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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Februarheft
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Aus dem nordischen Kunstleben / Pariser Kunstbrief / Aus Amerikas Kunstleben / Londoner Kunstschau / Hollands Kunstmarkt / Schweizer Kunstbrief / Die Welt der Gelehrten / Oskar Kaufmann's neuester Bau / Kunstausstellungen / Kunstauktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0267

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holländischen Schule ausgezeichnete Stücke von van Goyen, Cuyp,
Ferd. Bol, Jacob Backer u. a. Wie man sieht, handelt es sich um
eine Schenkung von seltenem Werte. Man denkt daran, ihr im
Stadthause, dem repräsentativen und schnell berühmt gewordenen
Monumentalbaue Ragnar Oestbergs, Aufstellung zu geben.

In Kopenhagen steht das Ausstellungsleben zur Zeit in
seinem Höhepünkt. Otto Bache und Michael Ancher wurden Ge-
dächtnisausstellungen gewidmet. Eine andere Gedächtnisausstellung
galt dem Landschaftsmaler Janus La Cour, dessen Bilder ein feines
und lebendiges Naturgefühl bezeugen und sorgsam durchgearbeitet
sind; aber für den heutigen Geschmack sind sie zu sehr hergerich-
tet und abgeschliffen. In der „Freien Ausstellung“' erschienen die
beiden Kopenhagener „Sezessionen“, Erst „Die Vier“: Vilhlem
Lundström, Axel Salto, Karl Larsen und Svend Johansen; dann
„Grönningen“. Der Schlußeindruck moderner dänischer Kunst-
ausstellungen bleibt doch immer der, daß es der dänischen Malerei

eine Mehrheit finden diirfte. Abcr daneben tritt immer stärker
das Problem in Sicht, was mit dem Volksmuseum und mit
dem Freiluftmuseum zu Lyngby geschehen soll. Die
Schätze des Volksmuseums sind in der Bredgade nicht sowohl auf-
gestellt als magaziniert, und Lyngby leidet neben anderen ernsten
Nachteilen hauptsächlich unter der Ungunst seiner Lage, da es
immerhin eine kleine Reise von der Hauptstadt entfernt ist. Man
hat nun vorgeschlagen, beide Museen auf einem Gelände in Fre-
deriksborg zu vereinigen, einem mit Kopenhagen ganz zusammen-
gewachsenen Vororte, der durch das 1700—1710 von Friedrich IV.
erbaute, in einem schönen Parke belegene Schloß kunstgeschicht-
lich bekannt ist und der einer Museumsanlage ein geräumiges und
anmutiges Gelände bieten würde. Aber auch in Dänemark zwingt
die wirtschaftliche Not der Zeit zur Sparsamkeit, und man wird
sich wohl fürs erste damit begnügen müssen, die unaufschiebbare
Aufgabe des Nationalmuseums unter Dach zu bringen.

G. J. Kern. Heide. 1927

der Gegenwart wohl nicht an Talenten, aber an Charakter gebricht.
Am bemerkenswertesten waren die dekorativen Malereien, mit
denen Vilhelm Lundström den runden Saal der Ausstellung ge-
schmückt hat, insofern sie auf die Begabung dieses Künstlers für
Monumentalaufgaben weisen.

Daß Museumsfragen im Norden jetzt so stark in den
Vordergrund treten, findet seine Erklärung darin, daß man es in
Schweden wie in Dänemark allzu lange verabsäumt hat, die räum-
lichen Bedingungen großer Museen in Einklang zu bringen mit dem
seit Jahrzehnten reichlich zufließenden Zuwachs und mit den Auf-
gaben, die moderne Kunstsammlungen zu erfüllen haben. Jetzt
sind die Zustände bis zur Untragbarkeit gediehen. Neubauten sind
unvermeidlich geworden, und man steht vor großen Schwierig-
keiten, die besonders in der Wahl passender Baugelände und in
der Kostenfrage liegen. In Dänemark ist das künftige Schicksal
des Nationalmuseums schließlich in nicht geringem Grade
zu einem Kampfobjekt der politischen Parteien geworden, und nach
einer unendlichen, in wahren Bergen von Akten und Veröffent-
lichungen niedergelegten Diskussion werden wohl alle Parteien zu-
frieden sein, wenn es endlich einmal zur Entscheidung kommt. Sie
scheint jetzt in dem Sinne bevorzustehen, daß der ministerielle Plan
eines Erweiterungsbaues des Prinzenpalais in der Volksvertretung

Ausstellung im Suermondt-Museum in Aachen

In Stockholm will man dem Nationalmuseum zunächst
einmal dadurch Luft schaffen, daß man es von dem Histori-
sc.hen Museum befreit. Diese Abteilung, die man füglich
als das schwedische Seitenstück zum Kopenhagener National-
museum bezeichnen kann (es birgt, um nur dies herauszugreifen,
u. a. die Stücke der Vondel-Funde), ist gegenwärtig in ganz unzu-
reichenden und schlecht beleuchteten Erdgeschoßräumen des
Museums untergebracht. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat
man ek durcli eine gründliche und miihsame Neuordnung dahin ge-
bracht, daß nacheinander die Sammlungen aus der Bronze- und
Eisenzeit und jetzt eben auch die aus der Steinzeit dem Publikum
zugänglich gemacht werden konnte, aber es ließ sich dies nur
dadurch erreichen, daß ein sehr bedeutender Teil davon magazi-
niert wurde. Inzwischen hat nun der Reichsantiquar den Plan eines
eigenen Neubaus für das Historische Museum ausgearbeitet, für
dessen innere Gestaltung er eine Bewegungsfreiheit für die Auf-
stellung und Umordnung der Sammlungen wünscht, wie sie etwa
ein modernes Warenhaus hat. Wird der Plan verwirklicht, so kann
das Nationalmuseum seine Verwaltungsräume ins Erdgeschoß ver-
legen und gewinnt damit Platz für neue Ausstellungssäle. Auf die
Dauer ist freilich auch dann eine umfassende Erweiterung des
Nationalmuseums nicht zu umgehen.

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