Holzschnittkunst von Moroni und Bramanti. Für N o r -
wegen wirken vornehmlich Graphiker wie Bcrnt
Grönvold und Andersen. In S p a n i e n zeigt sich
der Radiercr Gill hervorragend. Ueberall ist die
Graphik, so gut und so fortschrittlich sie ist, kein aus-
reichender Ersatz für die auffälligen Versager im Buch-
einband. England zeigt sich darin besonders kon-
servativ, ebenso wie A m e r i k a , die rein typogra-
phischen Leistungen sind gut, ohne überwältigend zu
sein, zu viel Klassizismus, auch ist die Separatausstel-
lung Ricketts geradezu ein Symbol. Wenn die Typo-
graphie nüchtern ist, sind die graphischen Werke um
so kecker, nicht Rackham, aber Bliß, Kauffer, Nash
sind zu erwähnen. Im Einband ist auch I) ä n e m a r k
merkwürdigerweise stehen geblieben. Die Einbände
Frankreichs gar sind die partie honteuse seiner
Abteilung, typographisch bleibt es indifferent, graphisch
entfaltet es sich dagegen mit einem erstaunlichen
Ueberschwang in allen Nuancen des modernen Stils.
Hier ist alles espritvoll, graziös, rassig, man denkt an
Laboureur, Laurencin, Cocteau, Barbier, Guerin —
nicht an Dulac. .) a p a n bringt bedenkliche europäi-
sierende Buchkunstwirkungen hervor. In Kreidolf,
Hoppler, Thormann, Kammüller hat die Schweiz
ausgezeichnete Graphiker, sonst fehlt es etwas an selb-
ständigen Impulsen. Die B e 1 g i e r haben in
Masereel, Cantre, Minne, Tijtgat vortreffliche Führer-
persönlichkeiten modernen Gepräges. Unvergleichlich
stärker auf die Type gestellt ist H o 11 a n d , hier steht
de Roos im Mittelpunkt der Schriftbewegung; der Cha-
rakter holländischer Buchkunst ist javanisch-indisch-
orientalisch nicht unbeeinflußt. Höchste üriginalität
im Schriftwesen bringt daneben mit Lorisch und Junk
() e s t e r r e i ch zum Ausdrucke; hier erheben sich
auch die kunstvollen Einbände erheblich über das son-
stige Niveau. Höchst kultiviert ist die Buchkunst
Sch wedens, in der Kumlien (neben Schonberg und
Hjortzberg) voransteht. U n g a r n besitzt in Ludwig
Kozma, Albert Kner und Grof stärkste dekorative
Buchtalente. Zum Uebcrraschendsten der Ausstellung
gehört die frische volkstümliche Kraft, mit der sich
P o 1 e n und die T schechoslo wakei der Buch-
kunst zugewendet haben, dort dominiert Poltawski als
Schriftkünstler und Graphiker, hier ist man schon zur
Schöpfung eigener nationaler Typen übergegangen. Itn
Buchstil schafft sich das nationale Temperament Raum.
R u ß 1 a n d erscheint verwirrend laut, gellend plakat-
mäßig mit seinen heftigen Broschurumschlägen der
Kollektivpropaganda, verbohrt mit seinen expressio-
nistischen Kinderbüchern, dazwischen wird aber immer
wieder die alte Kultur des russischen Biedermeier sicht-
bar, in überaus interessanten Holzschnitten, und gerade
solches ist apart zum Expressionismus weiterent-
wickelt. Das interessante Gesamtbild der Nationen
wird vervollständigt von der von Karl Hobrecker
zusammengestellten Schau „Das Kinderbuch
a 11 e r V ö 1 k e r“ — den bedeutenden Graphikern der
Nationen begegnet mau liier noch einmal. Die große
Verschiedenheit von Schrift, Druck und Einband tritt
hier zurück, so wird alles versöhnender, einheitlicher, in
der Seele des Kindes sich zusammenfindend. Man kehrt
nach dem Durchschreiten der Ausstellung gern gerade
in diese Abteilung zurück, um die Leistungen der Völker
in gedämpften Variationen nochmals auf sich einwirken
zu lassen.
Die JvtaxtmtUancAusffeUurig in Parts
uon
1- BaimotosfU s Patns
|n der Galerie des „Jeu de Paume“, wo sonst die
1 wenig erfreuliche ausländische Abteilung des Luxem-
burgmuseums zu sehen ist, wurde während zwei
Monate eine interessante und für Paris durchaus unge-
wöhnliche Ausstellung untergebracht. Sie führte den
Namen „Les tresors de Maximilien“ und sollte die Kunst
am Hofe des Kaisers Maximitian veranschaulichen. Die
Mehrzahl der ausgestellten Objekte stammte aus den
Wiener Staatssammlungen, aber auch einige französi-
sche Museen, mit dem Louvre an der Spitze, konnten
manches Wertvolle beisteuern.
Die Hauptstücke dieser Ausstellung, die, eine
Neuigkeit für das Pariser Publikum, hier einen ungeteil-
ten Beifall ernteten, sind den deutschen Kunstfreunden
hinlänglich bekannt und bedürfen hier nur kurzer
Erwähnung.
Das berühmte Familienbildnis, in dem Bernhard
Strigel die Mitglieder der kaiserlichen Familie um 1515
porträtierte (Wiener Staatsgalerie), konnte hier ver-
glichen werden mit dem Familienbildnis des Jan
Cuspinian (Johann Spiesshatnmer), das Strigel nach
dem Vorbild der ersten Gruppe fünf Jahre später gemalt
hat. Dieses Bild stammt aus der Sammlung des Gra-
fen Wilczek (Schloß Kreuzenstein). Ein Bildnis der
Bianca Maria Sforza aus der Strigelschule (Wiener
Galerie) fand ein interessantes Vergleichsobjekt in
Ambrogio de Predis’ Porträt derselben Person (Louvre),
das letztere sein Gegenstück im Bildnisse Maximilians
von Ambrogio de Predis (Wiener Museum). Einige
Kinderbildnisse waren von besonderem Reiz: allen
voran Strigels Bildnis des 9jährigen Ludwig II von
Ungarn mit den meerfarbenen grünen Augen, dann die
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wegen wirken vornehmlich Graphiker wie Bcrnt
Grönvold und Andersen. In S p a n i e n zeigt sich
der Radiercr Gill hervorragend. Ueberall ist die
Graphik, so gut und so fortschrittlich sie ist, kein aus-
reichender Ersatz für die auffälligen Versager im Buch-
einband. England zeigt sich darin besonders kon-
servativ, ebenso wie A m e r i k a , die rein typogra-
phischen Leistungen sind gut, ohne überwältigend zu
sein, zu viel Klassizismus, auch ist die Separatausstel-
lung Ricketts geradezu ein Symbol. Wenn die Typo-
graphie nüchtern ist, sind die graphischen Werke um
so kecker, nicht Rackham, aber Bliß, Kauffer, Nash
sind zu erwähnen. Im Einband ist auch I) ä n e m a r k
merkwürdigerweise stehen geblieben. Die Einbände
Frankreichs gar sind die partie honteuse seiner
Abteilung, typographisch bleibt es indifferent, graphisch
entfaltet es sich dagegen mit einem erstaunlichen
Ueberschwang in allen Nuancen des modernen Stils.
Hier ist alles espritvoll, graziös, rassig, man denkt an
Laboureur, Laurencin, Cocteau, Barbier, Guerin —
nicht an Dulac. .) a p a n bringt bedenkliche europäi-
sierende Buchkunstwirkungen hervor. In Kreidolf,
Hoppler, Thormann, Kammüller hat die Schweiz
ausgezeichnete Graphiker, sonst fehlt es etwas an selb-
ständigen Impulsen. Die B e 1 g i e r haben in
Masereel, Cantre, Minne, Tijtgat vortreffliche Führer-
persönlichkeiten modernen Gepräges. Unvergleichlich
stärker auf die Type gestellt ist H o 11 a n d , hier steht
de Roos im Mittelpunkt der Schriftbewegung; der Cha-
rakter holländischer Buchkunst ist javanisch-indisch-
orientalisch nicht unbeeinflußt. Höchste üriginalität
im Schriftwesen bringt daneben mit Lorisch und Junk
() e s t e r r e i ch zum Ausdrucke; hier erheben sich
auch die kunstvollen Einbände erheblich über das son-
stige Niveau. Höchst kultiviert ist die Buchkunst
Sch wedens, in der Kumlien (neben Schonberg und
Hjortzberg) voransteht. U n g a r n besitzt in Ludwig
Kozma, Albert Kner und Grof stärkste dekorative
Buchtalente. Zum Uebcrraschendsten der Ausstellung
gehört die frische volkstümliche Kraft, mit der sich
P o 1 e n und die T schechoslo wakei der Buch-
kunst zugewendet haben, dort dominiert Poltawski als
Schriftkünstler und Graphiker, hier ist man schon zur
Schöpfung eigener nationaler Typen übergegangen. Itn
Buchstil schafft sich das nationale Temperament Raum.
R u ß 1 a n d erscheint verwirrend laut, gellend plakat-
mäßig mit seinen heftigen Broschurumschlägen der
Kollektivpropaganda, verbohrt mit seinen expressio-
nistischen Kinderbüchern, dazwischen wird aber immer
wieder die alte Kultur des russischen Biedermeier sicht-
bar, in überaus interessanten Holzschnitten, und gerade
solches ist apart zum Expressionismus weiterent-
wickelt. Das interessante Gesamtbild der Nationen
wird vervollständigt von der von Karl Hobrecker
zusammengestellten Schau „Das Kinderbuch
a 11 e r V ö 1 k e r“ — den bedeutenden Graphikern der
Nationen begegnet mau liier noch einmal. Die große
Verschiedenheit von Schrift, Druck und Einband tritt
hier zurück, so wird alles versöhnender, einheitlicher, in
der Seele des Kindes sich zusammenfindend. Man kehrt
nach dem Durchschreiten der Ausstellung gern gerade
in diese Abteilung zurück, um die Leistungen der Völker
in gedämpften Variationen nochmals auf sich einwirken
zu lassen.
Die JvtaxtmtUancAusffeUurig in Parts
uon
1- BaimotosfU s Patns
|n der Galerie des „Jeu de Paume“, wo sonst die
1 wenig erfreuliche ausländische Abteilung des Luxem-
burgmuseums zu sehen ist, wurde während zwei
Monate eine interessante und für Paris durchaus unge-
wöhnliche Ausstellung untergebracht. Sie führte den
Namen „Les tresors de Maximilien“ und sollte die Kunst
am Hofe des Kaisers Maximitian veranschaulichen. Die
Mehrzahl der ausgestellten Objekte stammte aus den
Wiener Staatssammlungen, aber auch einige französi-
sche Museen, mit dem Louvre an der Spitze, konnten
manches Wertvolle beisteuern.
Die Hauptstücke dieser Ausstellung, die, eine
Neuigkeit für das Pariser Publikum, hier einen ungeteil-
ten Beifall ernteten, sind den deutschen Kunstfreunden
hinlänglich bekannt und bedürfen hier nur kurzer
Erwähnung.
Das berühmte Familienbildnis, in dem Bernhard
Strigel die Mitglieder der kaiserlichen Familie um 1515
porträtierte (Wiener Staatsgalerie), konnte hier ver-
glichen werden mit dem Familienbildnis des Jan
Cuspinian (Johann Spiesshatnmer), das Strigel nach
dem Vorbild der ersten Gruppe fünf Jahre später gemalt
hat. Dieses Bild stammt aus der Sammlung des Gra-
fen Wilczek (Schloß Kreuzenstein). Ein Bildnis der
Bianca Maria Sforza aus der Strigelschule (Wiener
Galerie) fand ein interessantes Vergleichsobjekt in
Ambrogio de Predis’ Porträt derselben Person (Louvre),
das letztere sein Gegenstück im Bildnisse Maximilians
von Ambrogio de Predis (Wiener Museum). Einige
Kinderbildnisse waren von besonderem Reiz: allen
voran Strigels Bildnis des 9jährigen Ludwig II von
Ungarn mit den meerfarbenen grünen Augen, dann die
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