PoüEeüan = Cbtnotfeüten
oon
Qu{fao 6. PaEauuek. — Stuttgact
Jnsere Kenntnisse vom alten Forzellan erweitern
und vertiefen sicli beständig. Obwohl über
unsere erste und heute noch führende Fabrik Meißen
jedes Jahr neue Bücher und Aufsätze erscheinen, bleibt
sie immer noch ein weites Betätigungsgebiet, das
unsere Spezialisten eifrig beackern. Während bisher
die Figuren weitaus das meiste Jnteresse in Anspruch
nahmen, sind es seit der letzten Zeit auch immer mehr
die alten Porzellangefäße, die nicht nur wegen ihrer
Form, sondern noch viel mehr wegen ihres Schmuckes
eine erhöhte Beachtung finden, was ja durchaus begreif-
lich erscheint, weil hier mehr interessante Unika oder
seltene Ueberraschungen auftreten, während die natür-
lich meist sehr häufig ausgeformten Modelle zum guten
Teile bereits längst als bekannt vorausgesetzt
werden können.
Aber um wirklich neue Ergebnisse aus der Ge-
schichte unseres Porzellans zu gewinnen, muß man sich
mit besonderer Licbe in diesen Gegenstand vcrsenken
und sich womöglich eine begrenzte Unterabteilung als
Spezialität auswählen, die leichter übersichtlich bleibt.
Aucii für Sammler bietet eine präzise Beschränkung
auf cin Speziaigebiet einen erhöhten Genuß, da nur auf
genau umgrenztem Feld bei Vermeidung jeglicher Zer-
splitterung wertvolle Resultate erwartet wcrden
können.
So ist es bekannt, daß Herr Georg Wilhelm
Schulz in Leipzig sich im letzten Jahrzehnt zum
ersten Spezialisten der Chinoiserien empor-
geschwungen hat. Es sind das jene vielfach ganz selt-
samen und den noch äußerst mangelhaften Vorstellun-
gen entlcgener Kulturen entsprechenden Darstellungen,
die, gewöhnlich unter Zugrundelegung von Kupfer-
stichen aus den damaligen phantastischen Reisewerken
entstanden, als kunstgewerblicher Schmuck der ver-
schiedensten Stoffgruppen eiue so große Rolle spielteu.
Weitaus die wertvoilsten Chinoiserien selien wir auf
früliem Porzeilan und ganz besonders auf Meißner
Porzellan der Jahrzehnte 1720—1740, als J. Gregor
H ö r o 1 d t zuerst selbst als Maler dann als Direktor
und ürganisator die erste Violine spielte. Und aus die-
sem Kreise stammen auch die im Besitz von G. W.
Schulz befindlichen Entwurfszeichnungen, die den Aus-
gangspunkt seiner bereits wiederholt veröffentlichten
Studien gebildet haben. Aber das Matcrial ist über die
ganze Wclt zerstreut. Frühe Meißner Porzellane der
Höroldt-Zeit, zuerst mit radierten Goldchinoiserien,
dann mit jenen so zarten und doch so bunten Bildchen,
die die Freude der sclion in der zweiten Hälfte der 20cr
Jahre erreichten mannigfaltigen Farbenpalette so gut
zum Ausdruck bringt, sind in ailen guten Kunst-
gewerbemuseen und Privatsammlungen gescliätzt, so
daß es dem Leipziger Forscher 'nicht leicht wird, die
Beziehungen zu den Skizzen wie zu dfen Kupferstichen
überall zu verfolgen.
Und doch gibt es eine Stelle, die in dieser Speziali-
tät alle auch alten öffentlichen und privaten Sammlun-
Koppchen und Untertasse. Meißen, um 1730
Sammlung Margarete und Franz Oppenheimer, Berlin
gen weit hinter sich läßt, obwohl sie noch auf keine
allzuiange Dauer zurückblicken kann. Es ist dies die
Sammlung des Ehepaares Dr. Franz und Margarete
O p p e n lt e i m e r in Berlin (Regentenstraße). In
eincm vornehmen ruhigen Familienhaus, das auch in
allen anderen Räumeri feinste Lebenskultur offenbart,
steht in einem großen Saale in raffiniert gebauten und
beleuchteten, cleganten Sciiränken eine Sammlung, die
derzeit nicht einmal 500 Stücke umfaßt und doch schon
zu den wichtigsten Porzellansammlungen, die wir über-
haupt besitzen, gehört. C.erade in der Beschränkung
auf Meißen und zwar lediglich auf Chinoiserien der
Böttgcr- und Höroldt-Zeit kam hier durcli die liebevolle
Pflege, in der beide Ehegatten miteinander wetteifern,
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Qu{fao 6. PaEauuek. — Stuttgact
Jnsere Kenntnisse vom alten Forzellan erweitern
und vertiefen sicli beständig. Obwohl über
unsere erste und heute noch führende Fabrik Meißen
jedes Jahr neue Bücher und Aufsätze erscheinen, bleibt
sie immer noch ein weites Betätigungsgebiet, das
unsere Spezialisten eifrig beackern. Während bisher
die Figuren weitaus das meiste Jnteresse in Anspruch
nahmen, sind es seit der letzten Zeit auch immer mehr
die alten Porzellangefäße, die nicht nur wegen ihrer
Form, sondern noch viel mehr wegen ihres Schmuckes
eine erhöhte Beachtung finden, was ja durchaus begreif-
lich erscheint, weil hier mehr interessante Unika oder
seltene Ueberraschungen auftreten, während die natür-
lich meist sehr häufig ausgeformten Modelle zum guten
Teile bereits längst als bekannt vorausgesetzt
werden können.
Aber um wirklich neue Ergebnisse aus der Ge-
schichte unseres Porzellans zu gewinnen, muß man sich
mit besonderer Licbe in diesen Gegenstand vcrsenken
und sich womöglich eine begrenzte Unterabteilung als
Spezialität auswählen, die leichter übersichtlich bleibt.
Aucii für Sammler bietet eine präzise Beschränkung
auf cin Speziaigebiet einen erhöhten Genuß, da nur auf
genau umgrenztem Feld bei Vermeidung jeglicher Zer-
splitterung wertvolle Resultate erwartet wcrden
können.
So ist es bekannt, daß Herr Georg Wilhelm
Schulz in Leipzig sich im letzten Jahrzehnt zum
ersten Spezialisten der Chinoiserien empor-
geschwungen hat. Es sind das jene vielfach ganz selt-
samen und den noch äußerst mangelhaften Vorstellun-
gen entlcgener Kulturen entsprechenden Darstellungen,
die, gewöhnlich unter Zugrundelegung von Kupfer-
stichen aus den damaligen phantastischen Reisewerken
entstanden, als kunstgewerblicher Schmuck der ver-
schiedensten Stoffgruppen eiue so große Rolle spielteu.
Weitaus die wertvoilsten Chinoiserien selien wir auf
früliem Porzeilan und ganz besonders auf Meißner
Porzellan der Jahrzehnte 1720—1740, als J. Gregor
H ö r o 1 d t zuerst selbst als Maler dann als Direktor
und ürganisator die erste Violine spielte. Und aus die-
sem Kreise stammen auch die im Besitz von G. W.
Schulz befindlichen Entwurfszeichnungen, die den Aus-
gangspunkt seiner bereits wiederholt veröffentlichten
Studien gebildet haben. Aber das Matcrial ist über die
ganze Wclt zerstreut. Frühe Meißner Porzellane der
Höroldt-Zeit, zuerst mit radierten Goldchinoiserien,
dann mit jenen so zarten und doch so bunten Bildchen,
die die Freude der sclion in der zweiten Hälfte der 20cr
Jahre erreichten mannigfaltigen Farbenpalette so gut
zum Ausdruck bringt, sind in ailen guten Kunst-
gewerbemuseen und Privatsammlungen gescliätzt, so
daß es dem Leipziger Forscher 'nicht leicht wird, die
Beziehungen zu den Skizzen wie zu dfen Kupferstichen
überall zu verfolgen.
Und doch gibt es eine Stelle, die in dieser Speziali-
tät alle auch alten öffentlichen und privaten Sammlun-
Koppchen und Untertasse. Meißen, um 1730
Sammlung Margarete und Franz Oppenheimer, Berlin
gen weit hinter sich läßt, obwohl sie noch auf keine
allzuiange Dauer zurückblicken kann. Es ist dies die
Sammlung des Ehepaares Dr. Franz und Margarete
O p p e n lt e i m e r in Berlin (Regentenstraße). In
eincm vornehmen ruhigen Familienhaus, das auch in
allen anderen Räumeri feinste Lebenskultur offenbart,
steht in einem großen Saale in raffiniert gebauten und
beleuchteten, cleganten Sciiränken eine Sammlung, die
derzeit nicht einmal 500 Stücke umfaßt und doch schon
zu den wichtigsten Porzellansammlungen, die wir über-
haupt besitzen, gehört. C.erade in der Beschränkung
auf Meißen und zwar lediglich auf Chinoiserien der
Böttgcr- und Höroldt-Zeit kam hier durcli die liebevolle
Pflege, in der beide Ehegatten miteinander wetteifern,
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