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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Oktoberheft
DOI Artikel:
Küthmann, Carl: Geschnittene Gläser des Kestner-Museums, Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0062

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als Dekor die Initialen Georgs II. von Großbritannien-
Hannover und seiner Familie trägt. Dies gibt einen
Fingerzeig, beide Gläser der, seit 1768 kurfiirstlich han-
noverschen, Glashütte zu Osterwald im Amte Lauen-
stein zuzuweisen. Denn die älteste Tochter Georgs II.,
Anna, vermählte sich im Jahre 1734 tnit Wilhelm IV.
von Nassau-Dietz, dem Statthalter der Vereinigten
Niederlande, und vermutlich verdankt diesem Anlaß das
Glas des Kestner-Museums seine Entstehung.

Den eigenartigen Typ seiner Kuppa finden wir in
veredelter Gestalt bei Erzeugnissen der Zechliner Hütte
wieder, wie uns der bei Robert Schmidt: Brandenbur-
gische Gläscr, Tafel 32 Nr. 2, abgebildete Pokal von
Elias Rosbach mit dem Brustbilde des jungen Friedrich
des Großen lehrt.

Die Scheidung der Osterwalder Gläser von den
hessischen ist noch nicht genügend durchgeführt, und
wahrscheinlich wird eine genaue Bearbeitung des
Stoffes einen weit größeren Anteil an der Hcrstellung
dieser Pokale dcr Osterwalder Hiitte zugestehen als
man bisher annimmt.

Zum Schluß mag noch eimnal auf das enge Verhält-
nis zwischen Glas- und Steinschnitt hingewiesen wer-

den. In diesem Falle ist es allerdings nicht ein und
derselbe Künstler. Von Elias Rosbach, dem beriihm-
testen Glasschneider der Potsdam-Zechliner Hütte im
zweiten Vicrtel des 18. Jahrhunderts befindet sich das
schönste, von Robert Schmidt mchrmals veröffentlichte
Werk8), ein Pokal mit Darstellung eines gelagerten
Flußgottes und der Beischrift „SALVS PATRIAE“ im
Schloß zu Dessau (Abb. 5). Die wundervoll dahin-
gestreckte Gestalt des Rhein, denn dieser ist gemeint,
wird auf keinen Beschauer ihre Wirkung verfehlen. Sie
ist aber nicht Eigentum des Elias Rosbach, sondern
einer Medaille des von 1688- 1703 am Hofe Friedrich III.
von Brandenburg tätig gewesenen Raimund Faltz aus
dem Jahre 1689 mit Aufschrift: „SALVS PROVIN-
CIARVM“ entnommen. Besser als alle Worte bestätigen
die Abbildungen, wie, abgesehen vom Anklang der
Legenden, Zug um Zug der Hauptfigur sich auf beiden
Kunstwerken wiederfindet. Auffallend ist, daß der um
1740 arbeitende Rosbach auf ein um 50 Jahre älteres
Vorbild zurückgreift, was wir als Beweis für die hohe
Wertschätzung dcr Arbeiten von Faltz deuten dürfen.

r’) Brandenburgisclie Gläser, Tafel 32 Nr. 3 und „Das Gias“2)
Seite 132.

Zwei Modelle von Pankraz Labenwolf, Nürnberg, 1492—1563
Aus der Sammlung James Simon, Berlin

Auktion bei Fred. Muller & Cie., Amsterdam

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