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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Februarheft
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Freund, Julius: Drei unbekannte Porträtzeichnungen Casp. Dav. Friedrichs von Gerh. v. Kügelgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0263

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Gemälde haben wir inzwischen von Friedrich kennen
gelernt, die sonst gewiß lange Zeit verschollen geblie-
ben wären. Unter den Kunsthistorikern ist es beson-
ders Prof. G. J. Kern, dem wir die Auffindung einiger
hervorragender Bilder Casp. Dav. Friedrichs verdan-
ken. Prof. Kern, der die Kunstgeschichte schon durch
manche wichtige Entdeckung bereichert hat, entdecktc
auch ein Skizzenbuch Gerh. v. Kügelgens, in welchem
sich die in diesem Heft des „Kunstwanderers“ zum
ersten Male abgebildeten drei Porträtzeichnungen
Casp. Dav. Friedrichs befinden.

Aus den „Erinnerungen cincs alten Mannes“ wissen
wir, daß Friedrich mit Kügelgen gut bekannt und ihm
vielfach verbunden war: „Hätte mein Vater die Frem-
den, die seine Werkstatt besuchten, nicht regelmäßig

„Vor ohngefehr 14 Tagen schrieb ich einen Brief an
Dich nach Leipzig in der Meinung Dich dort zu treffen,
da ich aber bis jetzt noch keine Antwort bekommen,
so muß ich glauben, daß Du denselben nicht erhalten.
Ich muß dahcr dringend meinen Wunsch wiederholen
und Dich inständigst bitten mir docli daß bewußte Geld
so eiligst als möglich zu überschicken um nicht meine
drückende Lage noch zu einer verzweifelten zu machen.

Dein Landsmann

C. D. Fricdrich.“

* *

*

Die vorstehende Veröffentliclmng des passionierten und kennt-
nisreichen Berliner Kunstsaminlers Julius Freund bedeutet eine Art

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Gerh. v. Kügelgen, Porträtzeichnung Casp. Dav. Friedrichs
Sammlung Julius Freund, Berlin

auf Friedrich verwiesen und iiberall Lärm für ihn ge-
schlagen, so würde der bedeutendste Landschaftsmaler
seiner Zeit gehungert haben“. Trotzdem wird r.icht
selten Not im Hause gewesen sein, und die geldlichen
Sorgen zermürbten den Meister, wie die beiden bisher
unveröffentlichten Briefe an einen „Landsmann“
beweisen.

„Meine Geldverlegenheit und Mißmuth steigt mit
jedem Tage und ich sehe mich genöthigt um das Leben
noch eine kleine Zeit zu fristen, Dich zu bitten mir die
bewußten 16 Louisdor zu kommen zu lassen und zu-
gleich die Bitte zu wiederholen doch nicht zu vergessen,
daß größte der Beiden letzten zu geschickten Bilder
zur bevorstehenden Berliner Ausstellung zu geben. Ich
denke noch ein zweites eben vollendetes Bild nach
Berlin zur Ausstellung zu schicken.

Dein Landsmann

C. D. Friedrich.“

Verbeugung vor dem Kunsthistoriker G. J. Kern. Die Veran-
lassung hierzu ist gewissermaßen aktueller Natur. Professor Dr.
G. J. Kern begeht nämlich am 17. Februar seinen fünfzigsten
Geburtstag.

G. J. Kern hat seinen festen und weithin reichenden Namen
in der Kunstwissenschaft. Man weiß, daß er lange Jahre Kustos
an der Nätionalgalerie Berlin gewesen ist, daß er eine Reihe aus-
gezeichneter wichtiger Schriften herausgab, und daß er vor ein
paar Jahren seine Stellung am Museum aufgab, um, einer alten und
tiefen Neigung folgend, sich fast ganz der Malerei zu widmen. Von
seinen ersten kunstwissenschaftlichen Werken ist die Schrift über
„Die Grundzüge der linearperspektivischen Darstellung in der Kunst
der Gebrüder van Eyck und ihrer Schule“ zu nennen. Die Leser-
kreise des „Kunstwanderers“ erinnern sich, daß der Kunsthistoriker
Kern gerade zu diesem interessanten Thema erst vor einiger Zeit
neue wertvolle Beiträge in unserer Zeitschrift veröffentlichte. Fer-
ner ist Kerns 1911 bei Bruno Cassirer erschienenes Werk iiber „Karl
Blechen, sein Leben und seine Werke“ grundlegend geworden, und

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