Rodes Zeichenstil steht mit seiner Malweise voll-
kommen im Einklang. Ebenso wie seine Bilder in den
60er und 70er Jahren sicli allmählich verändern, breiter
und flüssiger im Vortrag werden und sicli in der Stili-
sierung mehr dem französischen Akademismus an-
schließen, zeigen auch seine Zeichnungen cine verän-
derte Handschrift. Die Zeichnungen sind gelöster, mit
wenigen Strichen wird der Umriß angedeutet, durch
Ueberhöhungen, Ausnutzung des Grundes oder leichte
Abb. 1
Nuancierungen der Tonwerte erscheint jedes Blatt
malerisch empfunden. So ist eine Zeichnung dieser
Sammlung, die ein Gedicht des Anakreon illustriert, mit
schwarzer Kreide flott hingesetzt, dazwischen nur weiß
gehöht. Mit diesen cinfachen Farb- und Tonunterschie-
den wird ein schöner malerischer Effekt erzielt.
Den 70er Jahren entstammt die kleinc Federzeich-
nung dcs schlafenden Silens (Abb. 3), cine Vorzeichnung
zu einem jetzt verschollenen C.emälde in Neuhaus.
Reizvoll erscheint hier die flotte kurze Wiedergabe des
Bildgedankens: der Silen, in festem Schlaf vornüber
gesunken, wird von Bauern leise beschlichen; sie
wollen ihn zum Schcrz fesseln. Diesc Zeichnung wirkt
in ihrer knappen Art ganz unakademisch; hier spricht
Rodes Talent ungezwungen. Eine Radierung, die das
gleiche Thema behandelt, hat mit größerer Ausgeführt-
heit an Nattirlichkeit verloren.
Etwas ausgeftihrter ist die Zeichnung ,,Apoll und
Marsyas“ (Abb. 4). Hier wird dcr Gegensatz zwischen
dem schönen stolzen Gott und dem häßlichen Marsyas
allein in der zeichnerischen Durchfiihrung der Körper-
typen lcbendig zum Ausdruck gebracht. Diese Zeich-
nung ist Zeugnis der von Rode mit großem Eifer an der
Akademie betriebenen Aktstudien, von denen man sonst
kaum einen Nutzen entdecken kann. Allerdings be-
mcrkt man auch hier die geringe Erfindungsgabe, die
bei Rode schon beinahe Absicht war; erschien iiun ein-
mal eine Gestalt gelungen, so kopierte er sie wieder
und wieder. Auf einer Rötelzeichnung dieser Samm-
lung „Briseis wird von Achill fortgeführt“ erscheint der
düster vor sich hinblickende Achi'l als ein Ebenbild
dcs Apoll.
Im J^athaus Schöneberg finden sicli noch verschie-
dene Zeichnungen, die aus Gemälden oder Radierungen
Rodes bekannt sind. Eine Zeichnung „Kleopatra ent-
larvt den Betrug des Antonius beim Angeln“ stimmt
völlig mit dcm Bilde gleichen Titels überein, das sich
zusammen mit fünf anderen Gemälden im Palais des
Rcichspräsidcnten befindet. Die Anordnung der Perso-
nen ist in beiden Fällen gleicli — die triumphierende
Kleopatra steht hinter dem beschämten Antonius, hin-
ter dem Schiffsschnabel wird im Wasser der Mann
sichtbar, der auf Befehl des Antonius ihm die Fische in
die Angel steckte und ihm dadurch zu größerem Fang
verha’f. Die Uebereinstimmung von Zeichnung und
Gemälde erstreckt sich bis auf den Gesichtsausdruck
der einzelnen Personen.
Verschiedene Kampfszenen sind Studien zu Rodes
nicht mehr nachweisbaren Gemälden aus der Friihzeit
der preußischeu Geschichte. Eine der besten ist die
hier abgebildete Szene eines Einzelkampfs zweier
Rittcr (Abb. 5). Einige größere Kampfszenen, von denen
zwei 1796 datiert sind, wirkcn weit langweiliger;
theatralisch in der Stellung, mit den unmotivierten Zu-
sätzen der Rokokozeit, wie einem wehenden Mantel bei
einer Figur in ganz ruhiger Stellung. Die Zeichnungen
der letzten Jahrzehnte sind meist überhaupt viel flauer,
sowohl in der Strichführung wie im Ausdruck der dar-
gestellten Personen. Sie erinnern durchaus an die oft
sehr mäßigen Bilder Rodes aus der gleichen Zeit.
Als letztes Beispiel sei bei dieser Auswahl von den
30 Zeichnungen Rodes noch eine Schlütersche Maske
angeführt. Die Radierungen Rodes nach den Schlüter-
schen Masken am Zeughaus sind allgemein bekannt und
geschätzt. Wcit besser als diese Radierungen erscheint
mir jedoch diese Zeichnung (Abb. 6). die mit wahrhaft
künstlerischer Kraft das letzte aus dem schmerzlich
verzerrten Gesicht des sterbenden Kriegers herausholt.
Mit zarten Striclien und leichter, modellierender Farb-
tönung ist hier die plastische Gestaltung mit höchster
Lebendigkeit in die malerische Ausdrucksweise über-
tragen.
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kommen im Einklang. Ebenso wie seine Bilder in den
60er und 70er Jahren sicli allmählich verändern, breiter
und flüssiger im Vortrag werden und sicli in der Stili-
sierung mehr dem französischen Akademismus an-
schließen, zeigen auch seine Zeichnungen cine verän-
derte Handschrift. Die Zeichnungen sind gelöster, mit
wenigen Strichen wird der Umriß angedeutet, durch
Ueberhöhungen, Ausnutzung des Grundes oder leichte
Abb. 1
Nuancierungen der Tonwerte erscheint jedes Blatt
malerisch empfunden. So ist eine Zeichnung dieser
Sammlung, die ein Gedicht des Anakreon illustriert, mit
schwarzer Kreide flott hingesetzt, dazwischen nur weiß
gehöht. Mit diesen cinfachen Farb- und Tonunterschie-
den wird ein schöner malerischer Effekt erzielt.
Den 70er Jahren entstammt die kleinc Federzeich-
nung dcs schlafenden Silens (Abb. 3), cine Vorzeichnung
zu einem jetzt verschollenen C.emälde in Neuhaus.
Reizvoll erscheint hier die flotte kurze Wiedergabe des
Bildgedankens: der Silen, in festem Schlaf vornüber
gesunken, wird von Bauern leise beschlichen; sie
wollen ihn zum Schcrz fesseln. Diesc Zeichnung wirkt
in ihrer knappen Art ganz unakademisch; hier spricht
Rodes Talent ungezwungen. Eine Radierung, die das
gleiche Thema behandelt, hat mit größerer Ausgeführt-
heit an Nattirlichkeit verloren.
Etwas ausgeftihrter ist die Zeichnung ,,Apoll und
Marsyas“ (Abb. 4). Hier wird dcr Gegensatz zwischen
dem schönen stolzen Gott und dem häßlichen Marsyas
allein in der zeichnerischen Durchfiihrung der Körper-
typen lcbendig zum Ausdruck gebracht. Diese Zeich-
nung ist Zeugnis der von Rode mit großem Eifer an der
Akademie betriebenen Aktstudien, von denen man sonst
kaum einen Nutzen entdecken kann. Allerdings be-
mcrkt man auch hier die geringe Erfindungsgabe, die
bei Rode schon beinahe Absicht war; erschien iiun ein-
mal eine Gestalt gelungen, so kopierte er sie wieder
und wieder. Auf einer Rötelzeichnung dieser Samm-
lung „Briseis wird von Achill fortgeführt“ erscheint der
düster vor sich hinblickende Achi'l als ein Ebenbild
dcs Apoll.
Im J^athaus Schöneberg finden sicli noch verschie-
dene Zeichnungen, die aus Gemälden oder Radierungen
Rodes bekannt sind. Eine Zeichnung „Kleopatra ent-
larvt den Betrug des Antonius beim Angeln“ stimmt
völlig mit dcm Bilde gleichen Titels überein, das sich
zusammen mit fünf anderen Gemälden im Palais des
Rcichspräsidcnten befindet. Die Anordnung der Perso-
nen ist in beiden Fällen gleicli — die triumphierende
Kleopatra steht hinter dem beschämten Antonius, hin-
ter dem Schiffsschnabel wird im Wasser der Mann
sichtbar, der auf Befehl des Antonius ihm die Fische in
die Angel steckte und ihm dadurch zu größerem Fang
verha’f. Die Uebereinstimmung von Zeichnung und
Gemälde erstreckt sich bis auf den Gesichtsausdruck
der einzelnen Personen.
Verschiedene Kampfszenen sind Studien zu Rodes
nicht mehr nachweisbaren Gemälden aus der Friihzeit
der preußischeu Geschichte. Eine der besten ist die
hier abgebildete Szene eines Einzelkampfs zweier
Rittcr (Abb. 5). Einige größere Kampfszenen, von denen
zwei 1796 datiert sind, wirkcn weit langweiliger;
theatralisch in der Stellung, mit den unmotivierten Zu-
sätzen der Rokokozeit, wie einem wehenden Mantel bei
einer Figur in ganz ruhiger Stellung. Die Zeichnungen
der letzten Jahrzehnte sind meist überhaupt viel flauer,
sowohl in der Strichführung wie im Ausdruck der dar-
gestellten Personen. Sie erinnern durchaus an die oft
sehr mäßigen Bilder Rodes aus der gleichen Zeit.
Als letztes Beispiel sei bei dieser Auswahl von den
30 Zeichnungen Rodes noch eine Schlütersche Maske
angeführt. Die Radierungen Rodes nach den Schlüter-
schen Masken am Zeughaus sind allgemein bekannt und
geschätzt. Wcit besser als diese Radierungen erscheint
mir jedoch diese Zeichnung (Abb. 6). die mit wahrhaft
künstlerischer Kraft das letzte aus dem schmerzlich
verzerrten Gesicht des sterbenden Kriegers herausholt.
Mit zarten Striclien und leichter, modellierender Farb-
tönung ist hier die plastische Gestaltung mit höchster
Lebendigkeit in die malerische Ausdrucksweise über-
tragen.
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