Rubens auch als Landschafter einer der größten aller Zeiten war,
und daß er im alten Pieter Bruegel einen wiirdigen Vorläufer darin
hatte, hat man gelten lassen; neuerdings ist auch Adriaen Brouwer
als eigenartiger und hervorragender Landschaftsmaler nachgewie-
sen worden. Aber für die große Schar der eigentlichen Land-
schaftsmaler, die sich vom Anfang des 16. bis in den Anfang des
18. Jahrhunderts in den südlichen Niederlanden verfolgen lassen,
hatte erst in neuester Zeit eine kritische Forschung eingesetzt;
im allgemeinen, namentlicli im Handel, pflegten ihre Bilder unter
Sammelnamen wie Jan Brueghel, Jodocus Momper oder David
Vinckboons zu gehen. Der Wechsel im Kunstbesitz der Privat-
sammler hat auch in Belgien manche alte Gemälde in den Handel
gebracht, vor allem große Landschaften. Wohl zum größten Teil
sind diese durch den Berliner Kunsthandel gegangen. Unser Kaiser-
Friedrich-Museum hat die Gelegenheit benutzt, um von den bedeu-
tenderen flämischen Landschaftern besonders charakteristische und
tüchtige Werke zumeist als Geschenke zu erwerben; sie hat von
diesen ersten Anschaffungen bereits vor Jahresfrist eine Sonder-
ausstellung gemacht. Dabei sind wir in entgegenkommender Weise
von den Berliner Kunsthändlern durch Nachweis geeigneter Bilder,
gelegentlich auch durch Schenkung derselben unterstützt worden;
neuerdings vor allem auch dadurch, daß sie uns mit dem Erwerb
einer großen Landschaft von P. P. Rubens zu der Bekrönung dieser
Bemühungen verholfen und der Galerie in diesem farbenprächtigen
Meisterwerk den würdigsten Mittelpunkt verschafft haben. Wenn
ich den Herren Dr. Gottschewski und Dr. Schäffer diese Worte
der Einführung geschrieben habe, so betrachte ich dies nur als
eine Pflicht der Dankbarkeit, die ich damit erfülle, zugleich als
Anerkennung für die Beihilfe, die wir seitens des Kunsthandels
ganz besonders nach dem Kriege bei unseren Bemühungen um Ver-
mehrung unserer Sammlungen, sowie in der Unterstützung unserer
wissenschaftlichen Forschungen von Seiten der vielfach aus dem
Kreise unserer Kollegen hervorgegangenen deutschen Kunsthändler
gefunden haben.
Ich habe mich zu dieser Einführung um so lieber verstanden,
als der Katalog von unserem besten Kenner und tiichtigsten For-
scher im Gebiete der flämischen Malerei, Dr. Ludwig Burchärd,
der auch schon bei der Zusammenbringung der Gemälde behilflich
war, abgefaßt worden ist. Dank nicht am wenigsten dieser Unter-
stützung dürfen wir mit Sicherheit darauf rechnen, daß die Aus-
stellung unsere Kenntnis der flämischen Landschaftsmalerei wieder
ein gutes Stück vorwärts bringen wird.
B o d e.
Sammleciüett und Kunßbandcl.
Kommerzienrat Jacques Mühsam, der bekannte Berli-
ner Kunstsammler, wurde am 11. November 70 Jahre alt. Er zählt
zu der alten Garde des Berliner Kunstkreises und hat sich beson-
ders um das systematische Sammeln des alten Glases sehr verdient
gemacht. Seine berühmte Gläsersammlung ist, der Zeitumstände
halber, erst vor kurzem nach Amerika gegangen, aber es ist dem
Sammler hoch anzurechnen, daß er sie an zwei große Museen
abgab, um das wichtige Studienmaterial nicht zerstören zu lassen.
Kommerzienrat Mühsam brachte seine Sammlung mit außerordent-
lichem Feingefühl zusammen, nicht nur nach entwicklungsgeschicht-
lichen Prinzipien, sondern auch im Bewußtsein der Oualität. Jahre-
lang gingen bei ihm die Kunstgelehrten ein und aus, um die wunder-
samen Werke des deutschen, böhmischen, österreichischen und
holländischen Glases zu studieren, und man weiß auch, daß die
Sammlung, die seinerzeit im Berliner Kunstgewerbe-Museum aus-
gestellt war, von Professor Dr. Robert Schmidt, dem Direktor des
Kunstgewerbe-Museums Frankfurt a. M., katalogisiert worden ist.
Mühsam sammelte auch mit viel Geschmack Miniaturen und altes
Kunstgewerbe. Er ist immer dabei, wenn es gilt, sich für die
Qualität in der Kunst einzusetzen und gehört seit latigem der
Ankaufskommission des Kunstgewerbemuseums an. Kommerzienrat
Mühsam hat auch an dieser Stelle viel Dankenswertes geleistet.
Der Kreis der Kunstfreunde wünscht dem hochgeachteten Jubilar,
daß die Kunst noch viele Jahre seine Muße verschönern möge.
*
Der Interessenverband der Kunst- und Antiquitäte'nhändler
in Berlin hat kürzlich eine außerordentliche Mitgliederversammlung
äbgehalten, in welcher der Vorstand duroh Zuwahl des Kunsthänd-
lers Haberstock ergänzt wurde. Die Mitgliederversammlung
hat erneut festgestellt, daß zum Aufgabenkreis des Verbandes die
Förderung einwandfreier Kunstauktionen gehört, also gleichzeitig
die fBekämpfung unlauterer Auktionsmanöver. Das Vorstands-
mitglied des Interessenverbandes, Frederik Rozendaal, ist an
Stelle des verstorbenen Max Heilbronner in den Fachaus-
schuß der Berliner Industrie- und Handelskammer berufen worden.
August Friedrich Oelenhainz, Wien 1/45—1804
Auktion bei Jac. Hecht, Berlin
Die D e u t s c li e Keramischc G e s e 11 s c h a f t hat
anläßlich ihrer diesjährigen Tagung in Berlin in den Vereinigten
Staatsschulen fiir freie und angewandte Kunst, Charlottenburg,
Hardenbergstraße 33, eine Ausstellung von Meister- und
Scbülerarbeiten aus kerämischen Lehr- und Versuchswerkstätten
veranstaltet. Die Ausstellung, die unter der Leitung von Nicola
Moufang, dem Direktor der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Berlin
und unter Mitwirkung von Bruno Paul durchgeführt worden ist,
stellt ein wichtiges Ereignis auf dem Gebiete der modernen Kera-
mik dar und wird unter Beigabe einiger Abbildungen im nächsten
Heft des „Kunstwanderers“ eine eingehende Würdigung finden.
Die Rubrik „N e u e K u n s t b ii c h e r“ wird in dem am 9. Dezem-
ber erscheinenden Dezember-Doppelheft des „Kunslwanderers“
enthalten sein.
Redaktionsschluß für das 1./2. Dezemberheft 28. November — Redaktionsschluß für das 1./2. Januarheft 1928 28. Dezember.
Herausgeber und verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW 68.
und daß er im alten Pieter Bruegel einen wiirdigen Vorläufer darin
hatte, hat man gelten lassen; neuerdings ist auch Adriaen Brouwer
als eigenartiger und hervorragender Landschaftsmaler nachgewie-
sen worden. Aber für die große Schar der eigentlichen Land-
schaftsmaler, die sich vom Anfang des 16. bis in den Anfang des
18. Jahrhunderts in den südlichen Niederlanden verfolgen lassen,
hatte erst in neuester Zeit eine kritische Forschung eingesetzt;
im allgemeinen, namentlicli im Handel, pflegten ihre Bilder unter
Sammelnamen wie Jan Brueghel, Jodocus Momper oder David
Vinckboons zu gehen. Der Wechsel im Kunstbesitz der Privat-
sammler hat auch in Belgien manche alte Gemälde in den Handel
gebracht, vor allem große Landschaften. Wohl zum größten Teil
sind diese durch den Berliner Kunsthandel gegangen. Unser Kaiser-
Friedrich-Museum hat die Gelegenheit benutzt, um von den bedeu-
tenderen flämischen Landschaftern besonders charakteristische und
tüchtige Werke zumeist als Geschenke zu erwerben; sie hat von
diesen ersten Anschaffungen bereits vor Jahresfrist eine Sonder-
ausstellung gemacht. Dabei sind wir in entgegenkommender Weise
von den Berliner Kunsthändlern durch Nachweis geeigneter Bilder,
gelegentlich auch durch Schenkung derselben unterstützt worden;
neuerdings vor allem auch dadurch, daß sie uns mit dem Erwerb
einer großen Landschaft von P. P. Rubens zu der Bekrönung dieser
Bemühungen verholfen und der Galerie in diesem farbenprächtigen
Meisterwerk den würdigsten Mittelpunkt verschafft haben. Wenn
ich den Herren Dr. Gottschewski und Dr. Schäffer diese Worte
der Einführung geschrieben habe, so betrachte ich dies nur als
eine Pflicht der Dankbarkeit, die ich damit erfülle, zugleich als
Anerkennung für die Beihilfe, die wir seitens des Kunsthandels
ganz besonders nach dem Kriege bei unseren Bemühungen um Ver-
mehrung unserer Sammlungen, sowie in der Unterstützung unserer
wissenschaftlichen Forschungen von Seiten der vielfach aus dem
Kreise unserer Kollegen hervorgegangenen deutschen Kunsthändler
gefunden haben.
Ich habe mich zu dieser Einführung um so lieber verstanden,
als der Katalog von unserem besten Kenner und tiichtigsten For-
scher im Gebiete der flämischen Malerei, Dr. Ludwig Burchärd,
der auch schon bei der Zusammenbringung der Gemälde behilflich
war, abgefaßt worden ist. Dank nicht am wenigsten dieser Unter-
stützung dürfen wir mit Sicherheit darauf rechnen, daß die Aus-
stellung unsere Kenntnis der flämischen Landschaftsmalerei wieder
ein gutes Stück vorwärts bringen wird.
B o d e.
Sammleciüett und Kunßbandcl.
Kommerzienrat Jacques Mühsam, der bekannte Berli-
ner Kunstsammler, wurde am 11. November 70 Jahre alt. Er zählt
zu der alten Garde des Berliner Kunstkreises und hat sich beson-
ders um das systematische Sammeln des alten Glases sehr verdient
gemacht. Seine berühmte Gläsersammlung ist, der Zeitumstände
halber, erst vor kurzem nach Amerika gegangen, aber es ist dem
Sammler hoch anzurechnen, daß er sie an zwei große Museen
abgab, um das wichtige Studienmaterial nicht zerstören zu lassen.
Kommerzienrat Mühsam brachte seine Sammlung mit außerordent-
lichem Feingefühl zusammen, nicht nur nach entwicklungsgeschicht-
lichen Prinzipien, sondern auch im Bewußtsein der Oualität. Jahre-
lang gingen bei ihm die Kunstgelehrten ein und aus, um die wunder-
samen Werke des deutschen, böhmischen, österreichischen und
holländischen Glases zu studieren, und man weiß auch, daß die
Sammlung, die seinerzeit im Berliner Kunstgewerbe-Museum aus-
gestellt war, von Professor Dr. Robert Schmidt, dem Direktor des
Kunstgewerbe-Museums Frankfurt a. M., katalogisiert worden ist.
Mühsam sammelte auch mit viel Geschmack Miniaturen und altes
Kunstgewerbe. Er ist immer dabei, wenn es gilt, sich für die
Qualität in der Kunst einzusetzen und gehört seit latigem der
Ankaufskommission des Kunstgewerbemuseums an. Kommerzienrat
Mühsam hat auch an dieser Stelle viel Dankenswertes geleistet.
Der Kreis der Kunstfreunde wünscht dem hochgeachteten Jubilar,
daß die Kunst noch viele Jahre seine Muße verschönern möge.
*
Der Interessenverband der Kunst- und Antiquitäte'nhändler
in Berlin hat kürzlich eine außerordentliche Mitgliederversammlung
äbgehalten, in welcher der Vorstand duroh Zuwahl des Kunsthänd-
lers Haberstock ergänzt wurde. Die Mitgliederversammlung
hat erneut festgestellt, daß zum Aufgabenkreis des Verbandes die
Förderung einwandfreier Kunstauktionen gehört, also gleichzeitig
die fBekämpfung unlauterer Auktionsmanöver. Das Vorstands-
mitglied des Interessenverbandes, Frederik Rozendaal, ist an
Stelle des verstorbenen Max Heilbronner in den Fachaus-
schuß der Berliner Industrie- und Handelskammer berufen worden.
August Friedrich Oelenhainz, Wien 1/45—1804
Auktion bei Jac. Hecht, Berlin
Die D e u t s c li e Keramischc G e s e 11 s c h a f t hat
anläßlich ihrer diesjährigen Tagung in Berlin in den Vereinigten
Staatsschulen fiir freie und angewandte Kunst, Charlottenburg,
Hardenbergstraße 33, eine Ausstellung von Meister- und
Scbülerarbeiten aus kerämischen Lehr- und Versuchswerkstätten
veranstaltet. Die Ausstellung, die unter der Leitung von Nicola
Moufang, dem Direktor der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Berlin
und unter Mitwirkung von Bruno Paul durchgeführt worden ist,
stellt ein wichtiges Ereignis auf dem Gebiete der modernen Kera-
mik dar und wird unter Beigabe einiger Abbildungen im nächsten
Heft des „Kunstwanderers“ eine eingehende Würdigung finden.
Die Rubrik „N e u e K u n s t b ii c h e r“ wird in dem am 9. Dezem-
ber erscheinenden Dezember-Doppelheft des „Kunslwanderers“
enthalten sein.
Redaktionsschluß für das 1./2. Dezemberheft 28. November — Redaktionsschluß für das 1./2. Januarheft 1928 28. Dezember.
Herausgeber und verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW 68.