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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Dezemberheft
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Gehrig, Oscar: Von einem mecklenburgischen Maler: Ernst Lübbert
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0160

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Ernst Liibbert, Weiße Ostern — Museum in Rostock

ernster Prüfstein für diese Echtheit des Naturells im
einzelnen Kiinstler geworden, selbst dann, wenn die Bil-
dungszentren von da an die geistig entsprechenden
Schulen von Dresden — denken w'ir an Graff, dann an
Friedrich und Kersting — oder Berlin, schließlich das
Weimar Hagens und späterhin wiederum Berlin wareu.
Der leicht zu verfolgende Anschluß an die jeweiligen
Strömungen und Entwicklungsphasen der deutschen
Kunst iiberhaupt hat dann eben auch seinen modifi-
zierten Ausdruck in dem erwähnten landsmannschaft-
lichen Sinne gefunden; darin lag und liegt heute noch
die Stärke und Befruchtungsmöglichkeit dieser provin-
ziellen Kunst. In Rostock, Schwaan, in Giistrow, in
Schwerin und fiir die ältere Zeit Neu-Strelitz, vor allem
aber auf dem sogenannten Fischlande, mit den Kolo-
nien zu Wustrow und zu Ahrenshoop, dcm pommer-
schen Grenzorte, finden wir die wichtigsten kiinstlc-
rischen Eilande und ein innerlich wie äußerlich buntes
Leben, oft vollcr Gegensätzlichkeit, gerade in der Ge-
genwart, wo Ausscheidungs- und Reinigungsprozesse
sich da und dort vollziehen. Man muß recht nahe an die
Dinge herangehen, um ein nur einigermaßen klares Bild
über das wirklicli Geleistcte zu gewinnen. So ist z. II
die Bedeutung des Fischlandes für die niederdeutsche
Malerei vom Altmeister Malchin bis zum wichtigsten
Vertreter von heute, Partikel noch nicht gewürdigt;
eine systematische Sammlung oder Aufreihung vorhan-
denen Materials durch die heimatlichen Museen fehlt.
(Um weiter zurückzugreifen: wer kennt hier wirklich
Kersting? Außer einer frülien, vedutenhaften Darstel-
lung Rostocks, bescheiden genug aufgemacht in der
Altertümersammlung des Rostocker Museums, befindet
sich kein Werk des Meisters in einer hiesigen öffent-
lichen Sammlung, trotz der Jahrhundertausstellung von
1906. Und Barlach, das große, überragende künstle-

rische Plus des Landes, das ja keineswegs mehr lokali-
siert werdeti kann, auf dessen irgendwie begründete
Zugehörigkeit jedes deutsche Kunstzentrum oder Latid
aber stolz genug sein müßte, hat sich hier seine offizielle
Geltung — die seine Künstlerperson natürlich nicht tan-
giert — erst im verflossenen Jahre, als erstmals die Auf-
stellung eines inzwischen vollendeten Werkes im
Giistrower Dom ins Auge gefaßt wurde und zum zwei-
ten neuerdings eine größere Skulptur ins Landes-
museum kam, von außen her verschafft; nun ist
auch dieser Bann gebrochen.) Streiflichter mögen ge-
nügen; es wird sicli, zumal im Zusammenhang mit Aus-
stellungen, Gelegenheit bieten, auf den einen und ande-
ren bemerkenswerten Fall, auf vergangene und lebende
Künstlergestalten hinzuweisen, die dieser Landstrich
hervorgebracht hat.

Von einem mecklenburgischen Künstler der jünge-
ren Vorkriegsgeneration, der noch iu der deutschen
Oeffentlichkeit, vor allem durch seine reiche Illustra-
tionstätigkeit bekannt wurde, seien cinige Arbeiten, die
an dieser Stelle für sich allein sprechen, abgebildet.
Ernst Lübbert ist 1879 in Warin i. M. geboren und 1915
vor Grodno gcfallen. Seine Ausbildung erhielt er auf
der Hochschule zu Charlottenburg, unter anderen bei
Koner und zuletzt Kallmorgen. Auf vielen Reisen durch
den Kontinent und nach England sammelte der flotte
Skizzierer Studienmaterial, das ihn dann auch zum
fruchtbaren Zeichner für unsere bekanntesten illustrier-
ten Zeitungen, in Berlin, Leipzig usw., heranreifen ließ.
Der preußische Staat, die Städte Berlin und Charlotten-
burg, ferner die Museen zu Schwerin, Rostock und Neu-
brandenburg erwarben Bilder von Lübbert. Seinem

Ernst Liibbcrt, Astlochgucker —. In privatem Bcsitz
Mit Genchmigung dcs Verlages Ludwig Möller, Liibeck

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