mäßigen Kenntnis seiner sicheren Arbeiten, geschweige daß wir
ihn gründlich kennten. Der Bange’sche Band, der in Abbildung alles
vereinigt, was Flötner für den Holzschnitt geschaffen hat, ist des-
halb sehr zu begrüßen. Wir erkennen auf einem Gebiet, dessen
Werke sich stilkritisch ziemlich genau abgrenzen lassen und auf
dem sich Flötner nach verschiedenen Richtungen betätigt hat,
die Grenzen seiner unerschöpflich scheinenden Phantasie. „Flöt-
nerisch“ ist bekanntlich eine ebenso beliebte wie vieldeutige Be-
zeichnung fiir alle möglichen Renaissanceornamente. Wir gewin-
nen einen Maßstab dafür, inwieweit wir den Künstler für die in
Deutschland eindringenden Renaissanceformen verantwortlich
machen dürfen. Manches ist vielleicht verloren gegangen, das
Erhaltene dürfte immerhin ein verläßliches Gesamtbild gewähr-
leisten.
Bange fußt im Wesentlichen auf der letzten von Röttinger
vorgenommenen Sichtung des Holzschnittwerkes Flötners. Die
Streichungen, die er vornimmt, sind, soweit ich sehe, einleuchtend,
entfernen jedenfalls nichts Wesentliches. E'ne glückliche Bereiche-
rung sind die beiden ornamentalen Leisten, die Bange in Wolfen-
büttel hinzugefunden hat (Nr. 54, 55), gehören diese Arbeiten doch
zu den schönsten Werken Flötners. Hier mag die Bezeichnung
„Meisterleistung der deutschen Holzschnittkunst“ einmal zutreffen,
die Bange nach meinem Dafürhalten allzu freigebig auf das gesamte
Holzschnittwerk Flötners anwendet. Der Schwerpunkt seiner
Tätigkeit liegt nicht im Holzschnitt, zu den freien Sehöpfungen der
führenden deutschen Meister hat er sich nicht aufgeschwungen.
Flötners Gipfelleistungen sind auf anderen Gebieten geschaffen,
wenngleich seine ornamentalen Entwürfe an Feinheit mit denen der
isla.mischen Kunst wetteifern. Was die anderen Holzschnitte an-
geht, spricht Neudörffer nicht mit Unrecht von „eitel wüsten und
abscheulichen Angesichtern“.
Das Buch ist mit großer Gründlichkeit und Exaktheit gearbei-
tet. Außer dem kritischen Katalog der Blätter enthält es eine um-
sichtig und mit kritischer Strenge alle urkundlichen Hinweise ver-
wertende Biographie und ein Kapitel über Flötner als Holzschnei-
der. In der Chronologie der Werke, zumal der Frühwerke, zu
denen Bange aueh sonst Beiträge veröffentlicht hat, in der Beto-
nung dcs Zusammenhanges mit Augsburg iiegt nach meinem Dafiir-
halten das wichtigste Ergebnis dieses Kapitels. Es wäre zu wün-
schen, daß der Verfasser in derselben Weise Flötners Zeichnungen
bearbeitete, die recht eigentlich die Feinheiten seiner Handschrift
und vielleicht auch den Umfang seines Strebens zu erkennen geben.
F. W i n k 1 e r.
*
Gustav E. Pazaurek, F. Gondelach, der bedeu-
tendste deutsche Glasschneider und seine
R i v a 1 e n. 1. Heft der Keramik- und Glasstudien, heraus-
gegeben von G. E. Pazaurek. Verlag Keramische Rund-
schau, Berlin 1927.
Der Entschluß der Keramischen Rundschau, eine Folge vom
Einzelstudien aus ihrem Spezialgebiet, dem der Keramik und des
Glases, in ihren Verlag aufzunehmen, wird von allen Fachgenossen
freudig begrüßt werden. Das erste Heft von der Hand des Heraus-
gebers G. E. Pazaurek über den Glasschneider F. Gondelach
(76 Seiten mit 34 guten, z. T. ganzseitigen Abbildungen in hand-
lichem Oktavformat) macht einen ausgezeichneten Eindruck.
Franz Gondelach, das Glied einer im Umkreis von
Kassel weitverbreiteten Glasmacherfamilie, ist 1663 als Sohn des
„Glasseners“ Franz Gondelach in Großalmerode geboren. Als
GALERIE J. HERBRAND
GEMÄLDE ALTER MEISTER
P A R I S 31 Rue Le Peletier
165
ihn gründlich kennten. Der Bange’sche Band, der in Abbildung alles
vereinigt, was Flötner für den Holzschnitt geschaffen hat, ist des-
halb sehr zu begrüßen. Wir erkennen auf einem Gebiet, dessen
Werke sich stilkritisch ziemlich genau abgrenzen lassen und auf
dem sich Flötner nach verschiedenen Richtungen betätigt hat,
die Grenzen seiner unerschöpflich scheinenden Phantasie. „Flöt-
nerisch“ ist bekanntlich eine ebenso beliebte wie vieldeutige Be-
zeichnung fiir alle möglichen Renaissanceornamente. Wir gewin-
nen einen Maßstab dafür, inwieweit wir den Künstler für die in
Deutschland eindringenden Renaissanceformen verantwortlich
machen dürfen. Manches ist vielleicht verloren gegangen, das
Erhaltene dürfte immerhin ein verläßliches Gesamtbild gewähr-
leisten.
Bange fußt im Wesentlichen auf der letzten von Röttinger
vorgenommenen Sichtung des Holzschnittwerkes Flötners. Die
Streichungen, die er vornimmt, sind, soweit ich sehe, einleuchtend,
entfernen jedenfalls nichts Wesentliches. E'ne glückliche Bereiche-
rung sind die beiden ornamentalen Leisten, die Bange in Wolfen-
büttel hinzugefunden hat (Nr. 54, 55), gehören diese Arbeiten doch
zu den schönsten Werken Flötners. Hier mag die Bezeichnung
„Meisterleistung der deutschen Holzschnittkunst“ einmal zutreffen,
die Bange nach meinem Dafürhalten allzu freigebig auf das gesamte
Holzschnittwerk Flötners anwendet. Der Schwerpunkt seiner
Tätigkeit liegt nicht im Holzschnitt, zu den freien Sehöpfungen der
führenden deutschen Meister hat er sich nicht aufgeschwungen.
Flötners Gipfelleistungen sind auf anderen Gebieten geschaffen,
wenngleich seine ornamentalen Entwürfe an Feinheit mit denen der
isla.mischen Kunst wetteifern. Was die anderen Holzschnitte an-
geht, spricht Neudörffer nicht mit Unrecht von „eitel wüsten und
abscheulichen Angesichtern“.
Das Buch ist mit großer Gründlichkeit und Exaktheit gearbei-
tet. Außer dem kritischen Katalog der Blätter enthält es eine um-
sichtig und mit kritischer Strenge alle urkundlichen Hinweise ver-
wertende Biographie und ein Kapitel über Flötner als Holzschnei-
der. In der Chronologie der Werke, zumal der Frühwerke, zu
denen Bange aueh sonst Beiträge veröffentlicht hat, in der Beto-
nung dcs Zusammenhanges mit Augsburg iiegt nach meinem Dafiir-
halten das wichtigste Ergebnis dieses Kapitels. Es wäre zu wün-
schen, daß der Verfasser in derselben Weise Flötners Zeichnungen
bearbeitete, die recht eigentlich die Feinheiten seiner Handschrift
und vielleicht auch den Umfang seines Strebens zu erkennen geben.
F. W i n k 1 e r.
*
Gustav E. Pazaurek, F. Gondelach, der bedeu-
tendste deutsche Glasschneider und seine
R i v a 1 e n. 1. Heft der Keramik- und Glasstudien, heraus-
gegeben von G. E. Pazaurek. Verlag Keramische Rund-
schau, Berlin 1927.
Der Entschluß der Keramischen Rundschau, eine Folge vom
Einzelstudien aus ihrem Spezialgebiet, dem der Keramik und des
Glases, in ihren Verlag aufzunehmen, wird von allen Fachgenossen
freudig begrüßt werden. Das erste Heft von der Hand des Heraus-
gebers G. E. Pazaurek über den Glasschneider F. Gondelach
(76 Seiten mit 34 guten, z. T. ganzseitigen Abbildungen in hand-
lichem Oktavformat) macht einen ausgezeichneten Eindruck.
Franz Gondelach, das Glied einer im Umkreis von
Kassel weitverbreiteten Glasmacherfamilie, ist 1663 als Sohn des
„Glasseners“ Franz Gondelach in Großalmerode geboren. Als
GALERIE J. HERBRAND
GEMÄLDE ALTER MEISTER
P A R I S 31 Rue Le Peletier
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