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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Juniheft
DOI Artikel:
Vogel, Hans: Ein neues Heimatmuseum in Thüringen
DOI Artikel:
Die Ereignisse des Kunstmarktes / Um Dürers "Rosenkranzfest2 / Aus der Museumswelt / Wallraf-Richartz-Gesellschaft / Die Musikbibliothek Wolffheim / Kunstausstellungen / Sächsischer Kunstverein zu Dresden / Ein amerikanisches Buch und die deutschen Kunstgewerbemuseen / Raffaels große Cowper-Madonna
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0462

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Wänden der für das Schmiede-Eisen bestimmten Zimmer
entlang. Bei der Anordnung der umfangreichen Samm-
lungen wurde auf größte Uebersichtliclikeit Wert gelegt,
in den der heimischen vergangenen Kultur gewidmeten
Räumen alle falsche Romantik vermieden.

Die beachtlichen Bestände sind zutn größten Teil
Schenkungen des vor einigen Jahren verstorbenen Fabri-
kanten Paul Blell. dessen bedeutende private Sammlung
europäischer Waffen in Zeulenroda im Besitze der Erben
erhalten ist. Für den öffentlichen Besitz seiner Vater-
stadt hat Blell aus eigenen Mitteln vor allem Arbeiten in
Schmiede-Eisen und Eisenkunstguß gesammelt. Spät-
gotische Kassetten und Schlösser mit aufgelegten Maß-
werkornamenten, reich geätzte Renaissance-Kästen,
zahlreiche getriebene, gravierte oder geätzte Schlösser
des Barock, Fenstergitter, Grabkreuze, Oberlichtgatter,
Aushänge-Schilder aus verschiedenen Jahrhunderten,
Berliner Eisengußarbeiten der Biedermeierzeit. Unter
den Holzschnitzereien, die meist bäuerlichen thürin-
gischen Ursprungs, ragt eine ausdrucksvolle Kreuz-

abnahme aus süddeutschem Altarschrein der Spätgotik,
einige Renaissance - Buchsbaummedaillons nürnbergi-
scher oder augsburgischer Herkunft, eine kleine Pietä
des mitteldeutschen Barock hervor. Beim Porzellati,
den Fayencen und Gläsern überwiegen thüringische
Produkte des 18. und 19. Jahrhunderts. Reich sitid die
Gruppen des sächsischen Steinzeugs, des vogtländischen
Zinns, der thüringischen Spielsachen vertreten. Unter
dert Gemälden ist das Bildnis eines preußischen Fürsten
von Antoine Pesne und das Porträt des aus Zeulenroda
gebürtigen Malers Ehregott Grünler von Joh. Peter
Hasenclever besonders erwähnenswert. Die bäuerliche
und handwerkliche Kultur der Vergangenheit kornmt in
einetri Trachtenzimmer, einetn lnnungszimmer, einer
Strumpfwirkerstube, in zahlreichen Möbeln und Gerät-
schaften zum Ausdruck.

Wünschenswert wäre, daß ähnlich wie Zeulenroda,
bald auch andere Klein- oder Mittelstädte ihre Orts-
museen im Sinne neuzeitiicher Museumsaufstellung
umgestalten ließen.

Dte GccignilTe des Kunhmacktes.

jvtilUonen füt? dic Huldßhtnsky = Sammlung.

Die Auktion der Berliner Sammlung Oskar Huldschinsky, die
von Paul C a s s i r e r und Hugo H e 1 b i n g in Berlin veranstaltet
wurde, war ein großes Kunstmarktereignis von internationaler
Tragweite. Selbst in London und Paris erlebte man bisher noch bel
keiner bedeutenden Auktion, ausgenommen die jüngste Holford-
Auktion, einen so außerordentlichen Andrang, wde bei diesem Berli-
ner Kunstunternehmen. Weit über tausend Menschen mochten im
Saale gewesen sein. Alle Sitzplätze waren besetzt und in den
Seitengängen sowie kn „Stehparktett* drängten sich die Damen und
Herren schon e-ine Viertelstunde vor dem Anfang der Versteigerung
oft so beängstigend, daß die Polizei in den Saal genomtnen wurde,
um da und dort Ordnung zu schaffen. Und in keiner internationalen

Auktion von London, Paris, Amsterdam und Berlin gab es eine so
starke Teilnahme der internationalen Kunstkreise, wie an dieser
Berliner Versteigerung.

Alle die großen internationalen Sammiler und Kuntshändler
waren neben den großen Kunsthändlern aus dem Reiche nach Berlin
gekommen. In den ersten Sitzreihen saßen rund um den General-
direktor der staatlichen Museen Berlins, Geheimrat Prof. Dr.
Wllhelm Waetzoldt und um den Direktor des Kupferstich*
Kabinetts Geheimrat Dr. Max J. Friedländer die Herren von
den Beriliner Museen. Man sah, soweit es eben möglich war, bei
dieser Riesenmenge die „Köpfe“ zu beobachten, den Direktor des
Schloßinuseums Berlin, l-’rof. Dr. Robert Schmidt, ferner Prof.

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