los in allen ihren Stilphasen verfolgen läßt. Von den frühesten, um
1100 entstandenen Stücken sind vor allem neben zwei figürlichen
in ernstem und charaktervoilem Stil gezeichneten Initialen zwei
große Initialen P und I hervorzuheben, die den arabeskenreichen
normanno-arabischen Einfluß aus Sizilien zeigen. Eine Miniatur
mit dem Initial M ist hier wohl das Hauptstück: es steht der Schule
des Fra Angelicos nahe.
*
Am 13. Dezember versteigern Paul Cassirer — Hugo
H e 1 b i n g die hervorragende persische Keramik der Samm-
lung Oskar S k a 11 e r sowie die modernen deutschen Meister
dieses Berliner Kunstbesitzes. Den Katalog der persdschen Kollektion
verfaßte Dr. Ernst Kühnel. Es geht hier um die einstigen Bestände
der Sammlung Dr. D r a e g e r , der lange Jahre in Teheran war
und seine persische Keramik 1923 im Kaiser-Friedrich-Museum aus-
gestellt hat. Die Stücke sind vortrefflich erhalten. Die Ghabri-
Ware aus dem 10. und 11. Jahrhundert, über die Kühnel in seinem
bei Richard Carl Schmidt & Co., Berlin, erschienenen Buche „Isla-
mische Kieinkunst“ ausführlich berichtet, ist in der Sammlung
Skaller nicht vertreten, dagegen steht hier die Blüteperiode des
12. bis 14. Jahrhundert mit ihrer Raghes-Keramik im Vordergrund.
Zunächst die Minai-Ware, dann die Lüsterfayence aus Raghes
(erste Hälfte des 13. Jahrhunderts), die noch aus dem 12. Jahrhundert
stammenden Gefäße mit durchbrochener Wandung, bei denen der
Einfluß Chinas unverkennbar scheint. Aus der ersten der von uns
genannten Reihe ragt ein Kopf auf Löwenfüßen hervor, in der
Gruppe der Lüsterfayencen wieder fesseln uns Gießgefäße in der
Form von Löwen oder Katzen, in der dritten Reihe interessiert uns
eine Flasche mit kufischer Inschrift. Außerdcm sieht man schöne
Fliesen, schwarz bemalte grünglasierte Keramik des 13. Jahr-
hunderts usw.
Unter den Skaller’schen Bildern stechen die sechs Ferdinand
von Rayski hervor, die von Otto Grautoff literarisch gewürdigt
sind, unter ihnen der köstliche „Strolch“ und die „Karoline von
Bechtoltheim“. Von Max Liebermann sieht man nur den
„Schulweg in Edam“ von 1904, der auch im Liebermann-Werk von
Erich Hancke (Verlag Bruno Cassirer-Berlin) vermerkt ist, von
Lovis Corinth drei Bilder, den „Orpheus“, den „weiblichen
Akt“ und das „Pfcrd“; ferner interessieren zwischendureh Makai ts
Entwurf zum „Einzug Karls V. iin Antwerpen“ (Hamburger Kunst-
halle), zwei Spitzweg, zwei Trübner, unter ihnen der „Junge mit
der Halskrause“, der in der Nachlaß-Auktion Trübner (Lepke 1918)
ausgeboten wurde, dazu aber kommen noch schöne Qualitäten aus
anderem Berliner und aus Frankfurter Besitz. So Karl
B 1 e c h e n s Mühle in Amalfi, die in dem Buche von G. J. K e r n
reproduziert ist, Feuerbachs Selbstbildnis von 1847, einer von den
Ausschnitten aus Liebermanns Wannseegarten von 1918 und das
Bildnis der Frau Scholderer von Hans Thoma (1873) u. a.
Kötn.
Unter großer Beteiligung von Liebhaber- und Händlerkreisen
ging die Versteigerung der Gemälde-Sammlung Georg Wilhelm
Mülier-Düsseldorf im Kunstauktionshaus Math. Lempertz in
Köln vor sich. Wie bekannt, bestand diese Sammlung ausschließ-
lich aus Meisterwerken der deutschen Kunst der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. Wir nennen naehstehend nur einige der haupt-
sächlichsten erzielten Preise: Feuerbach „Römerin“ Mk. 13 500,—,
Hans Thoma „Ackerlandschaft“ Mk. 23 000,—, K. Schuch „Am
Waldesrand“ Mk. 7 000,—, Ludwig Knaus „Schulmädchen“ 10 500,—,
C. Spitzweg „Mädchen vor Kapelle im Gebirge“ Mk. 11 500,—,
F. v. Stuck „Weiblicher Kopf“ Mk. 5 000,—, F. Voltz „Herden-Idyll“
Mk. 14 000,—, Harburger „Die beiden Philosophen“ Mk. 5 000,—,
O. Achenbach ,Die via Appia“ Mk. 8 500,—, Vautier „Am Schau-
kasten“ Mk. 12 500,—.
teipaig»
Zu der Versteigerung der Kupferstichsammlungen Morrison-
London und Nostiz bei C. G. B o e r n e r in Leipzig wäre zu be-
merken, daß der deutsche Käufer diesmal etwas zurückhaltender
war, doch wurde die Ware vom internationalen Handel in ganz
unabhängiger Weise so gut wie restlos aufgenommen, wobei die
großen Seltenheiten zum Teil sehr hohe Preise erzielten. Ein Exem-
plar von Dürers Adam und Eva brachte mit dem Aufgeld 27 000 Mk.,
die drei Bäume von Rembrandt 19 000 Mk., ein seltenes Porträt vom
alten Haring von demselben 16 000 Mk„ eines der seltensten frühen
Schabkunstblätter, Eleonore Gonzaga 11 500 Mk. Ein besonderes
Interesse boten diese Sammlungen den holländischen Interessenten,
die stark vertreten waren und eine Hausse an holländischer Graphik
erzeugten. Auf das lebhafteste begehrt war ferner die nach sach-
lichen Gesichtspunkten geordnete Graphik der zweiten Abteilung
und die alten Bücher. Der Gesamtumsatz dieser Auktion dürfte
eine halbe Million überstiegen haben. In der darauffolgenden Woche
versteigerte C. G. Boerner die Lipsiensiensammlung Franz S t ö p e 1.
Diese Auktion wurde zu einem gesellschaftlichen Ereignis, wie man
es sonst bei Boerner’schen Auktionen nicht gewohnt ist. Die auf
Leipzig bezüglichen Blätter und die große Abteilung Porzellan
Gießgefäß in Form eines sitzenden Löwen
Persien (Raglies), 13. Jahrh. Auktion bei Cassirer-Helbing, Berlin
wurden auf das Lebhafteste geboten und übertrafen um ein ganzes
Teil die Taxen. Weniger begehrt waren die auf die Völkerschlacht
bezüglichen Blätter und die Bücher, die sich aber fast restlos ver-
kauften. Am höchsten bezahlt wurden die großen farbigen Leipziger
Ansichten, deren Preise sich zwischen 300 und 600 Mk. bewegten.
Von Originalen Leipziger Künstler wurden die schönen Messe-
Darstellungen von Opitz mit Preisen bis zu 1350 Mk. bezahlt. Der
letzte Augenblick der Völkerschlacht von Geißler brachte 950 Mk.,
die Oelbilder von Straßberger mit Darstellungen der Völkerschlacht
zwischen 300 und 850 Mk„ der Tod des Fürsten Poniatowskis von
Debucourt 750 Mk. Die einzelnen Leipziger Tassen wurden mit
Preisen bis zu 200 Mk. verkauft. Eine Sammlung von Leipziger
Gedenkmünzen brachte 1200 Mk.
Müncben.
Die am 17. Dezember bei Hugo Helbing stattfindende
Auktion moderner Bilder, Aquarelie und Handzeichn-ungen
bildet den Schluß der diesjährigen Auktionen. Sie enthält ange-
sehene Namen der äiteren Schule; ein Kabinettbildchen von Arnold
Böcklin „Frau an einem Parktor“, welches unter Nr. 91 a in der
Jahrhundertfeier Böcklins in der Nationalgalerie ausgestellt war;
ein kleines, aber sehr figurenreiches Bildchen von J. F. Dielmann,
C. Eberts „Parkszene“, L. v. Hagns „Familienszene“, E. v. Krelings
„Eremit“ reihen sich an. Von J. W. Schirmer sind zwei sehr inter-
essante Naturstudien in Oel, zwei Zeichnungen und ein Aquarell
zu nennen, Carl Spitzwegs „Landschaft mit Windmühlen und zwei
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1100 entstandenen Stücken sind vor allem neben zwei figürlichen
in ernstem und charaktervoilem Stil gezeichneten Initialen zwei
große Initialen P und I hervorzuheben, die den arabeskenreichen
normanno-arabischen Einfluß aus Sizilien zeigen. Eine Miniatur
mit dem Initial M ist hier wohl das Hauptstück: es steht der Schule
des Fra Angelicos nahe.
*
Am 13. Dezember versteigern Paul Cassirer — Hugo
H e 1 b i n g die hervorragende persische Keramik der Samm-
lung Oskar S k a 11 e r sowie die modernen deutschen Meister
dieses Berliner Kunstbesitzes. Den Katalog der persdschen Kollektion
verfaßte Dr. Ernst Kühnel. Es geht hier um die einstigen Bestände
der Sammlung Dr. D r a e g e r , der lange Jahre in Teheran war
und seine persische Keramik 1923 im Kaiser-Friedrich-Museum aus-
gestellt hat. Die Stücke sind vortrefflich erhalten. Die Ghabri-
Ware aus dem 10. und 11. Jahrhundert, über die Kühnel in seinem
bei Richard Carl Schmidt & Co., Berlin, erschienenen Buche „Isla-
mische Kieinkunst“ ausführlich berichtet, ist in der Sammlung
Skaller nicht vertreten, dagegen steht hier die Blüteperiode des
12. bis 14. Jahrhundert mit ihrer Raghes-Keramik im Vordergrund.
Zunächst die Minai-Ware, dann die Lüsterfayence aus Raghes
(erste Hälfte des 13. Jahrhunderts), die noch aus dem 12. Jahrhundert
stammenden Gefäße mit durchbrochener Wandung, bei denen der
Einfluß Chinas unverkennbar scheint. Aus der ersten der von uns
genannten Reihe ragt ein Kopf auf Löwenfüßen hervor, in der
Gruppe der Lüsterfayencen wieder fesseln uns Gießgefäße in der
Form von Löwen oder Katzen, in der dritten Reihe interessiert uns
eine Flasche mit kufischer Inschrift. Außerdcm sieht man schöne
Fliesen, schwarz bemalte grünglasierte Keramik des 13. Jahr-
hunderts usw.
Unter den Skaller’schen Bildern stechen die sechs Ferdinand
von Rayski hervor, die von Otto Grautoff literarisch gewürdigt
sind, unter ihnen der köstliche „Strolch“ und die „Karoline von
Bechtoltheim“. Von Max Liebermann sieht man nur den
„Schulweg in Edam“ von 1904, der auch im Liebermann-Werk von
Erich Hancke (Verlag Bruno Cassirer-Berlin) vermerkt ist, von
Lovis Corinth drei Bilder, den „Orpheus“, den „weiblichen
Akt“ und das „Pfcrd“; ferner interessieren zwischendureh Makai ts
Entwurf zum „Einzug Karls V. iin Antwerpen“ (Hamburger Kunst-
halle), zwei Spitzweg, zwei Trübner, unter ihnen der „Junge mit
der Halskrause“, der in der Nachlaß-Auktion Trübner (Lepke 1918)
ausgeboten wurde, dazu aber kommen noch schöne Qualitäten aus
anderem Berliner und aus Frankfurter Besitz. So Karl
B 1 e c h e n s Mühle in Amalfi, die in dem Buche von G. J. K e r n
reproduziert ist, Feuerbachs Selbstbildnis von 1847, einer von den
Ausschnitten aus Liebermanns Wannseegarten von 1918 und das
Bildnis der Frau Scholderer von Hans Thoma (1873) u. a.
Kötn.
Unter großer Beteiligung von Liebhaber- und Händlerkreisen
ging die Versteigerung der Gemälde-Sammlung Georg Wilhelm
Mülier-Düsseldorf im Kunstauktionshaus Math. Lempertz in
Köln vor sich. Wie bekannt, bestand diese Sammlung ausschließ-
lich aus Meisterwerken der deutschen Kunst der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. Wir nennen naehstehend nur einige der haupt-
sächlichsten erzielten Preise: Feuerbach „Römerin“ Mk. 13 500,—,
Hans Thoma „Ackerlandschaft“ Mk. 23 000,—, K. Schuch „Am
Waldesrand“ Mk. 7 000,—, Ludwig Knaus „Schulmädchen“ 10 500,—,
C. Spitzweg „Mädchen vor Kapelle im Gebirge“ Mk. 11 500,—,
F. v. Stuck „Weiblicher Kopf“ Mk. 5 000,—, F. Voltz „Herden-Idyll“
Mk. 14 000,—, Harburger „Die beiden Philosophen“ Mk. 5 000,—,
O. Achenbach ,Die via Appia“ Mk. 8 500,—, Vautier „Am Schau-
kasten“ Mk. 12 500,—.
teipaig»
Zu der Versteigerung der Kupferstichsammlungen Morrison-
London und Nostiz bei C. G. B o e r n e r in Leipzig wäre zu be-
merken, daß der deutsche Käufer diesmal etwas zurückhaltender
war, doch wurde die Ware vom internationalen Handel in ganz
unabhängiger Weise so gut wie restlos aufgenommen, wobei die
großen Seltenheiten zum Teil sehr hohe Preise erzielten. Ein Exem-
plar von Dürers Adam und Eva brachte mit dem Aufgeld 27 000 Mk.,
die drei Bäume von Rembrandt 19 000 Mk., ein seltenes Porträt vom
alten Haring von demselben 16 000 Mk„ eines der seltensten frühen
Schabkunstblätter, Eleonore Gonzaga 11 500 Mk. Ein besonderes
Interesse boten diese Sammlungen den holländischen Interessenten,
die stark vertreten waren und eine Hausse an holländischer Graphik
erzeugten. Auf das lebhafteste begehrt war ferner die nach sach-
lichen Gesichtspunkten geordnete Graphik der zweiten Abteilung
und die alten Bücher. Der Gesamtumsatz dieser Auktion dürfte
eine halbe Million überstiegen haben. In der darauffolgenden Woche
versteigerte C. G. Boerner die Lipsiensiensammlung Franz S t ö p e 1.
Diese Auktion wurde zu einem gesellschaftlichen Ereignis, wie man
es sonst bei Boerner’schen Auktionen nicht gewohnt ist. Die auf
Leipzig bezüglichen Blätter und die große Abteilung Porzellan
Gießgefäß in Form eines sitzenden Löwen
Persien (Raglies), 13. Jahrh. Auktion bei Cassirer-Helbing, Berlin
wurden auf das Lebhafteste geboten und übertrafen um ein ganzes
Teil die Taxen. Weniger begehrt waren die auf die Völkerschlacht
bezüglichen Blätter und die Bücher, die sich aber fast restlos ver-
kauften. Am höchsten bezahlt wurden die großen farbigen Leipziger
Ansichten, deren Preise sich zwischen 300 und 600 Mk. bewegten.
Von Originalen Leipziger Künstler wurden die schönen Messe-
Darstellungen von Opitz mit Preisen bis zu 1350 Mk. bezahlt. Der
letzte Augenblick der Völkerschlacht von Geißler brachte 950 Mk.,
die Oelbilder von Straßberger mit Darstellungen der Völkerschlacht
zwischen 300 und 850 Mk„ der Tod des Fürsten Poniatowskis von
Debucourt 750 Mk. Die einzelnen Leipziger Tassen wurden mit
Preisen bis zu 200 Mk. verkauft. Eine Sammlung von Leipziger
Gedenkmünzen brachte 1200 Mk.
Müncben.
Die am 17. Dezember bei Hugo Helbing stattfindende
Auktion moderner Bilder, Aquarelie und Handzeichn-ungen
bildet den Schluß der diesjährigen Auktionen. Sie enthält ange-
sehene Namen der äiteren Schule; ein Kabinettbildchen von Arnold
Böcklin „Frau an einem Parktor“, welches unter Nr. 91 a in der
Jahrhundertfeier Böcklins in der Nationalgalerie ausgestellt war;
ein kleines, aber sehr figurenreiches Bildchen von J. F. Dielmann,
C. Eberts „Parkszene“, L. v. Hagns „Familienszene“, E. v. Krelings
„Eremit“ reihen sich an. Von J. W. Schirmer sind zwei sehr inter-
essante Naturstudien in Oel, zwei Zeichnungen und ein Aquarell
zu nennen, Carl Spitzwegs „Landschaft mit Windmühlen und zwei
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