Die ßeulinet? Docfetet? zxxm DüceüsQedenktag.
Dic AusticUung tn det? Akadcmtc det? Künfic.
In der Akademie der Kiinste zu Berlin ist bereits am 10. März
eine große Dürer-Ausstellung eröffnet worden. Sie bringt aus-
schließlich den Dürer-Besitz aus den Staatlichen Museen der
Reichshauptstadt. Zunächst die neun Qemälde des Meisters
aus dem Kaiser-Friedrich-Museum, das Bildnis Friedrichs des
Weisen (um 1495—1500), die Madonna mrt dem Zeisig (1506),
Dürers Frau Agnes (1506), das Bildnis einer jungen Frau aus der
gleichen Epoche, das Bildnis eines jungen Mädchen mit rotem
Barett (1507), die betende Maria von 1518, den Holzschuber von
1526, das Wappen der Holzschuher und Münzer, den Jacob Muffel
(1526) und das Martyrium des hl. Sebastian. Hierzu tritt noch
Dürers Bildnis der Elsbeth Tucher (1499) aus dem Besitz der
Qemäldegalerie in Kassel.
An die Qemälde des Berliner Museums, die sämtlich seit 1872,
dem Beginn der Wirksamkeit Wilhelm von Bodes an den
Museen, erworben worden sind, reihen sich in der Akademie die
Zeichnungen Dürers aus dem Besitz des Kupferstichkabinetts
Berlin, die unter Friedrich Lippmann gesammelt wurden,
und deren Zahl sich unter Lippmanns Nachfolger Max J. Fried-
1 ä n d e r noch erheblich vergrößert hat. Es ist die stattliche Zahl
von 101 Blättern. Und zu den Zeichnungen stößt das g e s a m t e
Holzschnitt- und Kupferstichwerk des Niirnberger
Meisters, das hier in der hohen Qualität und trefflichen Erhaltung
der Drucke an erster Stelle steht. „Im Wandel wird“, so schreibt
Max J. Friedländer im Vorwort zum Katalog der Berliner
Ausstellung, „die Persönlichkeit deutlich. Alle Regungen, Beobach-
tungen und Qedanken haben in der unendlichen Mannigfaltigkeit
der gedruckterr Blätter Form angenommen.“
Die Ausstellung in Berlin ist von dem Präsidenten der Aka-
demie Professor Dr. Max Liebermann mit einer Ansprache
eröffnet worden. „Einen innerlich wahreren Meister als Dürer“,
sagte Liebermann, „hat es nie gegeben. Daher ist er auch der
größte Naturalist in der Kunst. Wie Qoethe sagt: ,gerade das,
was ungebildeten Menschen am Kunstwerk als Natur auffällt, das
ist nicht Natur von außen, sondern der Mensch“ (Natur von innen!)
Mag Dürereinen Hirschkäfer oder eine Akelei malen, oder Tod
und Teufel, oder die Melancholie stechen, irnmer arbeitet er mit
derselben Treue und Hingebung, mit größter Naivität und größter
Virtuosität — was sich nicht etwa, wie oft gemeint wird, gegen-
seitig ausschließt, sondern vielmehr bedingt. Denn das Qenie
schließt die angeborene Virtuosität im Gebrauch der Mittel seiner
Kunst in sich ein.“
Auf die Ansprache des Präsidenten der Akademie folgtc ein
ausgezeichneter Vortrag des Qeneraldirektors der Staatlichen
Museen, Qeheimrat Professor Dr. Wilhelm Waetzoldt
über das Schaffen Albrecht Dürers und seine Stellung im Kunst-
leben und in der Kunstwissenschaft. Waetzoldt dankte in seinem
Vortrag auch Qeheimrat Dr. Max J. Friedländer, dem
Leiter des Kupferstichkabinetts Berlin, der die Anregung zur Aus-
stellung in der Akademie gegeben hat und hierbei von Exzellenz
üelieimrat Dr. Wilhelm von Bode unterstiitzt worden ist.
Nach Qeneraldirektor Waetzoldt sprach der Minister für Wissen-
schaft, Kunst und Volksbildung, Professor Dr. B e c k e r über
den „symbolischen Akt“, der sich mit der Berliner Dürer-Feier
vollziehe, und erklärte sodann die Ausstellung für eröffnet.
Dürer
Der verlorene Sohn
Kupfersticli
B. 28
Dürer-Katalog
der
Amslerdrucke
Amsler & Ruthardt
Berlin
Dct? UDeö des Leffet? Ucy.
Eut? AusffeUung in dev Kun{f Kammcr zu Bet?(in.
Don Adolpfi Donafb
Der Weg ist lang und führt bergan, immer wieder bergan.
Denn dieser Beriiner Maler steht niemais still, kein Mißerfolg
schreckt ihn, kein Erfolg befriedigt ihn. Aber dieser Weg des
Lesser Ury bildet heute schon, obgleich der Meister erst den
Siebenundsechzig entgegengeht, ein historisches Kapitel, und darum
möchte ich ganz kurz die wichtigsten Daten aus seinem Werden
vermerken, ehe ich zu jenen jüngsten Ergebnissen komme, die micli
veranlassen, seinen Weg zu verfolgen.
Er fängt frühzeitig an. 1878 ist er beim alten Müller in
Püsseldorf. Ein Jahr darauf bei Portaels in Brüssel. Und
Portaels, der ihm den ersten Preis im Aktmalen gibt, empfiehit ihn
an Bonnat in Paris, dieser an Lefebvre. In Paris (1880) malt Ury
seine ersten Straßenbilder. Von 1882 bis 1884 sitzt er dann in dem
vlämischen Dorfe Volluvet. Hier entstehen seine ersten natura-
listisch-impressionistischen Freilichtlandschaften; sie zeigen schon
den großen Koloristen.
Aber Volluvet genügt ilirn nicht. Er wandert jahrelang in
der Welt umher und siedelt sich schließlich Ende der Achtziger
Jahre in Berlin an, wo er schon mit zehn Jahren gewohnt hat.
Und für Berlin hat ihm wieder der Akademiedirektor von Brüssei,
341
Dic AusticUung tn det? Akadcmtc det? Künfic.
In der Akademie der Kiinste zu Berlin ist bereits am 10. März
eine große Dürer-Ausstellung eröffnet worden. Sie bringt aus-
schließlich den Dürer-Besitz aus den Staatlichen Museen der
Reichshauptstadt. Zunächst die neun Qemälde des Meisters
aus dem Kaiser-Friedrich-Museum, das Bildnis Friedrichs des
Weisen (um 1495—1500), die Madonna mrt dem Zeisig (1506),
Dürers Frau Agnes (1506), das Bildnis einer jungen Frau aus der
gleichen Epoche, das Bildnis eines jungen Mädchen mit rotem
Barett (1507), die betende Maria von 1518, den Holzschuber von
1526, das Wappen der Holzschuher und Münzer, den Jacob Muffel
(1526) und das Martyrium des hl. Sebastian. Hierzu tritt noch
Dürers Bildnis der Elsbeth Tucher (1499) aus dem Besitz der
Qemäldegalerie in Kassel.
An die Qemälde des Berliner Museums, die sämtlich seit 1872,
dem Beginn der Wirksamkeit Wilhelm von Bodes an den
Museen, erworben worden sind, reihen sich in der Akademie die
Zeichnungen Dürers aus dem Besitz des Kupferstichkabinetts
Berlin, die unter Friedrich Lippmann gesammelt wurden,
und deren Zahl sich unter Lippmanns Nachfolger Max J. Fried-
1 ä n d e r noch erheblich vergrößert hat. Es ist die stattliche Zahl
von 101 Blättern. Und zu den Zeichnungen stößt das g e s a m t e
Holzschnitt- und Kupferstichwerk des Niirnberger
Meisters, das hier in der hohen Qualität und trefflichen Erhaltung
der Drucke an erster Stelle steht. „Im Wandel wird“, so schreibt
Max J. Friedländer im Vorwort zum Katalog der Berliner
Ausstellung, „die Persönlichkeit deutlich. Alle Regungen, Beobach-
tungen und Qedanken haben in der unendlichen Mannigfaltigkeit
der gedruckterr Blätter Form angenommen.“
Die Ausstellung in Berlin ist von dem Präsidenten der Aka-
demie Professor Dr. Max Liebermann mit einer Ansprache
eröffnet worden. „Einen innerlich wahreren Meister als Dürer“,
sagte Liebermann, „hat es nie gegeben. Daher ist er auch der
größte Naturalist in der Kunst. Wie Qoethe sagt: ,gerade das,
was ungebildeten Menschen am Kunstwerk als Natur auffällt, das
ist nicht Natur von außen, sondern der Mensch“ (Natur von innen!)
Mag Dürereinen Hirschkäfer oder eine Akelei malen, oder Tod
und Teufel, oder die Melancholie stechen, irnmer arbeitet er mit
derselben Treue und Hingebung, mit größter Naivität und größter
Virtuosität — was sich nicht etwa, wie oft gemeint wird, gegen-
seitig ausschließt, sondern vielmehr bedingt. Denn das Qenie
schließt die angeborene Virtuosität im Gebrauch der Mittel seiner
Kunst in sich ein.“
Auf die Ansprache des Präsidenten der Akademie folgtc ein
ausgezeichneter Vortrag des Qeneraldirektors der Staatlichen
Museen, Qeheimrat Professor Dr. Wilhelm Waetzoldt
über das Schaffen Albrecht Dürers und seine Stellung im Kunst-
leben und in der Kunstwissenschaft. Waetzoldt dankte in seinem
Vortrag auch Qeheimrat Dr. Max J. Friedländer, dem
Leiter des Kupferstichkabinetts Berlin, der die Anregung zur Aus-
stellung in der Akademie gegeben hat und hierbei von Exzellenz
üelieimrat Dr. Wilhelm von Bode unterstiitzt worden ist.
Nach Qeneraldirektor Waetzoldt sprach der Minister für Wissen-
schaft, Kunst und Volksbildung, Professor Dr. B e c k e r über
den „symbolischen Akt“, der sich mit der Berliner Dürer-Feier
vollziehe, und erklärte sodann die Ausstellung für eröffnet.
Dürer
Der verlorene Sohn
Kupfersticli
B. 28
Dürer-Katalog
der
Amslerdrucke
Amsler & Ruthardt
Berlin
Dct? UDeö des Leffet? Ucy.
Eut? AusffeUung in dev Kun{f Kammcr zu Bet?(in.
Don Adolpfi Donafb
Der Weg ist lang und führt bergan, immer wieder bergan.
Denn dieser Beriiner Maler steht niemais still, kein Mißerfolg
schreckt ihn, kein Erfolg befriedigt ihn. Aber dieser Weg des
Lesser Ury bildet heute schon, obgleich der Meister erst den
Siebenundsechzig entgegengeht, ein historisches Kapitel, und darum
möchte ich ganz kurz die wichtigsten Daten aus seinem Werden
vermerken, ehe ich zu jenen jüngsten Ergebnissen komme, die micli
veranlassen, seinen Weg zu verfolgen.
Er fängt frühzeitig an. 1878 ist er beim alten Müller in
Püsseldorf. Ein Jahr darauf bei Portaels in Brüssel. Und
Portaels, der ihm den ersten Preis im Aktmalen gibt, empfiehit ihn
an Bonnat in Paris, dieser an Lefebvre. In Paris (1880) malt Ury
seine ersten Straßenbilder. Von 1882 bis 1884 sitzt er dann in dem
vlämischen Dorfe Volluvet. Hier entstehen seine ersten natura-
listisch-impressionistischen Freilichtlandschaften; sie zeigen schon
den großen Koloristen.
Aber Volluvet genügt ilirn nicht. Er wandert jahrelang in
der Welt umher und siedelt sich schließlich Ende der Achtziger
Jahre in Berlin an, wo er schon mit zehn Jahren gewohnt hat.
Und für Berlin hat ihm wieder der Akademiedirektor von Brüssei,
341