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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
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Zeitler, Julius: Die internationale Buchkunst-Ausstellung zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0025

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begegnet man einem unbedenklichen Archaismus, einer
fatalen Anlehnung ans historische. Die Prominenten
der Illustrationskunst sind nicht nur im
Ehrensaal gesammelt, sondern auch überall sonst ver-
treten. Im Begriffe der Buchgraphik müßten freilich
erhebliche Konzessionen an die freie Graphik gemacht
werden; illustrieren ist etwas sehr vulgäres und zu-
gleich etwas außerordentlich subtiles, wenn alle
Momente erfüllt sein sollen, damit, von Schriftsatz und
Format ausgehend, ein Illustrationskunstwerk entstehe.
Zahlreiche dieser Illustrationsbeispiele wirken als
Sprengkörper fürs Buch, wie fast alles von Corinth.
Selbst Walser scheint hier zu scheitern, und selbst die
arabeskalen Impressionen Slevogts fügen sich nicht

verliehen; der verlegerische Bibliotheksband schmückt
teilweise mit historischer Ornamentik, teilweise mit
freier Grazie den in seiner Ganzheit genommenen, also
nicht mehr in Biinde abgeteilten Rücken. Dem biblio-
philen Liebhaberband und Luxuseinband, von den Mit-
gliedern des Jakob Krause-Bundes und der Meister der
Einbandkunst, begegnet man iti zahllosen dekorativen
Varianten, von denen nicht wenige schon recht kiihne
Experimente sind. Abgeklärten Stil dagegen zeigen im
ganzen die Buchpreziosen der Einbandsamm-
1 u n g K a r I K 1 i n g s p o r , die einen bcwährten Ge-
schmack verkiinden, von den Einbänden Wiemelers
bis zu den bemalten Pergamentbänden, deren Willkiir
doch immer scharmant ist. Welchen Weg die Buch-

Hugo Steiner-Prag, Einbände

immer mit dem Text zur Einheit. Natiirlich zeigt der
Holzschnitt, vom Kiinstler selbst gearbeitet, seine typo-
graphische Ueberlegenheit: Max Unold, Richard
Seewald, Joseph Budko, Bruno Goldschmidt, Hans
Alexander Miiller, Rössing, Pape erweisen sich hier als
glänzende Meister. Peter Trumm scheint etwas von
Baldung herzukommen, Hedwig Kruse bedurfte der
Farbigkeit nicht, und Ludwig von Hofmann, merkwiir-
dig den Holzschnitten von Maillol, fiir die Cranach-
presse, benaclibart, könnte schon wie ein Flaxman
redivivus anmuten. Schwer haben es Radierung und
Lithographie, sich dem Buche einzuordnen, aber iu den
Illustrationen von Steiner-Prag, Schultheiß, Kolb,
Oppler, Gruner, riicken diese Techniken dem Holz-
schnitt an Wirkung dicht auf. Im Bucheinband
haben Fuß, Buhe, Baus, Hußmann, Bayer dem Ge-
brauchsband eine fröhliche gebrauchsgraphische Note

kunst in den letzten 40 Jahren zurückgelegt hat, das
spiegelt ausgezeichnet die einen ganzen Saal füllende
Sammlung von Werken Gerhart Hauptmanns; sie wirkt
repräsentativ für den Wandel im Buchgeschmack
von 1885 bis 1927; dariiber hinaus befindet man sich
hier, gehoben von den Graphiken von Kollwitz, Vogeler,
Orlik und einer Fiille von Kostbarkeiten, in einem wahr-
haften Hauptmann-Museum.

Der Buchkunst Deutschlands stelit in 19 Sälen die
ausländische gegeniiber. Es ist anzumerken, daß
für die fremden Nationen örtliche Komitees tätig
waren, und daß sie unter eigener Jury ausstellen. Viel-
leicht hätten deutsche Buchkünstler manches anders
gewählt; auch nähert sich bei einigcn Nationen, wie
Italien, Spanien, Norwegen, der Eindruck mehr einer
Buchhändlerausstellung. Immerhin aber verfügt
11 a 1 i e n über die Bodonipresse und über die farnose

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