Hans Karlinger, Die Kunst der Gotik, Berlin 192/.
(Propyläen - Kunstgeschichte, VII. Band.)
Wie dem Barockbande von W. Weisbach, ist innerhalb der
Propyläen-Kunstgeschichte die Lösung der Aufgabe für das gotische
Gebiet in einer Weise gefunden worden, zu der der Verlag beglück-
wünscht werden kann. Der Leser wird hier im besfen Sinne dem
großen Gegenstande des Kathedralenzeitalters nahegebracht,
während der Kunsthistoriker ausgedehnte Tatsa'chenreihen be-
legt fiudet.
Karlinger stellt zunächst die klassischen Kathedralen der Isle
de France dar, mit den „unergründlich schönen Raumbildern ihrer
Chöre“, dem „fabelhaften Schmuck ihrer Portale“, und mit ihren
gigantischen Tempelstirnen, die ebenso „die Macht geometrischer
Eurythmie“ zum Ausdruck bringen können (Paris), wie sie sich
als „malerische Gebilde voll heftiger Aktivität“ erweisen können
(Laon). Sodann werden die Denkmäler der „Umländer“ — sowohl
der französischen als der jenseits der Grenzen befindlichen —
analysiert. „D a s Spezifische der klassischen
Gotik Frankreichs lagin dem Vorwalten des organisato-
rischen Faktors, der innsrhalb einer kiinstlerischen Gesamterschei-
nung die vielfältigen Sinnesäußerungen des Stils zu einmaliger Klar-
heit eines Geistigen zu vereinigen w’ußte — das Spezifische
aller Umländer liegt darin, wie ein Massengefiihl voll unge-
brochener Kraft sich der Ausdrucksmittel des Stils zu bedienen ver-
mag, ohne darum sein echt mittelalterliches Gepräge so eindeutig
auf ganz bestimmte Schönheitsnormen zu bringen, wie es dort
geschah“.
Innerhalb der die „Umländer“ behandelnden Darstellung sind
die Abschnitte über England und Deutschland hervorzuheben, in
denen die Sondergotik dieser beiden Länder gekennzeichnet wird.
„Die Hypertrophie dekorativer Glieder, die innerhalb französischer
Spätgotik wie quälende Floskel wirkt, ist hier (in der „rassenstar-
ken Spätzeit Englands“) gebändigt durch eine massenbezwingende
Energie. Die überzeugende Schaubarkeit des mechanischen Appa-
rates dieser Konstruktionen — oder auch der Anschein ihrer Ueber-
schaubarkeit — überrascht, ohne zu beunruhigen; eine — allerdings
nicht inehr dynamisch geladene — Organisation triumphiert zuletzt
über die Masse“. (Kings College Chapel, Cambridge, Kapelle Hein-
richs VII. in Westminster.)
„Die deutsche Gotik zeigt von jeher die Neigung, den Orga-
nismus des Stils eklektisch zu verwerten und damit das notwendig
Geschlossene und Abgeglichene klassischer Ausgewogenheit zu
durchbrechen.“ Die deutsche Sondergotik zeigt sich in „rassen-
stärkster Gestalt“ im Hallensystem der westfälischen Dome. „Aus
elastischen Schäften hebt sich der prachtvolle Anstieg der Ge-
wölbeschalen, Lichtgarben umspielen von allen Seiten das Träger-
werk, weite Luftigkeit wogt durch die Halle. Kein übergroßer
Raum aber groß gesehen im Ausdruck seiner Glieder. Die Außen-
ansicht des Chorhauptes hat etwas selbstherrlich Steiles, keine um-
ständliche Beredsamkeit der Formen. Diese Baukunst setzt sich
nicht mehr mit Kathedralen auseinander“. (Wiesenkirche in Soest.)
An die Darstellung des gotischen Kirchenbaus schließt sich
ein Abschnitt über den gotischen Profanbau an. Dann wird die
Bildnerei der Gotik behandelt. Ein ausgezeichneter Abschnitt ist
dem Kunstgewerbe, der „Werkkunst“, gewidmet; zum Schluß wird
die Malerei behandelt, wobei die Darstellung der französischen und
deutschen Malerei des 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts her-
vorzuheben ist.
Ph. Schweinfurth.
*
Die Burgunder Federzuguhr um 1430 von Max'
Engelmann. Sonderdruck der „U h r m a c h e r k u n s t“,
Verlag des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher,
Halle a. S.
Für die Geschichte der Uhrmacherei war es ein außerordent-
liches Ereignis, als im verflossenen Herbst die Standuhr aus der
Zeit Philipps des Guten von Burgund aus langer
Verborgenheit ans Tageslicht trat und uns völlig neue Einblicke in
die Entwicklung des Uhrmechanismus gab. In ihrer Gotik und
Technik ist diese Uhr ein auserlesenes Kunstwerk. Wir schreiten
ORIGINAL-GRAPHIK
ALTER UND MODERNER MEISTER
Aldegrever, Altdorfer, Amman, Backhuizen, Bega, Beham, della
Bella, Belotto, Berghem, Bink, Bol, Breenberg, Brettgbel, Callot,
Canale, Claude, Cranach, Drevet, DGrer, v. Dyck, Edelinck,
Gell6e, Goltzius, Goya, Hollar, Lautensack, Leyden, Masson, Nan-
teuil, Ostade, Rembrandt, Ruisdael, Schongauer, Waterloo, Zeeman
-Helveiica-
Appiao, Besnard, Bone, Bracquemond. Buhot, Cameron, Corot,
Daubigny, Daumier, Forain, Haden, Legros, Lep&re, Manet,
Meryon, Millet, Whistler, Zorn
Katalog XVIII: Spezialverzeichnisse: Angeren, Daubigny, Daumler, Haden,
Jaque, Klipstein, Legros, Maclauglan, Whistler, Zorn.
Neu erschienen: Kompletter Katalog Nr. XXII, reich illustriert, Preis frs. 5.—,
und Supplement-Katalog Nr. XXIII, reich illustriert, Preis frs. 3 —
GUTEKUNST & KLIPSTEIN
BERN (Schweiz) Hotelgasse 811
-_
Die beste Kunstzeitschrift der Welt
The Burlington Magazine
FÜR KENNER
Begründet 1903
The Burlington Magazine ist fiir alle ernsthaften Kunst-
interessenten unentbehrlich.
Es behandelt jegliche Art der Kunst, die alte und die
moderne, und wendet sich daher sowohl an den Gelehrten
wie an den Sammler.
Seine Mitarbeiter sind die fülirenden Kunstgelelirten
der Welt.
Größe und Qualität der Illustrationen sind unübertreff-
bar. Seit fast einem Vierteljahrhundert hat das Blatt seine
Stellung als die führende und umfassendste aller Kunst-
zeitschriften.
The Burlington Magazine führt dank seinem weiten
kunsthistorischen Gesichtsfeld, seinen wichtigen Abhandlun-
gen übcr gegenwärtige Bestrebungen, seinen prachtvollen
Illustrationen. Im Vergleich mit dem Gebotenen, ist der
Preis sehr niedrig gehalten.
Es befaßt sich mit: Architektur, Waffen und Wappen,
Bronzen, orientalischen Teppichen, chinesischem Porzellan,
Stickereien und Spitzen, Stichen, altem Glas, Miniatureni
Zinn, Silberarbeiten, Gemälden, Skulpturen, Tapisserien, Mö-
beln usw.
lllustriert. Erscheint monatlich, 2 Schilling 6 Pence.
Jahresabonnement (einschl. Inhaltsverzeichnissen) 32 Schil-
ling in England, 35 Schilling im Ausland.
Fiir die Vereinigten Staaten von Amerika 9 Dollar postfrei.
THE BURLINGTON MAGAZINE
17 OLD BURLINGTON STREET, LONDON W 1
PROAKU-
KUNSTHAUS
PRO ARTE
BASEL
GEMÄLDE
ANTIQ UITÄTEN
MÖBEL
BLUMENRAIN 24
DIR. Dr. J. COULIN
169
(Propyläen - Kunstgeschichte, VII. Band.)
Wie dem Barockbande von W. Weisbach, ist innerhalb der
Propyläen-Kunstgeschichte die Lösung der Aufgabe für das gotische
Gebiet in einer Weise gefunden worden, zu der der Verlag beglück-
wünscht werden kann. Der Leser wird hier im besfen Sinne dem
großen Gegenstande des Kathedralenzeitalters nahegebracht,
während der Kunsthistoriker ausgedehnte Tatsa'chenreihen be-
legt fiudet.
Karlinger stellt zunächst die klassischen Kathedralen der Isle
de France dar, mit den „unergründlich schönen Raumbildern ihrer
Chöre“, dem „fabelhaften Schmuck ihrer Portale“, und mit ihren
gigantischen Tempelstirnen, die ebenso „die Macht geometrischer
Eurythmie“ zum Ausdruck bringen können (Paris), wie sie sich
als „malerische Gebilde voll heftiger Aktivität“ erweisen können
(Laon). Sodann werden die Denkmäler der „Umländer“ — sowohl
der französischen als der jenseits der Grenzen befindlichen —
analysiert. „D a s Spezifische der klassischen
Gotik Frankreichs lagin dem Vorwalten des organisato-
rischen Faktors, der innsrhalb einer kiinstlerischen Gesamterschei-
nung die vielfältigen Sinnesäußerungen des Stils zu einmaliger Klar-
heit eines Geistigen zu vereinigen w’ußte — das Spezifische
aller Umländer liegt darin, wie ein Massengefiihl voll unge-
brochener Kraft sich der Ausdrucksmittel des Stils zu bedienen ver-
mag, ohne darum sein echt mittelalterliches Gepräge so eindeutig
auf ganz bestimmte Schönheitsnormen zu bringen, wie es dort
geschah“.
Innerhalb der die „Umländer“ behandelnden Darstellung sind
die Abschnitte über England und Deutschland hervorzuheben, in
denen die Sondergotik dieser beiden Länder gekennzeichnet wird.
„Die Hypertrophie dekorativer Glieder, die innerhalb französischer
Spätgotik wie quälende Floskel wirkt, ist hier (in der „rassenstar-
ken Spätzeit Englands“) gebändigt durch eine massenbezwingende
Energie. Die überzeugende Schaubarkeit des mechanischen Appa-
rates dieser Konstruktionen — oder auch der Anschein ihrer Ueber-
schaubarkeit — überrascht, ohne zu beunruhigen; eine — allerdings
nicht inehr dynamisch geladene — Organisation triumphiert zuletzt
über die Masse“. (Kings College Chapel, Cambridge, Kapelle Hein-
richs VII. in Westminster.)
„Die deutsche Gotik zeigt von jeher die Neigung, den Orga-
nismus des Stils eklektisch zu verwerten und damit das notwendig
Geschlossene und Abgeglichene klassischer Ausgewogenheit zu
durchbrechen.“ Die deutsche Sondergotik zeigt sich in „rassen-
stärkster Gestalt“ im Hallensystem der westfälischen Dome. „Aus
elastischen Schäften hebt sich der prachtvolle Anstieg der Ge-
wölbeschalen, Lichtgarben umspielen von allen Seiten das Träger-
werk, weite Luftigkeit wogt durch die Halle. Kein übergroßer
Raum aber groß gesehen im Ausdruck seiner Glieder. Die Außen-
ansicht des Chorhauptes hat etwas selbstherrlich Steiles, keine um-
ständliche Beredsamkeit der Formen. Diese Baukunst setzt sich
nicht mehr mit Kathedralen auseinander“. (Wiesenkirche in Soest.)
An die Darstellung des gotischen Kirchenbaus schließt sich
ein Abschnitt über den gotischen Profanbau an. Dann wird die
Bildnerei der Gotik behandelt. Ein ausgezeichneter Abschnitt ist
dem Kunstgewerbe, der „Werkkunst“, gewidmet; zum Schluß wird
die Malerei behandelt, wobei die Darstellung der französischen und
deutschen Malerei des 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts her-
vorzuheben ist.
Ph. Schweinfurth.
*
Die Burgunder Federzuguhr um 1430 von Max'
Engelmann. Sonderdruck der „U h r m a c h e r k u n s t“,
Verlag des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher,
Halle a. S.
Für die Geschichte der Uhrmacherei war es ein außerordent-
liches Ereignis, als im verflossenen Herbst die Standuhr aus der
Zeit Philipps des Guten von Burgund aus langer
Verborgenheit ans Tageslicht trat und uns völlig neue Einblicke in
die Entwicklung des Uhrmechanismus gab. In ihrer Gotik und
Technik ist diese Uhr ein auserlesenes Kunstwerk. Wir schreiten
ORIGINAL-GRAPHIK
ALTER UND MODERNER MEISTER
Aldegrever, Altdorfer, Amman, Backhuizen, Bega, Beham, della
Bella, Belotto, Berghem, Bink, Bol, Breenberg, Brettgbel, Callot,
Canale, Claude, Cranach, Drevet, DGrer, v. Dyck, Edelinck,
Gell6e, Goltzius, Goya, Hollar, Lautensack, Leyden, Masson, Nan-
teuil, Ostade, Rembrandt, Ruisdael, Schongauer, Waterloo, Zeeman
-Helveiica-
Appiao, Besnard, Bone, Bracquemond. Buhot, Cameron, Corot,
Daubigny, Daumier, Forain, Haden, Legros, Lep&re, Manet,
Meryon, Millet, Whistler, Zorn
Katalog XVIII: Spezialverzeichnisse: Angeren, Daubigny, Daumler, Haden,
Jaque, Klipstein, Legros, Maclauglan, Whistler, Zorn.
Neu erschienen: Kompletter Katalog Nr. XXII, reich illustriert, Preis frs. 5.—,
und Supplement-Katalog Nr. XXIII, reich illustriert, Preis frs. 3 —
GUTEKUNST & KLIPSTEIN
BERN (Schweiz) Hotelgasse 811
-_
Die beste Kunstzeitschrift der Welt
The Burlington Magazine
FÜR KENNER
Begründet 1903
The Burlington Magazine ist fiir alle ernsthaften Kunst-
interessenten unentbehrlich.
Es behandelt jegliche Art der Kunst, die alte und die
moderne, und wendet sich daher sowohl an den Gelehrten
wie an den Sammler.
Seine Mitarbeiter sind die fülirenden Kunstgelelirten
der Welt.
Größe und Qualität der Illustrationen sind unübertreff-
bar. Seit fast einem Vierteljahrhundert hat das Blatt seine
Stellung als die führende und umfassendste aller Kunst-
zeitschriften.
The Burlington Magazine führt dank seinem weiten
kunsthistorischen Gesichtsfeld, seinen wichtigen Abhandlun-
gen übcr gegenwärtige Bestrebungen, seinen prachtvollen
Illustrationen. Im Vergleich mit dem Gebotenen, ist der
Preis sehr niedrig gehalten.
Es befaßt sich mit: Architektur, Waffen und Wappen,
Bronzen, orientalischen Teppichen, chinesischem Porzellan,
Stickereien und Spitzen, Stichen, altem Glas, Miniatureni
Zinn, Silberarbeiten, Gemälden, Skulpturen, Tapisserien, Mö-
beln usw.
lllustriert. Erscheint monatlich, 2 Schilling 6 Pence.
Jahresabonnement (einschl. Inhaltsverzeichnissen) 32 Schil-
ling in England, 35 Schilling im Ausland.
Fiir die Vereinigten Staaten von Amerika 9 Dollar postfrei.
THE BURLINGTON MAGAZINE
17 OLD BURLINGTON STREET, LONDON W 1
PROAKU-
KUNSTHAUS
PRO ARTE
BASEL
GEMÄLDE
ANTIQ UITÄTEN
MÖBEL
BLUMENRAIN 24
DIR. Dr. J. COULIN
169