinmer den eigentlichen Mittel-
punkt jener „Skagen-Schule“ gebildet hat, die in der Geschichte
der neueren dänischen Malerei keine geringe Rolle gespielt hat.
Kröger, Tuxon, Locher, Viggo Johansen, die Norweger Thaulow
und Krogh, der Schwede Bjorck und noch so mancher andere such-
ten das schnell berühmt gewordene jütische Fischerdorf auf; sie
kamen, malten und gingen wieder; Ancher aber war in Skagen
verheiratet und beheimatet und ist künstlerisch wie menschlich
völiig in diese karge Scholle eingewachsen.
Die eben erwähnte Hirschsprung’sche Samm-
lung hat ein Jubiläum feiern können. Am 1. Juli waren 25 Jahre
verflossen, seitdem der Tabakfabrikant Heinrich Hirschsprung und
seine Frau ihre Kunstsammlung dem Staate zum Geschenk mach-
ten. Bedingung der Schenkung war, daß die Sammlung als unteil-
bares Ganze in eigenem Hause aufzustellen sei; aber erst 1911 war
der Bau fertiggestellt, dessen Meister Professor Storck ist. Der
Bau, der als eine Musterleistung moderner Museumsarchitekten an-
erkannt ist, nimmt aufs feinste Riicksicht auf die Natur der Samm-
lung, in der Werke intimen Charakters iiberwiegen; doch ist ein
Hauptsaal für Joachim Skovgaards prachtvolle Entwürfe zu seinen
Gemälden im Dome zu Ribe aufgeführt. Die Aufstellung der Werke
hat noch Emil Hannover, der erste Direktor der Sammlung, gelei-
tet; jetzt untersteht sie Carl V. Petersen. Sie ist eines der nicht
eben zahlreichen Museen, die kunstgeschichtlich fruchtbar und be-
deutend sind, zugleich aber auch einen ungetrübten ästhetischen
Genuß bieten.
Apropos: Skovgaard, der greise Meister, steht vor der
Vollendung seines jüngsten Großwerkes, der Mosaikdekoration der
Apsis des ehrwürdigen Domes zu Lund, an der er in Gemeinschaft
mit einem Stabe von Mitarbeitern seit 1924 geschafft hat. Das
Thema bildet das jüngste Gericht; die Hauptfigur ist ein mächtiger
Christus in der Herrlichkeit, der die Hand segnend erhebt. Denn
auch hier hat Skovgaard das Schreckliche vermieden und vielmehr
die letzte große Versöhnung und Erlösung als Motiv gewähit.
Das Nationalmuseum in Stockholm hat anläßlich des 150. Ge-
burtstages des Malers Per Kraft des Jüngeren eine inter-
essante Ausstellung seiner Werke veranstaltet. Der jüngere Kraft
70
sentliche, dic all^emeine Hinsicht in die Notwendigkeit
einer endlichen Anpassung des Wohnungsprobiems an
die längst von Grund aus veränderten Lebens- und
Wirtschaftsbedingungen ist da. Auf dem Gebiete der
Architektur kann die ,,Neue Sachlichkeit“ aucli noch
zu eiuer ihr bisher mangelndeu wesenhaften Bedeutung
gelangen. Jedenfalls ist dieses ganze mutige Werk-
bundunternehmen in Stuttgart ein Versuch, der durch
aus „wert war, gemacht zu werden“.
Artur Grimm
Raden-Buden
Landschaft
Galerie J. Casper
in
Berlin
Aus dem uot’difcben Kunffloben.
Wenige Schöpfungen der neueren dänischen Kunst genießen
so große Beliebtheit wie Michael Anchers Bilder. Arbeiten
wie „Ausfahrt des Rettungsbootes“, „Kommt er um die Spitze?“,
„Fischer am Strande“ haben dem großen Publikum etwas zu sagen
und nötigen zugleich doch auch dem Anspruchsvollen aufrichtige
Achtung ab. Und so ist denn dem Künstler, als er nun, iiber 78
Jahre alt, zur letzten Ruhe bestattet wurde, allgemeine Verehrung
und Dankbarkeit ins Grab gefolgt. Dieser Sohn Bornholms wurde
beigesetzt auf dem zerwehten Dorfkirchhofe von Skagen, und mit
Skagen bleibt sein Name und sein Werk für immer verbunden.
1874 kam er zum ersten Male .in das derzeit sehr wenig bekannte
Fischerdorf in Jütlands Nordspitze; um 1*880 setzt die lange Reihe
der Bilder aus Skagens Fischer- und Strandleben ein, die seinen
Ruhm begründet haben und die dauernd das Bild seines Schaffens
beherrschen werden. Sie bedeuteten zu ihrer Zeit einen starken
und erfolgreichen Vorstoß des modernen Realismus und der Frei-
iuftmalerei; wie eine frische Seebrise fielen sie in die etwas
muffig gewordenen Idylle der dänischen Malerei. Das große For-
mat, die starken Farben, die Naturnähe von Landschaft und Figu-
ren; all das wirkte neu und aufregend, und der bisher unbekannte
Motivenkreis der Bilder gab ihnen einen besonderen Reiz. Heute,
nachdem sich geschichtlicher Raum zwischen sie und uns gelegt
hat, sehen wir sie kritischer an. Sie wollen uns gar nicht so sehr
„naturalistisch“ erscheinen wie dem Geschlechte von 1880 und
1890; wir bemerken das Komponierte in ihrem Bau; wir fühlen an
ihnen ejne gewisse Mühsamkeit, auch in der Farbengebung. Aber
auch heut noch werden alie Bedenken zuletzt besiegt durch die
unantastbare Redlichkeit der künstlerischen Gesinnung, die Anchers
Arbeiten birgt; und was er zu guter Stunde als Kolorit leisten
konnte, das begrenzt das ausgezeichnete Bildnis seiner Frau, das
die Hirschsprung’sche Sammlung besitzt. Nur kurz inag schiieß-
lich daran erinnert seiti, daß Ancher iinmer den eigentlichen Mittel-
punkt jener „Skagen-Schule“ gebildet hat, die in der Geschichte
der neueren dänischen Malerei keine geringe Rolle gespielt hat.
Kröger, Tuxon, Locher, Viggo Johansen, die Norweger Thaulow
und Krogh, der Schwede Bjorck und noch so mancher andere such-
ten das schnell berühmt gewordene jütische Fischerdorf auf; sie
kamen, malten und gingen wieder; Ancher aber war in Skagen
verheiratet und beheimatet und ist künstlerisch wie menschlich
völiig in diese karge Scholle eingewachsen.
Die eben erwähnte Hirschsprung’sche Samm-
lung hat ein Jubiläum feiern können. Am 1. Juli waren 25 Jahre
verflossen, seitdem der Tabakfabrikant Heinrich Hirschsprung und
seine Frau ihre Kunstsammlung dem Staate zum Geschenk mach-
ten. Bedingung der Schenkung war, daß die Sammlung als unteil-
bares Ganze in eigenem Hause aufzustellen sei; aber erst 1911 war
der Bau fertiggestellt, dessen Meister Professor Storck ist. Der
Bau, der als eine Musterleistung moderner Museumsarchitekten an-
erkannt ist, nimmt aufs feinste Riicksicht auf die Natur der Samm-
lung, in der Werke intimen Charakters iiberwiegen; doch ist ein
Hauptsaal für Joachim Skovgaards prachtvolle Entwürfe zu seinen
Gemälden im Dome zu Ribe aufgeführt. Die Aufstellung der Werke
hat noch Emil Hannover, der erste Direktor der Sammlung, gelei-
tet; jetzt untersteht sie Carl V. Petersen. Sie ist eines der nicht
eben zahlreichen Museen, die kunstgeschichtlich fruchtbar und be-
deutend sind, zugleich aber auch einen ungetrübten ästhetischen
Genuß bieten.
Apropos: Skovgaard, der greise Meister, steht vor der
Vollendung seines jüngsten Großwerkes, der Mosaikdekoration der
Apsis des ehrwürdigen Domes zu Lund, an der er in Gemeinschaft
mit einem Stabe von Mitarbeitern seit 1924 geschafft hat. Das
Thema bildet das jüngste Gericht; die Hauptfigur ist ein mächtiger
Christus in der Herrlichkeit, der die Hand segnend erhebt. Denn
auch hier hat Skovgaard das Schreckliche vermieden und vielmehr
die letzte große Versöhnung und Erlösung als Motiv gewähit.
Das Nationalmuseum in Stockholm hat anläßlich des 150. Ge-
burtstages des Malers Per Kraft des Jüngeren eine inter-
essante Ausstellung seiner Werke veranstaltet. Der jüngere Kraft
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