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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Februarheft
DOI Artikel:
Lutz, F. A.: Die Stein'schen Glasgemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0243

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Jesse und David, im Bogenfeld Christus; die mittlere
Tafel, die verloren gegangen war, ist von Oidtmann
neu hinzugefügt worden (s. Abb. 3).

Auch diese sogen. Gerlachustafeln waren ein-
schließlich der von Oidtmann geschaffenen Ergänzung
1902 auf der Düsseldorfer Ausstellung zu sehen, Katalog
Nr. 792—793 und mit der Bezeichnung: „Zwei romani-
sche Glasgemälde aus Rundbogenfenstern, in jedem
drei Felder. In dem einen der Stammbaum, iu dem an-
dern Moses vor dem brennenden Dornbusch. Moses
empfängt die Gesetzestafeln. Unteres halbrundes Feld
mit dem Bildnis des Malers Gerlachus. Reiche gravierte
und gemalte Randbordüren. Rheinisch. Erstc Hälftc
des 13. Jahrhunderts. Wahrscheinlich aus der Kirche in
Arnstein stammend. Je 162 cm hoch, 50 cin breit.“

Diese wertvollsten Scheiben der Stein’schen
Sammlung waren nacli ihrer Wiederherstellung eben-
falls von Nassau nach Cappenberg gebracht worden.
Von dort kamen sie 1926 nach Berlin, wo sie ohne
Kenntnis ihres Wertes und ihrer Bedeutung im Handel
sich befanden, trotzdem die Liste dcr national wert-
vollen Kunstwerke sie verzelchnet. Dem Schreiber
dieses gelang es auch diese Scheiben erneut festzu-
stellen und ihre Wiedervereinigung mit den in der Folge
in Cappenberg ans Tageslicht gekommenen übrigen
Stücken des Stein’schen Nachlasses zu veranlassen.

Abb. 3

Abb. 1

Die beabsiclitigte Unterbringung aller Stein’schen Glas-
gcmälde im Gedächtnisturm des Stein’schen Schlosses
in Nassau, ihrem alten Standort, hat sich bis lieute niclit
durchführen lassen, ebensowenig wie die Instand-
setzung des ehemals Stein’schen Familiensitzes, obwohl
die an dessen Schutz und Erhaltung Interessierten: die
Stadt Nassau, der Bezirkskonservator und die zustän-
digen Regierungsstellen in Wiesbaden und Nassau s'ich
dafür eingesetzt haben und speziell die Regierung
durcli Hergabe großer Summen als Besatzungs-
entschädigung diese Wiederherstellung gesichert
glaubte. Immerhin darf festgestellt werden, daß durch
die stattgefundene Wiedervereinigung dcr Stein’schen
Glasgemäldesammlung, die s'ich z. Zt. als Leihgabe im
Städel’schen Institut in Frankfurt a. M. befindet, deren
Erhaltung wenigstens vorläufig gesichert erscheint.

Die Bedeutung der Stein’schen Glasgemälde hier im
Einzelnen nachzuweisen, dürfte sich, da dahingehende
Feststellungen bereits gemacht worden sind, erübrigen.
Die Spezialforschung wird sich dieser jetzt der Oeffent-
lichkeit wieder zugänglichen Schätze rheinischer Kutist,
deren Herkunft und Zuschreibung noch nicht genügend
geklärt ist, anzunehmen wissen. Sie wird sich im Bc-
sonderen der Feststellung des Künstlers der romani-
schen Scheiben zu widinen haben, dessen Brustbild, mit
dem Pinsel in der Hand, als das des Stifters auf der
Dornbuschtafel dcr Mosesdarstellung erscheint (s. Teil-
abb. 5) und der auf der Beschriftung der Umrahmung:
„REX RE'GUM CLARE GERLACHO PROPICIARE“

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