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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Dezemberheft
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Pottner, Emil: Wie man Töpfer wird!
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0162

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Denn nun baute icli mir in dcr ehemaligen Töpper’schen
Werkstatt einen eigenen Brennofen und war frei und
unabhängig. Von nun an vereinigte ich in meiner Per-
son al'le Aemter, die zur edlen Töpferzunft gehörenj
war Bildner, Glasiercr, Brenner. Eifrig darauf bedacht.
meine Kenntnisse und mein Gebiet zu erweitern, lernte
ich vor einigen Jahren noch das Drehen (diesmal gings)
und befaßte mich mit Chemie der Glasuren wegen.

schon seitens meiner Nachbarschaft zu Beschwerden
geführt hat. Bei gewissen Glasureffekten muß man den
Ofen mit Rauch fiillen und dann entsteigt dem Schorn-
stein eine dickschwarze Sfumata! Durch Zuführung
von Luft (Sauerstoff) sorgt man wieder für klares
Feuer. Die Feuerführung ist überhaupt von größter
Wichtigkeit und nicht so leicht zu erlernen. Ist die
Temperatur der Glasurschmelze erreicht und damit der

Glasuren ist einfach gesagt, aber um sie herzustellen,
muß man erst die Brille aufsetzen und auf der Apothe-
kerwage Milligramme von Farboxyden mit Feldspat
Quarz oder Alkali mischen, schmelzen und wieder mehl-
fein mahlen. Tagelang surrt der Motor, dcr die Glasur-
mühle treibt.

Nicht aus Geheimniskrämerei, sondern eingedenk
des Wortes: „Schaffe Künstler, rcde nicht!“ (ein Wort,
das uns erledigt, wenn wir Künstler unbequcm werden),
beendige ich meine Ausführungen. Es seien nur noch
cinige Worte über das Brennen hinzugefügt, weil dieses

Brand beendigt, weiß man noch nicht genau ob er ge-
glückt ist. Das erfährt man erst nach einer meist un-
ruhig verbrachten Nacht, am nächsten Morgen. Hoch-
gefühl schwellt die Brust, wenn alles geglückt ist und
farbig leuchtend und glänzend aus dem abgekühlten
Ofen kommt. Leider kann ich, falls der Brand fehl-
schlägt, die Schuld keinem Anderen aufmutzen, und das
ist der einzige Nachteil, den meine unabhängige Lage
mit sich bringt. Der alte Hans Thoma hatte schon recht
als er mir sagte: „Wen die Töpferei einmal gepackt hat,
den läßt sie niclit mehr los!“

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