Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 9./10.1927/28
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0391
DOI issue:
1./2. Maiheft
DOI article:Waetzoldt, Wilhelm: Goya-Tage in Madrid
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Qoya^Tage in jviadüid
oon
lÜUbetm IDaeboldt
Es sind die Jahre der großen Jubiläen. Eine Schar
vor hundert Jahren gestorbener Helden des Getistes
umgibt uns. Von Beethoven, dessen Zentenarfeier wir
im vorigen Jahre begingen, schweift das Erinnern über
Schubert (t 1828) voraus zu Hegels Gedenktag (1831)
und bis zum Goethejubiläum (1832) hin. Mitten in dieser
stolzen Reihe derer, die um das Jahr 1800 Führer waren,
steht die als Mensch wie als Kiinstler gleich fesselnde
Figur des Spaniers Goya.
Sein Vaterland, und besonders die Hauptstädte sei-
nes Wirkens Madrid und Zaragoza, haben eben das
„Centenario de Goya“ festlich und unter Teilnahme von
Vertretern des ktinstlerischen und kunstwissenschaft-
lichen Lebens aus neun europäischen Ländern begangen.
Madrid bereitete dem großen Sohne des kleinen
Fuendetodos, dessen Name schon lange auf der Tafel der
Unsterblichen der spanischen Nation steht, die schönste
Ehrung, die es für einen Kiinstler geben kann: Madrid
ließ Goyas Genie in seinen Werken sich von Neuem
offenbaren. Musterhaft vorbereitete und organisierte
Ausstellungen seiner Gemälde, Zeichnungen und Radie-
rungen, wozu noch eine Auswahl der Teppiche nach
Goyas Kartons und die Neuaufstellung der Teppich-
kartons kommen, bringen auch denjenigen, die Goya zu
kennen glauben, Ueberraschungen genug.
Die Eröffnungsfeiern der neuen Goya-Räume im
^Prado-Museum, des Goya-Saales der Akademie von San
Fernando und der graphischen Ausstellung in der
Sociedad Espahola de Amigos del Arte waren ein-
gebettet in ein über sechs Tage sich erstreckendes
Jubiläumsprogramm. Den Auftakt, zugleich die wissen-
schaftliche Unterbauung dieser mehr oder minder deko-
rativen Veranstaltungen, bildete eine Festsitzung der
Akademie von San Fernando unter Vorsitz des Königs
(11. April), bei der Graf Romanones, Graf Gitneno und
der kunsthistorische Direktor des Prado-Museums
Sanchez Cantön vor einem sehr gewählten Kreise das
menschliche und künstlerische Bild Goyas hebevoll
zeichneten. Diesem Redekranze fügten dann die spani-
schen und ausländischen Tischredner der nächsten Tage,
von denen der Ministerpräsident Primo de Riveira wohl
der interessanteste war, noch manches Lorbeerblatt
hinzu. Die „Junta Nacional del Centenario de Goya“,
an ihrer Spitze der Herzog von Alba, fiihrte die Festteil-
nehmer zu dem wiederhergestellten reizenden Land-
schlößchen de la Moncloa, in dessen klassizistisch deko-
rierten Räumen sich eine Episode des an Liebe wie an
Kunst so reichen Lebens Goyas abgespielt hat. In San
Antonio de la Florida, wo von den Gewölben die Gestal-
ten der himmlisch-irdischen Engelsgestalten Goyas
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lÜUbetm IDaeboldt
Es sind die Jahre der großen Jubiläen. Eine Schar
vor hundert Jahren gestorbener Helden des Getistes
umgibt uns. Von Beethoven, dessen Zentenarfeier wir
im vorigen Jahre begingen, schweift das Erinnern über
Schubert (t 1828) voraus zu Hegels Gedenktag (1831)
und bis zum Goethejubiläum (1832) hin. Mitten in dieser
stolzen Reihe derer, die um das Jahr 1800 Führer waren,
steht die als Mensch wie als Kiinstler gleich fesselnde
Figur des Spaniers Goya.
Sein Vaterland, und besonders die Hauptstädte sei-
nes Wirkens Madrid und Zaragoza, haben eben das
„Centenario de Goya“ festlich und unter Teilnahme von
Vertretern des ktinstlerischen und kunstwissenschaft-
lichen Lebens aus neun europäischen Ländern begangen.
Madrid bereitete dem großen Sohne des kleinen
Fuendetodos, dessen Name schon lange auf der Tafel der
Unsterblichen der spanischen Nation steht, die schönste
Ehrung, die es für einen Kiinstler geben kann: Madrid
ließ Goyas Genie in seinen Werken sich von Neuem
offenbaren. Musterhaft vorbereitete und organisierte
Ausstellungen seiner Gemälde, Zeichnungen und Radie-
rungen, wozu noch eine Auswahl der Teppiche nach
Goyas Kartons und die Neuaufstellung der Teppich-
kartons kommen, bringen auch denjenigen, die Goya zu
kennen glauben, Ueberraschungen genug.
Die Eröffnungsfeiern der neuen Goya-Räume im
^Prado-Museum, des Goya-Saales der Akademie von San
Fernando und der graphischen Ausstellung in der
Sociedad Espahola de Amigos del Arte waren ein-
gebettet in ein über sechs Tage sich erstreckendes
Jubiläumsprogramm. Den Auftakt, zugleich die wissen-
schaftliche Unterbauung dieser mehr oder minder deko-
rativen Veranstaltungen, bildete eine Festsitzung der
Akademie von San Fernando unter Vorsitz des Königs
(11. April), bei der Graf Romanones, Graf Gitneno und
der kunsthistorische Direktor des Prado-Museums
Sanchez Cantön vor einem sehr gewählten Kreise das
menschliche und künstlerische Bild Goyas hebevoll
zeichneten. Diesem Redekranze fügten dann die spani-
schen und ausländischen Tischredner der nächsten Tage,
von denen der Ministerpräsident Primo de Riveira wohl
der interessanteste war, noch manches Lorbeerblatt
hinzu. Die „Junta Nacional del Centenario de Goya“,
an ihrer Spitze der Herzog von Alba, fiihrte die Festteil-
nehmer zu dem wiederhergestellten reizenden Land-
schlößchen de la Moncloa, in dessen klassizistisch deko-
rierten Räumen sich eine Episode des an Liebe wie an
Kunst so reichen Lebens Goyas abgespielt hat. In San
Antonio de la Florida, wo von den Gewölben die Gestal-
ten der himmlisch-irdischen Engelsgestalten Goyas
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