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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Septemberheft
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Londoner Kunstschau / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt / Aus der Künstlerwelt / Neues aus dem Kunsthandel / Malereien von Geisteskranken / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0042

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Ernst 0 p p 1 e r , der hervorragende Berliner Maler und
Graphiker, wird am 19. September 60 Jahre alt. Kein Mensch würde
ihm den Sechziger glauben. Frisch, eiastisch, draufgängerisch,
sucht er immer wieder nach neuen Motiven. Man schätzt und ehrt
die intime feine Malerei seiner Interieurs, den Ernst seiner charakte-
ristischen Porträts, die bravouröse und künstlerisch doch tief
empfundene Darstellung seiner Szenen vom Ballet, die er in zahl-
reichen Varianten auch graphisch gefaßt hat und die in weite Kreise
gedrungen sind. Oppler ist auch einer von den musikalischesten
Malern. Viele deutsche Galerien, darunter die seiner Heimatstadt
Hannover, wo einst sein Vater zu den passioniertesten Kunstsamm-
lern zählte — übrigens ist auch der Sohn Ernst ein kenntnisreicher
Sammler alter Kunst — besitzen Biider von ihm. Und kiirzlicii
hatte er in Paris mit seinen Bildern und Graphiken vom Ballet
einen großen Erfolg. Ueber die Entwicklung Opplers wird hier bei
Gelegenheit noch ausführlicher zu sprechen sein.

*

Wiiliam Unger, der berühmte Wiener Graphiker, beging
am 11. Septernber seinen 90. Geburtstag. In den letzten Jahren sah
nran ihn nocli öfter in Badgastein, in diesem „Jungbrunnen“ unter
den internationalen Bädern, und man hörte, daß er trotz seineni
hohen Alter noch fleißig zeichnet. Unger ist einer der genialsten
Nachschöpfer der Holiänder und Flamen des 17. und 18. Jahrhun-
derts. Die Radierungen, die er nach Rembrandt usw. in der Gesell-
schaft für vervieflältigende Kunst erscheinen ließ, gehören zu den
Qualitäten auf dem Gebiet der nachschaffenden modernen Graphik.
Unger ist Ehrenmitglied der Akademien in Miinchen und Stockholm.

*

Der frühere Professor an der Dresdner Akademie der bilden-
den Künste Karl B a u t z e r feierte seinen 70. Geburtstag. An-
fang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts war er von Berlin
nach Dresden iibergesiedelt, gründete etwa 1887 mit die Secession
und lebt seit ca. zehn Jahren in seiner hessischen Heimat in Marburg
im Ruhestand. Drei große Gemälde von ihm besitz.t die Dresdner
Galerie. Er malte Landschaften und Porträts, insbesondere hessi-
sche Motive.

JSeues aus detn Kutiftbandel*

Ein alt-niederländisches Meisterwerk aus dem Kloster St.
Florian in Oberösterreich ist in den Berliner Kunsthandel über-
gegangen. Es handelt sich um die bedeutende Darstellung einer
„Kreuzigung“, die von Max J. Friedlä-nder als ein Frühwerk
des Gerard David bestimmt wurde und sich heute im Besitze
von Paul C a s s i r e r befindet. Das Bild, das in der Komposition
auf van Eyck zurückgeht, zählte zu den Hauptschätzen des Klosters
St. Florian, das durch die Serie der Altdorfer Bilder berühmt ist.
Die Erwerbung des kostbaren primitiven alt-niederländischen Wer-
kes war außerordentlich schwierig, weil die Genehmigung der
Kurie in Rom einegholt werden mußte. Der Verkauf erfolgte erst,
nachdem die Kurie die Abwanderung nach Berlin bewilligt hatte.
Diese „Kreuzigung“ war eine zeitlang als Leihgabe in der Gemälde-
galerie des Kunsthistorischen Museums in Wien ausgestellt.

*

Die im Verlag von R. Piper erschienenen Radierungen, Litho-
graphien und Holzschnitte von Max Beckmann sind an das
Münchner Graphische Kabinett (Leitung G. Franke), Briennerstr. 10
iibergegangea Das Kabinett übernahm ferner die gesamte Auslie-
ferung des Graphik-Verlages von I. B. Neumann, New-York, fiir
Europa. Bekanntlich hat Deumann seit 1911 fast das gesamte
graphische Werk von Max Beckmann, ferner Hauptblätter von
Heckel, Kokoschka, Meidner, Otto Mueller, Pechstein, Rohlfs,
Schmidt-Rottluff und vielen anderen in seinem Verlag vereinigt.

*

Paul Schiltz, der Inhaber des Kunsthauses Heinrich Tritt-
ler in Frankfurt a. M„ ist gestorben. Mit ihm scheidet einer der
ernsten Verfechter der neuen Kunst, die er durch interessant ange-
ordnete Ausstellungen propagiert hat.

Jan Seopel

Die

Qalerie Ehrhardt & Co.

hat in

BERLINW9 und BADEN-BADEN

Lennestraße 6 A Luisenstraße 26

ständig eine große Auswahl erstrangiger
Qemälde der alten holländischen und
italienischen Schulen ausgestellt.

C ... ■ —A

Mateeeten oon Qetßeskmnken.

In das Vorstellungs- und Wiedergabevermögen von Geistes-
kranken führt eine in der Galerie Baumbach zu Dresden
arrangierte Ausstellung von Bildnissen Geisteskranker.
Allerdings muß man dabei von vornherein die Frage aufwerfen:
Sind solche Erzeugnisse von Geisteskranken als „Kunst“ anzuspre-
chen? Wie vor derartigen unheimlichen Krankheiten steht man
auch — der Arzt wie der Kritiker — hier oft vor einem Rätsel.
Manchen solchen Kranken ist entschieden ein gewisses Kunstgefiihl
nicht abzusprechen, Im großen ganzen bewegt sich jedoch der
Ausdruck dieses Kunstgefühls in primitiven Bahnen, die man als
kindisch und kindlich bezeichnen kann. Und doch mutet manche
dieser Arbeiten künstlerisch an. Aus den bei Baumbach ausgestell-
ten Blättern, meist Aquarelle, die aus der Privatsammlung von
Prof. Pfeifer, teils auch von Prof. Jolovicz in Leipzig, teils aus der

NEUE GALERIE

SCHÖNE/AANN & LA/APL

KOLLEKTIV-AUSSTELLUNG
ANDERS ZORN

1. B I S 30. SEFTEMBER 1927

BERLIN W 9, BELLEVÜESTR. 5'

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