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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Novemberheft
DOI Artikel:
Widmer, Johannes: Kunstbrief aus der Schweiz
DOI Artikel:
Frankenberg, Hermann von: Das Malen im deutschen Sprachgebrauch
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0117

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Dingen gefolgt. Den Gipfel der Schau bedeutet die
Kleinplastik des Zürcher Bildhauers Hünerwadel. Die
Genfer und die im Herbst und im Sitzungsmonat des
Völkerbundes zahlreichen Fremden laben sich an der
modern gerichteten, zugleich erfreulich munteren, ver-
ständigen und bodenständigen keramischen Muster-
messe im Kleinen.

Die andere Ausstellung ist international und steht,
es ist schon angedeutet, im Zeichen des Völkerbun-
d e s und seiner Tochtergründung, des „0 f f i c e I n -
ternational des Musee s“. Drei wichtige
staatliche Sammlungen von Künstlerkupferplatten, die
„Galkographie n“ von Paris, Rom, Madrid zeigen
je hundert von ihren Platten gezogene Graphiken. Das
Meistc ist Repräsentations- und Reproduktionskunst.
Der Grund zu dieser Veranstaltung ist nicht klar ersicht-
lich noch irgendwie zeitgemäß. Man hofft, daß das
Office wie der Völkerbund selbst in Zukunft verständ-

lichere Arbeit leisten wird. Was soll die dazu noch
qualitativ sehr ungleichmäßige Schau der Künstler von
heute, die Kunstfreunde, fördern? Was nützt es uns
zu zeigen, wie irgend ein Italiener Dürer’sche Blätter
umdeutet, oder wie ein Franzose die „Olympia“ seines
Landsmannes Manet so umätzt und färbt, daß sie nach
einem englischen Produkt aussieht und in ihrer Feinheit
unendlich geschmälert ist. Man kann sich an den „Ge-
fängnissen“ des Piranesi, an den „Launen“ des Goya
erholen von soviel Abirrung. Das rechtfertigt aber noch
nicht die ziellose Inszenierung.

Murren wir aber nicht, vertrauen wir einstweilen
und heben inzwischen — die Epistel ist überlang — die
Schilderung des neuen Bundesgerichtspalastes und der
ihn schmückenden Kunstwerke und Anderes auf ein
kommendes „Kunstwanderer“-Heft auf. Der Schwer-
punkt dieser Chronik, die „V. Z. K.“, darf nicht ver-
rückt werden.

Ein Interieur
von den neuen
Räumen

Das JMalen tm deutfcben Spt?acböebi?aucb

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Jeder Maler wird es verstehen, wenn hier vom B i 1 -
der-Reichtum der deutschen Sprache geredet
werden soll. Unendlich mannigfach und bunt sind die
Vergleiche, die übertragenen bildhaften Ausdrucke,
deren wir uns im täglichen Leben bedienen. Bald sind
sie aus Wald und Feld, vom Meeresschwall und vom
Himmelsleuchten entnommen, bald entstammen sie der
Berufstätigkeit. Das H a n d w e r k liefert uns eine Fülle

davon, und es ist kein Wunder, daß die M a 1 e r stark
beteiligt sind. Schon ihr Wirken an und für sich dient oft
zu anschaulicher Schilderung: ein Dichter malt in
seinen Versen die Sehnsucht nach der Geliebten, die
Freude vom Zusammensein mit ihr a u s , der Schrift-
steller gefällt sich heute mehr als früher in K 1 e i n -
malerei, die man überflüssigerweise mit dem
Fremdwort als „Milieu“ bezichnet, und Professor

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