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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Septemberheft
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Zülch, Walther Karl: Vom Hausbuchmeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0017

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benen Mainzer Kurfürst Adalbert von Sachsen, also
zwischen 1482—84 in der kurzen Spanne seiner Regie-
rung angefertigt. Man könnte versucht sein, diesen
Adalbertkodex früher, 1480, anzusctzen. Dann wäre er
ein Geschenk Erzbischof Diether von Isenburgs an den
von ihm mit größten Hoffnungen erstrebten Nachfolger.
Inhalt von Diethers zweiter Regierung 1475—82 ist ja,
dcm reichen mächtigen Sachsenprinzen die Nachfolge
im Erzstift Mainz zu sichern, durch die vereinte Maeht
Mainz-Sachsen dem tödlich gehaßten Kaiser quer durch
Deutschland von Mainz bis Meißen eine gefährliche
Macht entgegenzustellen. 1480 kam die päpstliche
Bestätigung, die dem präsumptiven Thronfolger Adal-
bert die Nachfolge im Erzstift sicherte. In rauschenden
Festen feierte das goldene Mainz mit der neuen Univer-
sität diesen politischen Triumph des alten Diether.
(Hier leerte manchen Sattel der große Turnierheld

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Abb. 3. Brevier in Gotha, 1480—83. Fol. 11.
Vgl. Hausbuch Tafe! 24

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Abö. 1. Brevier in Gotha, 1480—83. Fol. 169. Vgl. Meister E. S.

der Zeit, Heinrich Mang von Hohenrichen, Marschall von
Pappenheim. Dessen Name ließe sich gleich zweimal
auf den Schabracken des Turniers im Hausbuch kon-
struieren, das wäre einleuchtender, als der ominöse
„Heinrich Mang“!) Eine höehst lustige Miniatur im
Adalbertkodex (Abb. Nr. 1) bringt die beharrlich be-
triebene Nachfolgerpolitik Erzbischof Diethers im Codex
in Erinnerung. Mit unzweifelhafter Tendenz hält jn die
Initialminiatur: „Dixit Deus domino meo: Sede a
dexteris mfeis“ ein diabolisch grinsender Sachsenlöwe
das sächsische Wappen! So wurde der Sachsenprinz
Adalbert 1480 als Mitregent und Nachfolger ncben den
Erzbischof Diether gesetzt, dessen politisches Ziel
erreicht. Eine alte Datierung, die etwa von dem ver-
lorenen Einband sich herleitet, bestimmt den Adalbert-
kodex auf 1483. Wichtig ist aber, daß Adalbert- und
Adolfkodex beweisen, wie die Hausbuchmeisterwerk-
statt die bevorzugte für mehrere aufeinander folgendc
Mainzer Kurfürsten war.

Die erste der berührten drei Figuren (Abb.2) zeigt
einen Affen, der mit einer Scliclle an langer Leine einen
schlafenden Hund neckt. Inventorisch gehört diese Dar-
stellung neben die Szene im Hausbuch (Hausbuch
Tafel 17), da ein Knabe mit Steinen nach einem Pfau
wirft. Jedoch kehrt das Affenspiel wörtlich im
Hausbuch wicder, eins ist vom anden abgezeichnet, oder
beide haberi ein verlorenes Urbild. Nur wird im Haus-
buch die Szene durch einen Dritten belebt: ein Dachs-
hund springt kläffend zur Unterstützung aes Windspiels
dazwischen. Hier ist zweifellos eine dramatische Wei-
terbildung zu sehen; ganz richtig, da ja. der Adolfkodex
vor 1475 entstand, das Hausbuch jedenfalls nach 1475
sich zusammenfand. Im Hausbuch spielt sich diesc
Szene auf dem Blatt des sogenannten Frauenhauses ab.
Wenn der gute Bekannte des Hausbuchmeisters, der
Heidclberger Medizin- und Musikprofessor Johan von
Soest aber in seinem Hause eine Badeeinrichtung liat,
in die er die ihm eben angelobte Braut samt der neuen
Verwandtschaft zum Schmaus einladen kann, wie viel-
mehr wird der vornehme Kannenritter, der Erstbesitzer
des Hausbuches, auf seinem Lustschloß oder Landsitz
über diese damals beliebte „gesellschaftliche“ Annehm-

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Abb. 5. Brevier in Gotha, 1480-^83. Fol. 260.
Vgl. Meister P. W. Dame mit Portatiforgel

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