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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Dezemberheft
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Aus dem nordischen kunstleben / Londoner Kunstschau / Russisches Kunstleben / Majolika-Sammlung Schiff / Erinnerung an Picasso / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Zur Frage der Kölner St. Pantaleonswerkstatt / Ein wenig bekanntes Meisterwerk Giovanni Bellinis / Aus Amerikas Kunstleben / Die Welt der Kunstgelehrten / Veröffentlichung einer gotischen Handschrift aus dem 14. Jahrhundert / Neue Kunstbücher / Europäische Kunst der Gegenwart / Führungen in den Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0164

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Aus dem not?dtfd)en Kunßteben.

Unlängst haben wir hier das Ableben des dänischen Malers
Harald Giersing berichtet, der unter den Vertretern der
modernen dänischen Malerei einen Platz in der ersten Reihe ein-
nahm. Freunde des Dahingegangenen haben nun in Kopenhagen
eine Gedächtnisausstellung seiner Werke veranstaltet, die ein ge-
schlossenes Bild seines Schaffens vor Augen stellt. Man erkennt
ein mehr sensibles, als starkes Talent, dessen schönste Gabe die
Feinfühligkeit fiir Schönheit und Klang der Farbe bildete. Am
höchsten stehen vielleicht seine Arbeiten aus der Pariser Zeit
um 1906. Wenn er später trotz hohen Strebens dic Erwartungen
nicht hat ganz erfüllen können, die man in ihn setzen durfte, so
ist der Grund wohl darin zu suchen, daß er sich immer neuen Ein-
flüßen zugänglich zeigte und dadurch etwas Schwankendes in seine
Entwicklung hineintrug. Typisch fiir ihn wie für die meisten seiner
Altersgenossen ist der artistische Zug seiner Kunst, die, arm an
Blut und Lebensgehalt, ganz und allein um die iLösung formaler
Probleme warb. Sie trug einen Zug zum Monumentalen in sich,
,und gegen Ende seines Lebens ist Giersing dem Zielc eines Motui-
mentalstiles vielleicht näher gewesen als je zuvor.

Der „Kronborg-Ausschuß“, der aus Ministerial- und Volks-
vertretern zusammengesetzt ist, hat.jüngst eine Besichtigung der
Erneuerungs- und Wiederherstellungsarbeiten am Schloß
Kronborg vorgenommen, das wohl als Dänemarks berühmtesfes
Schloß bezeichnet werden darf. Er konnte sich davon überzeugen,
daß die unter Leitung des Bauinspektors Magdahl-Nielsen stehen-
den Arbeiten in durchaus verständnisvoller und sachgemäßer Art
ausgeführt werden und erfreulich fortschreiten. Die langen, in
zwei Geschosse zerschnittenen Säle und Gänge erscheinen nun
wieder in ihrer alten monumentalen Gestalt; besonders imposant
wirkt der mächtige Rittersaal, wo der Bodenbelag mit Steinfliesen
im alten Muster nahezu vollendet ist. Es sind in mehreren der
Räume schöne alte Kamine freigelegt worden, die zugemauert
oder durch eingebaute Holzwände zugedeckt gewesen waren, und
im Südflügel hat man Außenmauern entdeckt, die von dem von
Erich von Pommern errichteten Schloße Krogen, dem Vorgänger
des Renaissancebaus Friedrichs II., herstammen.

D.ie Versteigerung der Gemäldesammlung des ver-
storbenen Großkaufmanns A. M. S a 1 o m o n hat im ganzen für
123 Nummern 163 200 Kronen erbracht. Den Vogel schoß ein
hervorragendes Bild von Zahrtmann ab: „Italienische Jungen vor
einer Kirche“ von 1883, für das 13 450 Kronen bezahlt wurden.
Kroyers „Hornbaekfiseher beim Heringsfang“ erzielten 11 145, sein
„Bildnis eines Hornbaekfischers“ 7400 Kronen; beide Bilder ge-
hören zu der Grtippe seiner Frtihwerke. Aucli Joachim Skovgaards
Bilder erreichten gute Preise: „Zwei römische Frauen auf Ponte
Angelo“ 6890, die „Karyatiden“ 6225 Kronen. Die „Ballspielenden
Damen“ seines Vaters P. C. Skovgaard stiegen bis. auf (6490 Kronen.
Die Beliebtheit der Meister der klassischen dänischen Schule hält
an; Werke von Lundbye und Exner brachten 6000 und 4800 Kronen;
auch Viggo Johansens Gruppe einer Mutter mit drei Kindern wurde
mit 5175 Kronen bewertet.

Der Tod des im 55. Lebensjahr verschiedenen Barons Otto
Reedtz-Thott reißt in das dänische Kunstleben eine empfind-
liche Lücke. Der Baron war Herr auf Schloß Gaunö, wo erst die
Thotts und später als ihre Nachfolger in weiblicher Linie die Reedtz
schon seit dem 18. Jahrhundert eine eifrige Sammlertätigkeit ent-
faltet haben. Auch der Verstorbene war, der Familienüberlieferung
getreu, ein eifriger Kunstsammler, dessen Interesse sich beson-
ders an Stücke von geschichtlichem Werte heftete. Von seiner
Sammlertätigkeit haben das Nationalmuseum zu Frederiksborg, das
Kunstgewerbemuseum und das Kunstmuseum zu Kopenhagen
Nutzen gezogen, die ,ihm wertvolle Schenkungen verdanken; dem
Kunstmuseum hat er einen. schönen van Goyen überwiesen. Be-
sonders eng war Baron Reedtz-Thott mit dem Kunstgewerbe-
museum verknüpft. Nachdem er an der Leitung des Vereins
„Freunde des Kunstgewerbemuseum“ teilgenommen hatte, wirkte
er zuletzt als Obmann der Museumsleitung, und wenn nach Emil
Hannovers Tode die Uebersiedlung des Museums in das frühere

Friedrichshospital verwirklicht werden konnte, so war das zum
großen Teile seiner Besonnenheit, Klugheit utid Tatkraft zu
verdanken.

In „long long ago“ vergangene Zeiten führt der Tod des
schwedischen Architekten Gustaf Dahl zurück, der das über-
biblische Alter von 92 Jahren erreicht hat. Er hatte von 1851
bis 1864 an der Stockholmer Akademie, dann fünf Jalire lang im
Auslande studiert und hat lange als Lehrer ari der Kunstakademie
und der Technischen Hochschule gewirkt. 1886 wurde er Inten-
dant und 1897 Erster Intendant der Stockholmer Bauten der Krone.
Unter den von ihm errichteten Gebäuden ist die Kgl. Bibliothek
zu Stockholm das bedeutendste; auch „Mariahissan“ itt der Siider-
stadt von Stockholm stammt von ihm.

Lebhaftes Interesse erweckte die Ausstellung der Sammlung
Thorsten Laurin, die die „Schwedische Allgemeine Kunst-
vereinigung“ ,in den Räumen der Kunstakademie zu Stockholm ver-
anstaltet hat. Dir. Thorsten Laurin steht unter den Sammlern Schwe-
dens in erster Reihe und sein schönes Heim im Stockholmer Tier-
garten ist längst als eine Stätte edelster Kunstpflege bekannt.
Bereits itt jungen Jahren hat er zu sammeln begonnen, imd mit
großem Geschmack und feinem Urteile hat er eine Sammlung
moderner Kunst aufgebaut, die von hoher Qualität jst. Obwohl
nur eine Auswahl zur Ausstellung kam, füllten die Wer'ke der
Sammlung doch drei große Säle. Ihr Schwergewicht liegt in. der
modernen schwedischen Kunst, die etwa von der späteren Düssel-
d.orfer Zeit bis auf die Gegenwart wohl in allen ihren namhaften
Meistern und größtenteils mit ganz vortrefflichen Arbeiten ver-
treten ist. Die Bildnerei erscheint mit Werken von Carl Eldh,
Christian Eriksson und besonders Carl Milles; unter den Künstlern
der nordischen Nachbarländer hat Thorsten Laurin besonders dem
Norweger Werenskiold ttnd dem Dänen Willumsen seinen Anteil
zu.gewandt. Ausgezeichnet ist auch seine graphische Sammhtng,
die sehr reicli ist an Blättern von Zorn und Carl Larsson, aber
auclt mit Arbeiten der modernen englischen Graphiker, von Lieber-
mann, Forain u. a. gut ausgestattet ist.

Die Errichtung eines eigenen K ü n s 11 e r h a u s e s ist ein
langgehegter Wunsclt der norwegischen Kiinstlerschaft, der nun
endlich seiner Erfüllung entgegengeht. Aus einem von den, Künst-
lern gesammelten, nach und nach auf eine italbe Million Kronen
gebrachten Kapital ist im Mittelpunkte von O s 1 o, dicht am
Schloßpark, ein Grundstück angekauft worden. Der Bau soll vor
allem Ausstellungssäle enthalten, iibrigens aber ein Heim und ein
Mittelpunkt für alle Kiinstler, Kunstgattungen und Kunstvereine
werden. Für seine Ausführung hofft man attf staatliche Beihilfe.

londonet? Kunßfcbau.

Unser Londoner Kunstreferent schreibt: Aus dem irischen
Schlosse des Lord Portarlington sind eine Anzahl Bilder in
der Londoner New Chenil Galerie zum Verkauf gelangt. Den höch-
sten Preis zahlten Spinks für Giorgiones Bildnis eines spanischen
Edelmatines (820 Guin.). Leggatt gab 500 Guin. fiir Cornelius
Janssens Dame im weißen Kleide mit roten Aermeln (1653). Zwei
Porträts von Martin de Vos, Herr und Dame aus der elisabethani-
schen Zeit, brachten zusammen 600 Guin. Diese, wie auch ein
Paar Jagdszenen von Sartorius, 1816 und 1817 datiert und signiert
(750 Guin.), wanderten in Privatbesitz. Bouchers Landschaft mit
schlafendem Mädchen und Schäfer, signiert, ging an Ellis & Smith
(540 Guin.). Diese Firma kaufte auch Tintorettos „Grablegung
Christi“ (320 Guin.), Morant gab 400 Guin. fiir eine signierte und
1641 datierte Bauerngruppe des Isaac van Ostade. Rubens Porträt
des Herzog von Alva zu Roß (210 Guin.), Soests Porträt der Gräfin
Bedford als Diana (375 Guin.) und Van der Neers Mondfltißland-
schaft (220 Guin.) gingen an Reyre.

Aus derselben Sammlung kaufte Maggs eine Erstausgabe des
„Chronicon Nurembergense“ vom Jahre 1493 für 85 Pf. St.
Marcham gab 550 Pf. für J. und G. Blaens „Theätre du Monde et
le grand. Atlas“ votn Jaltre 1649 in acht Bäriden, sowie den „Atlas
Orbis Maritimus“ vcm Jahre 1657 und A. Cellarius „Harmoria
Macroscosmica“ vom Jahre 1661, alle im Ureinband.

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