Fließende, Unruhige eher dem Ge'istigen gemäß ist, das
er geben will; doch auch in einigen Terrakottaköpfen ist
es ihm überraschend gut gelungen, Geistiges in Form
zu iibersetzen.
Ich glaube, dieser Bildhauer muß seinen Modellen
ein wenig geistig wahlverwandt sein, muß irgendwie in
Kontakt mit ihnen stehen: das erst gibt 'ihm die Kraft,
ihr „Wesen“ ganz zu erfässen.
Laurent
F. Keller
Junge Chinesin
Bronze
PüofcfTot? Dü. Ludiütg Dacmßacdtet? f
Am 18. Oktober ist Professor Dr. Ludwig Darmstaedter,
der hervorragende Berliner Gelehrte und Sammler im 82. Lebens-
jahre gestorben. Im Oktober-Uoppelheft des „Kunstwanderers“,
dessen Freund und Mitarbeiter er seit der Gründung unserer Zeit-
schrift gewesen ist, vermerkten wir noch mit besonderer Freude,
daß Professor Darmstaedter nach langer Krankheit wieder seinen
wissenschaftlichen und kiinstlerischen Arbeiten leben konnte. Kaum
genesen, schrieb er fiir den „Kunstwanderer“ eine Serie von Auf-
sätzen iiber „Die Baumeister im alten Italien“, ,und den ersten
dieser Aufsätze haben wir noch einige Tage vor dem unerwarteten
Hinscheiden des bedeutenden Gelehrten im „Kunstwanderer“ ver-
öffentlichen können. Die iibrigen zwei Aufsätze werden in den
nächsten Heften unserer Zeitsohrift folgen.
M,it Professor Dr. Ludwig Darmstaedter scheidet eine mar-
kante Persönlichkeit von hohen Meriten aus dem wissenschaftlichen
und künstlerischen Leben Berlins. Als er am 9. August 1926 achtzig
Jahre alt wurde, feierte man ihn als den hochherzigen Stifter der
Dokumentensammlung, die ta der preußischen Staatsbibliothek sei-
nen Namen trägt, und als den erfolgreichen Berliner Sammler, der
durch seine griindliche Kenntnis des alten europäischen Porzellans
und sein erfolgreiches Aufspüren der Seltenheiten dieses Gebietes
auch den Forschern von Beruf und der musealen Arbeit wert'volle
Dienste geleistet hat. Er selbst war ja auch lange Zeit Mitglied
der Ankaufskommission des Berliner Kunstgewerbemuseums, und
daß er überdies zur Bereicherung der Museumsschätze beitrug, be-
weisgn mehrere hervorragende Stiicke des Porzellans, die, wie
zum Beispiel die kostbare Pygmalion-Gruppe aus Sevres-Biskuit,
als Schenkungen Darmstaedters im Schloßmuseum zu Berlin stehen.
Man erinnert sich, daß seine Porzellansammlung,
die eine Studiensammlung ersten Ranges war, im Friihjahr 1925
beii Lepke versteigert worden ist. Nur die wirtschaftlichen Ver-
hältnisse zwangen damals den Kunstfreund, sich von seinen alten
Figuren, Gruppen und Servicen zu trennen. Ein halbes Jahrhun-
dert lang hatte er Porzellan gesammelt, und es war ihm, dem
großen Kenner des Porzellans, gleich anderen prominenten Berliner
Sammlern, nicht leicht zumute, als seine Kostbarkeiiten in die weite
Welt gingen. Aber er hatte wenigstens die Genugtuung, daß
gleichsam als Monument seiner Sammeltätigkeit der große, wissen-
schaftlich bearbeitete Katalog von Professor Dr. Ludwdg Schnorr
von Carolsfeld erscheinen konnte, der für alle Freunde und For-
scher des Porzellans immer ein wichtiges Nachschlagewerk blei-
ben wird.
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er geben will; doch auch in einigen Terrakottaköpfen ist
es ihm überraschend gut gelungen, Geistiges in Form
zu iibersetzen.
Ich glaube, dieser Bildhauer muß seinen Modellen
ein wenig geistig wahlverwandt sein, muß irgendwie in
Kontakt mit ihnen stehen: das erst gibt 'ihm die Kraft,
ihr „Wesen“ ganz zu erfässen.
Laurent
F. Keller
Junge Chinesin
Bronze
PüofcfTot? Dü. Ludiütg Dacmßacdtet? f
Am 18. Oktober ist Professor Dr. Ludwig Darmstaedter,
der hervorragende Berliner Gelehrte und Sammler im 82. Lebens-
jahre gestorben. Im Oktober-Uoppelheft des „Kunstwanderers“,
dessen Freund und Mitarbeiter er seit der Gründung unserer Zeit-
schrift gewesen ist, vermerkten wir noch mit besonderer Freude,
daß Professor Darmstaedter nach langer Krankheit wieder seinen
wissenschaftlichen und kiinstlerischen Arbeiten leben konnte. Kaum
genesen, schrieb er fiir den „Kunstwanderer“ eine Serie von Auf-
sätzen iiber „Die Baumeister im alten Italien“, ,und den ersten
dieser Aufsätze haben wir noch einige Tage vor dem unerwarteten
Hinscheiden des bedeutenden Gelehrten im „Kunstwanderer“ ver-
öffentlichen können. Die iibrigen zwei Aufsätze werden in den
nächsten Heften unserer Zeitsohrift folgen.
M,it Professor Dr. Ludwig Darmstaedter scheidet eine mar-
kante Persönlichkeit von hohen Meriten aus dem wissenschaftlichen
und künstlerischen Leben Berlins. Als er am 9. August 1926 achtzig
Jahre alt wurde, feierte man ihn als den hochherzigen Stifter der
Dokumentensammlung, die ta der preußischen Staatsbibliothek sei-
nen Namen trägt, und als den erfolgreichen Berliner Sammler, der
durch seine griindliche Kenntnis des alten europäischen Porzellans
und sein erfolgreiches Aufspüren der Seltenheiten dieses Gebietes
auch den Forschern von Beruf und der musealen Arbeit wert'volle
Dienste geleistet hat. Er selbst war ja auch lange Zeit Mitglied
der Ankaufskommission des Berliner Kunstgewerbemuseums, und
daß er überdies zur Bereicherung der Museumsschätze beitrug, be-
weisgn mehrere hervorragende Stiicke des Porzellans, die, wie
zum Beispiel die kostbare Pygmalion-Gruppe aus Sevres-Biskuit,
als Schenkungen Darmstaedters im Schloßmuseum zu Berlin stehen.
Man erinnert sich, daß seine Porzellansammlung,
die eine Studiensammlung ersten Ranges war, im Friihjahr 1925
beii Lepke versteigert worden ist. Nur die wirtschaftlichen Ver-
hältnisse zwangen damals den Kunstfreund, sich von seinen alten
Figuren, Gruppen und Servicen zu trennen. Ein halbes Jahrhun-
dert lang hatte er Porzellan gesammelt, und es war ihm, dem
großen Kenner des Porzellans, gleich anderen prominenten Berliner
Sammlern, nicht leicht zumute, als seine Kostbarkeiiten in die weite
Welt gingen. Aber er hatte wenigstens die Genugtuung, daß
gleichsam als Monument seiner Sammeltätigkeit der große, wissen-
schaftlich bearbeitete Katalog von Professor Dr. Ludwdg Schnorr
von Carolsfeld erscheinen konnte, der für alle Freunde und For-
scher des Porzellans immer ein wichtiges Nachschlagewerk blei-
ben wird.
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