Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 9./10.1927/28
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0108
DOI Heft:
1./2. Novemberheft
DOI Artikel:Schmitz, Hermann: Vermeyen als Urheber der Vertumnus und Pomonafolge: zu den Forschungen von Marthe Crick Kuntziger
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0108
Coecke van Aelst in erster Linie. Die Wirksamkeit der
beiden letzteren als Kartonzeichner ftir die Brüsseler
Teppichwirker ist namentlich durch die Forschungen
M. I. Friedländers klargestellt worden.
Ganz besondcrs wichtig ist der neue Fund, denn a!s
einen solchen kann man in der Tat die Bestimmung der
Vertumnus- und Pomona-Folge auf Vermeyen bezeich-
nen, weil dicse Scric zugleich das bedeutsamste Zeugnis
der Brüsseler Bildteppichkunst hinsichtlich der Orna-
wiederbelebten antiken Poesie in die niederländische
Kunst. Das iippige Blumen- und Blattwerk, das die von
Hermen- und Säulenstellungen durchsetzten Lauben-
hintergründe erfüllt, ist ein Zeugnis der lebendigen Tra-
dition in der Brüsseler Bildteppichkunst aus der Früh-
zeit des 16. Jahrhunderts, wie denn auch die stetig
wiederkehrenden italienischen Adlermuster der Gewän-
dcr Kennzeichen der Werkstattüberlieferung der älteren
Ateliers der Brüsseler Meisterwirker Pieter van Aelst
Vertumnus als Gärtner aus der Vertumnus- und Pomona-Folge nach Jan Corneliß Vermeyen. Brüssel, Mitte 16. Jahrh.
Neuerwerbung der Kunsthandlung Max Heilbronner, Berlin
mentik darstelit. Es gibt kaum ein zweites Beispiel, das
die durch Coecke van Aelst und Cornelis Floris aus der
italienischen Hochrenaissance entwickeltc Brüsseler
Ornamentik der Mitte des 16. Jahrhunderts in derartig
vollendeter und vollständiger Form darbictet, als d'ie
Vertumnus- und Pomona-Folge. Kauin ein anderes
Beispiel vermag einen so anschaulichen Begriff zu
geben von dem reichen Gehalt und der schöpferischen
Kraft der Brüsseler Hochrenaissance-Ornamentik,
deren Entsteliung von Hedike in seinem großen Werk
über Floris und die Floris-Ornamentik grundlegend dar-
gestellt worden ist. Zugleich ist die Folge ein wichtiges
Denkmal für das Eindringen der Gedanken des italieni-
schen IWnaissancegartens in Verbindung mit der
und Pannemaker sind. Ein besonderes Kapitel der Orna-
mentik bilden die Mauresken auf der Borte des Wiener
Exemplares der Folge, die sich ähnlich um diese Zeit
bei Coccke, Flötner und Solis finden. Das Beispiel im
Besitz der Firma Heilbronner, das Vertumnus als Gärt-
ner darstellt, unterscheidet sich von den Ausführungen
in Wien und Madrid durch die mit Seegöttern, Frucht-
bündeln und Kollwerk besetzte Borte, ein Beweis für die
einige Jahre später liegende Entstehungszeit. Wieder-
liolt läßt sich in der Geschichte der Brüsseler Bild-
teppichkunst der Hochrenaissance der Fall beobachten,
daß die gleichen Kartons wenige Jahre später mit Bor-
düren in einem fortgeschrittenen Stadium der Stilent-
wicklung herausgegeben werden.
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beiden letzteren als Kartonzeichner ftir die Brüsseler
Teppichwirker ist namentlich durch die Forschungen
M. I. Friedländers klargestellt worden.
Ganz besondcrs wichtig ist der neue Fund, denn a!s
einen solchen kann man in der Tat die Bestimmung der
Vertumnus- und Pomona-Folge auf Vermeyen bezeich-
nen, weil dicse Scric zugleich das bedeutsamste Zeugnis
der Brüsseler Bildteppichkunst hinsichtlich der Orna-
wiederbelebten antiken Poesie in die niederländische
Kunst. Das iippige Blumen- und Blattwerk, das die von
Hermen- und Säulenstellungen durchsetzten Lauben-
hintergründe erfüllt, ist ein Zeugnis der lebendigen Tra-
dition in der Brüsseler Bildteppichkunst aus der Früh-
zeit des 16. Jahrhunderts, wie denn auch die stetig
wiederkehrenden italienischen Adlermuster der Gewän-
dcr Kennzeichen der Werkstattüberlieferung der älteren
Ateliers der Brüsseler Meisterwirker Pieter van Aelst
Vertumnus als Gärtner aus der Vertumnus- und Pomona-Folge nach Jan Corneliß Vermeyen. Brüssel, Mitte 16. Jahrh.
Neuerwerbung der Kunsthandlung Max Heilbronner, Berlin
mentik darstelit. Es gibt kaum ein zweites Beispiel, das
die durch Coecke van Aelst und Cornelis Floris aus der
italienischen Hochrenaissance entwickeltc Brüsseler
Ornamentik der Mitte des 16. Jahrhunderts in derartig
vollendeter und vollständiger Form darbictet, als d'ie
Vertumnus- und Pomona-Folge. Kauin ein anderes
Beispiel vermag einen so anschaulichen Begriff zu
geben von dem reichen Gehalt und der schöpferischen
Kraft der Brüsseler Hochrenaissance-Ornamentik,
deren Entsteliung von Hedike in seinem großen Werk
über Floris und die Floris-Ornamentik grundlegend dar-
gestellt worden ist. Zugleich ist die Folge ein wichtiges
Denkmal für das Eindringen der Gedanken des italieni-
schen IWnaissancegartens in Verbindung mit der
und Pannemaker sind. Ein besonderes Kapitel der Orna-
mentik bilden die Mauresken auf der Borte des Wiener
Exemplares der Folge, die sich ähnlich um diese Zeit
bei Coccke, Flötner und Solis finden. Das Beispiel im
Besitz der Firma Heilbronner, das Vertumnus als Gärt-
ner darstellt, unterscheidet sich von den Ausführungen
in Wien und Madrid durch die mit Seegöttern, Frucht-
bündeln und Kollwerk besetzte Borte, ein Beweis für die
einige Jahre später liegende Entstehungszeit. Wieder-
liolt läßt sich in der Geschichte der Brüsseler Bild-
teppichkunst der Hochrenaissance der Fall beobachten,
daß die gleichen Kartons wenige Jahre später mit Bor-
düren in einem fortgeschrittenen Stadium der Stilent-
wicklung herausgegeben werden.
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