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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Januarheft
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Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner Kunstschau / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt / Künstler-Anekdoten / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0221

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Die ferne Insel verfügt über manche Talente, aber noch ist Islands
Kunst nicht stimmführend. Die Künstler holen sich ihre Form aus
Dänemark oder aus Paris, die sie dann mit Vorliebe auf isländische
Motive anwenden. Origineller ist das Kunsthandwerk; Edelmetall-
arbeit und Holzschnitzerei stützen sich auf sehr alte Ueberlieferung.

Wieder ist von wertvollen Bereicherungen des S t o c k -
holmer Nationalmuseums zu berichten. Auf der Ver-
steigerung Pearson in Berlin hat Professor Siren Poussins
„Bacchus und Erigone“ um den Preis von 48 000 Mk. für das
Museum erstanden, dessen Bestand an Werken des 17. Jahrhunderts
dadurch in sehr willkommener Weise ergänzt wird. Ein nicht
gewöhnlicher Glücksfall war es, daß das Museum zu seinen zwei
ausgezeichneten, aus dem Schloße Drottningholm stammenden
Rokoko-Eckschränkchen in Einlagearbeit zwei genau dazu passende
Gegenstücke in Paris hat erwerben können. Da für diese beiden
Stücke Charles Chevalier der Jüngere (t 1771) als Meister ge-
sichert ist, so ist damit auch die nur fragmentarisch erhaltene Be-
zeichnung auf den Drottningholm-Stücken erhellt, und das Museum
verfügt also jetzt über einen ganzen Satz von Möbeln dieses treff-
lichen Meisters. Die größte Bereicherung erfuhr aber das Museum
dadurch, daß die hervorragendste schwedische Miniaturen-
sammlung ihr als Geschenk überwiesen worden ist. Es ist
dies die gut 600 Nummern umfassende Sammlung des Konsuls
Hjalmar Wicander, in der diese zierliche Kleinkunst ganz aus-
gezeichnet vertreten ist. Die Hauptmasse bilden schwedische
Miniaturen. Die Miniatur ist in Schweden seit den Tagen der Köni-
gin Christine beliebt gewesen, Ausländer, wie der Franzose Pierre
Signac und der Engländer Alexander Cooper und Inländer, wie
Elias Brenner, David Richter, Peter Adolf Hall und Niklas Lafrensen
(Lavreince), haben sie mit Glück ausgeübt. Von dieser Gruppe
enthält die Sammlung Wicander zahlreiche Arbeiten von erster
Güte. Aber auch der weitere Umkreis der europäischen Miniatur-
malerei kommt darin gut zur Geltungj Ein Glanzstück bildet Peter
Olivers Miniaturbiid der Familie Digby nach van Dyck, das Konsul
Wicander für 1000 Guin. in London erstanden hat; es zierte eine
Horace Walpoles Sammlung. Füger ist mit dem Bildnisse Jes
schwedischen Diplomaten Gustaf Mauritz Armfeldt vertreten; Arbei-
ten von Petitot, Samuel Cooper, Isaac Olivers, Richard Cosway
u. a. vervollständigen in glücklichster Weise die Sammlung, in der
das Museum einen Schatz von nicht geringer Kostbarkeit enthält.
Man denkt daran, sie in einem eigenen Kabinette zur Aufstellung
zu bringen.

r.

tondonet? Kunfffcbau.

Unser Londoner Kunstreferent schreibt uns: Die fortwährende
Abwanderung englischer Kunstschätze nach den Vereinigten
S t a a t e n ist eine Quelle der größten Besorgnis für die Amateure,
die die Regierung anrufen wollen, sich an Italien ein Beispiel zu
nehmen und gewisse Dinge nicht außer Landes zu lassen. Der Herzog
von Westminster, der einer der reichsten, Männer der Welt ist,
der Lord Leverhulme, dessen väterliche Sammlung im Bausch und
Bogen nach Amerika ging, und der einer größten Seifenproduzenten
der Jetztzeit ist, die Multimillionäre Michelham, um nur ganz
wenige zu nennen, sie haben alle ihre Kunstschätze, die nie das
Land hätten verlassen dürfen, gegen amerikanische Dollars ein-
getauscht. Sogar ganze althistorische Gebäude, wie Warwick
Abtei und Broadhembury Grange sind hier abgerissen worden, um
Stein für Stein jenseits des Meeres aufgerichtet zu werden: für
England ein ungeahnter Verlust. Um diese Abwanderung tunlichst
zu verhindern, wird vorgeschlagen, die sehr hohe Erbschafts-
steuer teilweise in Kunstschätzen, die der Nation dann
iiberwiesen würden, zahlen zu lassen — worauf das geldgierige
Schatzamt sich wohl kaum einlassen wird, wiewohl dies eine sehr
gerechte Lösung wäre!

Aus dem Besitze des Herzogs von Vendome ist durch die
Kings Gallerie in London-Chelsea ein Porträt der Herzogin
von Foix und Raudan, von Pierre M i g n a r d im Jahre 1665 ge-
malt, an einen amerikanischen Privatsammler vcrkauft worden.

Bei Sothebys kaufte Michelmore ein sehr schönes Exem-
plar von Donato Giannottis „Republica di Vinezia“, von Gryphius

{Kunst- und fflntiquitätenhandlung

CIK. cfafomon

Qegründet 1834

Onüaher: GugenSalomon

beeidigter 3achverständiger bei dem JJmtsgericht T)resden

üelephon: 14222 ‘Dresden, ofcßfoßstr. 26 Velephon: 14 222

im Jahre 1559 zu Lyon gedruckt, mit einem zwei Jahrhunderte
später hergestellten französischen Einbande, auf dem sich die ver-
schlungenen Initialen Heinrich II. und Catharina von Medici mit
der Königskrone befinden (630 Pf. St.). Für einen bisher unver-
öffentlichten Brief von Robert B u r n s an seinen Freund Cunning-
ham, in welchem er seine berühmte Ballade „My Love’s like a Red
Red Rose“ niederschrieb, zahlte Spencer 2000 Pf. St. (40 000 Mk.).
Fürstenberg, Berlin, erwarb an derselben Stelle J. Thomp-

sons „Les Saisons“, Didot, Paris 1796, mit Tafeln nach Le Barbier,
fiir 28 Pf., sowie „Les Costumes Francois“, Paris 1776, mit dem
vollständigen Satz dieser seltenen Stiche der französischen Kostüme
d. J. 1776 (Pf. 50), wie auch die im Jahre 1518 zu München auf
Vellin gedruckte „Reformacion der Bavrischn Lanndrecht“, vermut-
lich das einzige nachweisliche Exemplar (Pf. 38).

Bei C h r i s t i e s kaufte de Casseras im Auftrage eines
New Yorkers William Owens Bild des Doktor James Townley,
das bereits 1799 in der Londoner Königl. Akademie ausgestellt war,

GEMÄLDE ALTER MEISTER

BERLIN W 9

Friedrich Ebertstr. 1

I. Etage Ecke Lenn6str.

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