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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Dezemberheft
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Aus dem nordischen kunstleben / Londoner Kunstschau / Russisches Kunstleben / Majolika-Sammlung Schiff / Erinnerung an Picasso / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Zur Frage der Kölner St. Pantaleonswerkstatt / Ein wenig bekanntes Meisterwerk Giovanni Bellinis / Aus Amerikas Kunstleben / Die Welt der Kunstgelehrten / Veröffentlichung einer gotischen Handschrift aus dem 14. Jahrhundert / Neue Kunstbücher / Europäische Kunst der Gegenwart / Führungen in den Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0167

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Reynolds Radierung „Kinder beim Pfänderspiel“ (1825) aus
dem Nachlaß eines englischen Geistlichen ist bei der Versteigerung
seines Besitzes mit 5050 Guineen in andere Hände übergegangen.

Bei der H o d g s o n ’ s c h e n Bücherversteigerung wurde
die Urschrift einer Dickens-Erzählung, in der von ihm redigierten
Monatsschrift „Household Words“ im Jahre 1856 erschienen, näm-
lich „Frieud of the Lion“, auf fünf Notizblättern geschrieben, von
Spencer für 590 Pf. angekauft. Spencer erstand auch das Original
einer anderen Erzählung für dasselbe Blatt: „Our Commission“,
auf elf Oktavseiten, 1855 geschrieben, für 830 Pf. St., was wohl
Höchstpreise für Dickens darstellt. Sechs Bände aus einer frühe-
ren amerikanischen Ausgabe von Dickens, New York 1842 datiert,
mit einer vom Autor an den Dichter George Morris gerichteten
Widmung fanden rege Abnahme. Spencer kaufte „Nicholas
Nickleby“ (190 Pf.) und „Pickwick Papers“ (490 Pf.), Maggs
„Sketches by Boz“ (230 Pf.) und „Old Curiosity Shop“ (285 Pf.),
Robinson „Oliver Twist“ (225 Pf.). Ein Exemplar der Scott-
schen Erstausgabe des „Waverley“ (1814), unaufgeschnitten, im
Originaleinband (600 Pf.), kaufte Spencer, und als Kuriosum eines
der sehr seltenen, erst 1926 erschienenen Exemplare der „Sieben
Säulen der Weisheit“ vom Obersten Lawrence, der im Kriege in
Arabien amtierte, 570 Pf. St. (Hatton)!

Portecarte,
Goldemail,
dunkelblauer
Fond und
blauer Rand
8 >2 cm hoch
Frankreich,
Ende 18. Jahrh.

Auktion

bei

Hermann Ball
und

Paul Graupe
in

Berlin

Eine sehr seltene W h i s 11 e r - Radierung „Die Tür“ wurde
bei Christies von Colnaghi erworben: 250 Guin. Dort kauften
Spintes eine zylinderförmige chinesische Schüssel für 290 Guin.,
sowie eine Deckelschüssel aus dunkeigrünem Jade für 190 Guin.
Zwei Elfenbeinnymphen erstand Smith für 240 Guin. Partridge
kaufte eine eierförmige Vase und zwei Becher famille verte, Kang
He-Periode (200 Guin.), eine Deckelvase aus Rosenquartz mit
Rliefschnitzerei ging an Blairmon (205 Guin.).

Die spanisch-maurischen Fayencen aus dem B r o c k -
1 e b a n k - Nachlaß brachten regen Zuspruch aus dem Ausland.
Brimo, Paris, kaufte eine Schüssel mit dem Lyoner Wappen für
330 Guin. und zwei Apothekertöpfe in Kupfertönung bemalt für
350 Guin. Ein ähnliches Paar ging an Couseau (290 Guin.), der
später eine Deruta-Vase mit zwei Griffen für 115 Guin. erstand.
Durlacher nahm aus dieser italienischen Majolikagruppe eine
Deruta-Schüssel mit Frauenporträt (300 Guin.) und eine Fayence-
tasse (220 Guin.), Nyburg eine Caffagiolo-Vase (120 Guin.) Maliett
kaufte sowohl zwei Kang He famille-verte-Schüsseln (280 Guin.)
wie zwei puderblaue Zylindervasen mit Flußszenen bemalt
(240 Guin.) — Die Brocklebank’schen Aquarelle von T u r n e r
fanden schnellen Absatz. Agnew kaufte eine Ansicht von Marlysur-
Säone (1550 Guin.), einen Fernblick auf Fonthill (280 Guin.) und
Kolosseum zu Rom (420 Guin.). Vicars erstand Turners Seeblick
auf Langharne, Schloß zu Wales (1000 Guin.) und eine Londoner
Ansicht (380 Guin). Aus dem Bickham’schen Nachlaß, der gleich-
zeitig unter den Hammer kam, kaufte Agnew zwei Zeichnungen
Turners „Die Fälle von Terni“ für 510 Guin. und das Aostatal für
240 Guineen.

Goldemaildose, dunkelblau marmoriert, mit 52 Brillanten
Frankreich, 2. Hälfte 18. Jahrhundert
Auktion bei Hermann Ball und Paul Graupe, Berlin

Ruf(ifcbes Kun{f(eben.

Man sclireibt dem „Kunstwanderer“ aus L.eningrad : Vor
kurzer Zeit beging die Eremitage feierlich den 80. Geburts-
tag des Konservators der italienisch-spanischen Abteilung ihrer
Gemäldegalerie, Ernst Liphart, der in erstaunlicher Rüstig-
keit seinen Arbeiten an dem großen kritischen Katalog der ihm
unterstellten Bilder nach wie vor nachgeht. In Dorpat 1847 gebo-
ren und früh dem Malerberuf zugewandt, hat der Jubilar unter sei-
nem Vater, dem berühmten Kenner, in Florenz seine wissenschaft-
liche Schulung erworben, die er sodann in Spanien, unter Lenbach
an den Kopien für den Grafen Schack beteiligt, wesentlich erwei-
terte. Nach jahrzehntelanger Arbeit als Porträtmaler trat Liphart
1906 in den Dienst der Gemäldegalerie der Eremitage, die ihm,
neben erneuter kritischer Durcharbeitung ihrer alten Bestände,
wertvolle Neuerwerbungen verdankt, an erster Stelle das unbe-
strittene Jugendwerk Leonardos, die Madonna Benois, neben ihr die
„Flucht nach Aegypten“ des jungen Tizian und zwei von ihrem Ent-
decker als Werke des Caravaggio verteidigte große Bilder, einen
Bacchus und eine Extase des hl. Franz. Einst Mitglied der berühm-
ten Florentiner Kolonie um 1870, hat Liphart durch Jahrzehnte in
Verbindung mit der europäischen Creme der Kultur gestanden und
ist darum befähigt gewesen, im Laufe seines Lebens Anregung in
reichstem Maße zu verbreiten. Für das Verständnis altitalieni-
scher Kunst ist sein Einfluß auf die jiingeren Generationen russischer
Kunstforscher ganz eminent gewesen, umsomehr, als er von einer
Persönlichkeit getragen wird, die sich allseitigster Liebe und Ver-
ehrung erfreut.

TvtafotikasSammlung Scbiff.

Ueber die in Fachkrejsen anerkannte Majolika-Samm-
1 u n g , die im Besitze des New Yorker Bankiers Mortimer Schiff
sich befindet, gibt ein Katalog Kunde, aer in einer Auflage von 250
Stück vor kurzem als Privatdruck erschien. Die Sammlung baut
sich auf den Kollektionen des Parisers Bardacs, des Italieners Bar-
dini, die zu London im Jahre 1899 und 1902 versteigert wurden,
auf der 1884 in Rom verkauften Castellani-Sammlung und der des
Pierpont Morgan sr. auf, welche B o d e ünd Wallis seinerzeit bear-
beitet haben. Als ganzes sind aber die 90 Stücke aus dem 15. Jahr-
hundert, die der 111 Nummern umfassende Schiff’sche Besitz auf-
weist, unübertroffen; aber auch nur für diese Periode, da für das

Goldemaildose in weiß und orange, 9,8 cm Länge, 2,7 cm Höhe
Frankreich, um 1780

Auktion bei Hermann Ball und Paul Graupe, Beriin

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