Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 9./10.1927/28
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0196
DOI Heft:
1./2. Januarheft
DOI Artikel:Bode, Wilhelm von: Die Museen und der Kunsthandel in Berlin
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Werk von minderem Wert abgaben. So haben wir
namentlich die zwei herhichen Landschaften der größ-
ten Landschaftsdichter aller Zeiten: die kleine
Gewitterlandschaft von Rembrandt und die sehr
große Polder-Landschaft von P. P. R u b c n s
erwerben können. Aucli verdanken wir gerade für
Rubens großartigste Landschaft aus den alten Hrwer-
bungen, für den „Schiffbruch des Aeneas“, dem Auf-
schwung des Berliner Kunsthandels wenigstens indirekt
den Nachweis, daß dieses Bild keine alte Kopie ist, wie
gelegentlich wegen der darin sehr auffälligen Anwen-
dung des Bolusgrundes behauptet v/urde, son-
dern wirklich das Original: eine figurenreiche Land-
schaft des älteren Karel van Mander in der flämischen
Landschaftsausstellung von Dr. Gottschewski und Dr.
Sciiäffer ist gleichfalls auf Bolusgrund gemalt, obgleich
sie schon mehrere Jahrzehnte früher entstanden ist als
jenes Bild. Beide Bilder zeigen zugleich, daß es sich
noch. um erste Versuche in der Anwendung des Bolus-
grundes handelt, wie namentlich die Aufzehrung der
Figuren in dem Schatten durch den Bolus beweist.
Gerade diese vor wenigen Wochen erst
geschlossene Ausstellung, das „Flämische Landschafts-
bild“, wie die kürzlich eröffnete, durch die Zahl der
Meisterwcrke und den Geschmack der Anordnung
gleiclt ausgezeichnete Aussteliung in der Neuen Galerie
von Dr. Benedict, wie überhaupt das Anwachsen der
Kunsthandlungen in Berlin bekunden das glückliche
Zusammenarbeiten der Museumsleiter mit den Kunst-
händlern. Berlin hat in den letzten Jahren die größe-
ren Kunsthandlungen von fast ganz Deutschland auf-
gesogen. Selbst die Münchner großen Geschäfte
legen Zweiggeschäfte nach Berliti, wenn sie nicht ganz
hierher übersiedeln. Daß auch bei W i e n ähnliches
schon im Gange ist, wird hoffentlich nicht zum Schaden
des Berliner Kunsthandels sein, denn um sich auf der
Höhe zu lialten, auf der er sicli jetzt befindet, muß er
sich möglichst rein halten von manchen, gewiß auch der
Donaustadt nicht angenehmen Elementen, von der
Schar der Mitläufer, die zum Vertrieb der gering-
wertigeren, abgestandenen Werke der großen Händler
fast gewaltsam drängen.
Abraham van Beyeren
Stilleben
Provenienz: Sammlung
Karl von Hollitscher
Ausstellung
bei
Dr. Benedict & Co.
in
Berlin
182
namentlich die zwei herhichen Landschaften der größ-
ten Landschaftsdichter aller Zeiten: die kleine
Gewitterlandschaft von Rembrandt und die sehr
große Polder-Landschaft von P. P. R u b c n s
erwerben können. Aucli verdanken wir gerade für
Rubens großartigste Landschaft aus den alten Hrwer-
bungen, für den „Schiffbruch des Aeneas“, dem Auf-
schwung des Berliner Kunsthandels wenigstens indirekt
den Nachweis, daß dieses Bild keine alte Kopie ist, wie
gelegentlich wegen der darin sehr auffälligen Anwen-
dung des Bolusgrundes behauptet v/urde, son-
dern wirklich das Original: eine figurenreiche Land-
schaft des älteren Karel van Mander in der flämischen
Landschaftsausstellung von Dr. Gottschewski und Dr.
Sciiäffer ist gleichfalls auf Bolusgrund gemalt, obgleich
sie schon mehrere Jahrzehnte früher entstanden ist als
jenes Bild. Beide Bilder zeigen zugleich, daß es sich
noch. um erste Versuche in der Anwendung des Bolus-
grundes handelt, wie namentlich die Aufzehrung der
Figuren in dem Schatten durch den Bolus beweist.
Gerade diese vor wenigen Wochen erst
geschlossene Ausstellung, das „Flämische Landschafts-
bild“, wie die kürzlich eröffnete, durch die Zahl der
Meisterwcrke und den Geschmack der Anordnung
gleiclt ausgezeichnete Aussteliung in der Neuen Galerie
von Dr. Benedict, wie überhaupt das Anwachsen der
Kunsthandlungen in Berlin bekunden das glückliche
Zusammenarbeiten der Museumsleiter mit den Kunst-
händlern. Berlin hat in den letzten Jahren die größe-
ren Kunsthandlungen von fast ganz Deutschland auf-
gesogen. Selbst die Münchner großen Geschäfte
legen Zweiggeschäfte nach Berliti, wenn sie nicht ganz
hierher übersiedeln. Daß auch bei W i e n ähnliches
schon im Gange ist, wird hoffentlich nicht zum Schaden
des Berliner Kunsthandels sein, denn um sich auf der
Höhe zu lialten, auf der er sicli jetzt befindet, muß er
sich möglichst rein halten von manchen, gewiß auch der
Donaustadt nicht angenehmen Elementen, von der
Schar der Mitläufer, die zum Vertrieb der gering-
wertigeren, abgestandenen Werke der großen Händler
fast gewaltsam drängen.
Abraham van Beyeren
Stilleben
Provenienz: Sammlung
Karl von Hollitscher
Ausstellung
bei
Dr. Benedict & Co.
in
Berlin
182