A. von Menzel, Kopf eines Arbeiters
VersteigerunK modcrner Meister bei Math. I.empertz in Köln
30. März eine Versteigerung tausend weiterer Stiicke aus dcr herr-
lichen Bibliothek der M o 1 f o r d s ab. Kurz vor Sir Qeorge
Holfords 'i'ode crstanden die Rosenbachs 129 seiner wertvollsten
Saclien für Amerika zum Preise von vier Millionen Mark und jetzt
crst im Februar ist privatim cine handschriftliche Beschreibung
dcs Lebenslaufes des Sankt Edmund aus dem 12. Jahrhundert für
600 000 Mark nacli Amerika verkauft worden. Wenn man bedenkt,
daß sowohl im Juli und Dezember 1927 zwei Auktionen statt-
fanden, an die sicli im März d. ,1s. eine dritte anreiht, so kann män
sich ungefähr eine Vorstellung machen, was für riesige Werte
sich in den Land- und Stadthäusern der Holfords bcfanden. Das
schöne Palais Dorchester House, im l.ondoner Park Lane gelegen,
ist an ein Hotelsyndikat verkauft worden, trotz des Bemiihens
eincr kleinen Gruppe, es für die Nation als Kunstzentrum zu
erhalten. St. B.
Aus detn nocdifcben Kun{tleben.
Mit Ragnar Oestbergs am Nordufer des Mälarsees herrlich
gelegenem Stadthause, das als eine der bedeutendsten
modernen Bauschöpfungen schneil internationalen Ruf gewonnen
hat, sind die Stoekholmer durchaus nicht unbedingt zufrieden. Vor.
vornherein wurden große und nicht unberechtigte Bedenken er-
hoben gegen den „Qoldenen Saal“, den feierlichen Repräsentations-
raum des Stadthauscs, der ja freilich durch seine orientalisch-
hyzantinisierende Haltung nordisches Empfinden recht fremd an-
lrmten muß. Diesen Bedenken ist man bereits durcli verschiedene
kleinere Veränderungen entgegengekommen, und neuerdings wili
rrian auch an eine teilweise Umgestaltung des von Einar Forseth
herstammenden Mosaikschmucks gehen, der übrigens rein kiinst-
lerisch bctrachtet, als bedeutende Leistung zu bewerten ist. An-
dere Einwände, die geg'en Oestbergs Werk geltend gemacht wer-
den, schmecken doch stark nacli Philistergesinnung. Der schöne
Binnenhof des Stadthauses fiihrt den Namen „Die blaue Hallc“;
der Baumeister hatte nämlich die Absiclit sie in blau zu halten,
und obgleich diese Absicht nicht zur Ausführung gekommen ist, ist
der Name an dem Raume haften geblieben. Das verdrießt die
Vertrcter des „gesunden Menschenverstandes“ so arg, daß es darob
zu erregter Aussprache in der Qemeindevertretung gekommen ist.
Einen Hauptanstoß aber bildet das „Elirengrab“, das Ocstberg an
dcr Ostseite des Baues Birger Jarl, dem Qrtinder von Stockholm,
errichtet hat. Dort ist unter einem säulengetragenen baldachin-
artigen Aufbau Birgers Qestalt auf einem Sarkophage zu sehen,
aber der Sarkophag ist, wie sich versteht, leer; es handelt sich
nur um eine symbolische Ehrung des Stadtgründers, und die
Opposition verlangte kurzerhand die Abtragung dieses Qrabmals.
Erst nach heftigen Kämpfen ist es gelungen den Ansturm abzu-
schlagen und das Denkmal zu retten.
Dcr schwedische Allgemeine Kunstverein (Sveriges Allmänna
Konstförening) hat sich die löbliche Aufgabe gestellt, die bedeu-
tendsten Privatsammlungen des L.andes durch öffentliche Ausstel-
lungen dem Publikum näher bekannt zu maehen. Den Anfang
machte die Ausstellung der Sammlung Thorstert Laurin, iiber dic
liier berichtet worden ist. Jetzt ist die Ausstellung der Qemälde-
sammlung von Schloß Eriksberg gefolgt, dessen Bau in seiner
jetzigen Gestalt auf dcn ältcren Tessin zurückgeht. Die Sammlung
ist Eigentum der bekannten alten Familie Bonde und enthält eine
Anzahl beachtlicher Werke besonders aus dem 16. und 17. Jalir-
hundert; wir heben daraus die vier Monatsbilder von Joachim von
Sandrart hervor. Der vielbesprocliene Dürer der Sammlung wurde
inzwischen durcli Matthiesen verkauft und konnte auf der Aus-
steilung nicht mehr gezeigt werden. Ihr Hauptgewicht liegt in der
selten reiclien Gruppe schwedischer Biidnisse, die Sixten Ström-
bom 1917 katalogisiert hat und die einen höclist interessanten
Längsschnitt durch die üeschichtc der schwedischen Bildnismalerei,
mit Ehrenstrahl beginnend, bietet. Besonders giücklich ist Eliren-
strahls Schüler und Neffe David von Kraft vertreten.
Eine.bedeutende Ausstellung chinesischer Kunst berei-
tet das Nationalmuseum für April vor. Die letzte Ausstellung die-
ser Art hat in Stockholm im Jahre 1914 stattgefunden und es ist
bekannt, daß das Interesse für ostasiatische, insonderheit fiir chine-
sisclie Kunst in Schwcden sich seitdem selir lebhaft entwickelt hat.
Die Sammlungen Björck, Hellner, Huitmark, Lundgren, Traugott,
Verstegh besitzen gute Sachen; das Nationalmuseum selbst liat eine
wertvolle chinesische Abteilung; mati iiofft auch auf eine Anzahl
guter Stücke aus Qotenburg (das durch die sclnvedische Ostasia-
tische Kompagnie am frühesten in Verbindung mit der Kunst des
Ostens getreten ist). Die Ausstellung wird voraussichtlich etwa
Otto Heichert, Spanische Szene
300
VersteigerunK modcrner Meister bei Math. I.empertz in Köln
30. März eine Versteigerung tausend weiterer Stiicke aus dcr herr-
lichen Bibliothek der M o 1 f o r d s ab. Kurz vor Sir Qeorge
Holfords 'i'ode crstanden die Rosenbachs 129 seiner wertvollsten
Saclien für Amerika zum Preise von vier Millionen Mark und jetzt
crst im Februar ist privatim cine handschriftliche Beschreibung
dcs Lebenslaufes des Sankt Edmund aus dem 12. Jahrhundert für
600 000 Mark nacli Amerika verkauft worden. Wenn man bedenkt,
daß sowohl im Juli und Dezember 1927 zwei Auktionen statt-
fanden, an die sicli im März d. ,1s. eine dritte anreiht, so kann män
sich ungefähr eine Vorstellung machen, was für riesige Werte
sich in den Land- und Stadthäusern der Holfords bcfanden. Das
schöne Palais Dorchester House, im l.ondoner Park Lane gelegen,
ist an ein Hotelsyndikat verkauft worden, trotz des Bemiihens
eincr kleinen Gruppe, es für die Nation als Kunstzentrum zu
erhalten. St. B.
Aus detn nocdifcben Kun{tleben.
Mit Ragnar Oestbergs am Nordufer des Mälarsees herrlich
gelegenem Stadthause, das als eine der bedeutendsten
modernen Bauschöpfungen schneil internationalen Ruf gewonnen
hat, sind die Stoekholmer durchaus nicht unbedingt zufrieden. Vor.
vornherein wurden große und nicht unberechtigte Bedenken er-
hoben gegen den „Qoldenen Saal“, den feierlichen Repräsentations-
raum des Stadthauscs, der ja freilich durch seine orientalisch-
hyzantinisierende Haltung nordisches Empfinden recht fremd an-
lrmten muß. Diesen Bedenken ist man bereits durcli verschiedene
kleinere Veränderungen entgegengekommen, und neuerdings wili
rrian auch an eine teilweise Umgestaltung des von Einar Forseth
herstammenden Mosaikschmucks gehen, der übrigens rein kiinst-
lerisch bctrachtet, als bedeutende Leistung zu bewerten ist. An-
dere Einwände, die geg'en Oestbergs Werk geltend gemacht wer-
den, schmecken doch stark nacli Philistergesinnung. Der schöne
Binnenhof des Stadthauses fiihrt den Namen „Die blaue Hallc“;
der Baumeister hatte nämlich die Absiclit sie in blau zu halten,
und obgleich diese Absicht nicht zur Ausführung gekommen ist, ist
der Name an dem Raume haften geblieben. Das verdrießt die
Vertrcter des „gesunden Menschenverstandes“ so arg, daß es darob
zu erregter Aussprache in der Qemeindevertretung gekommen ist.
Einen Hauptanstoß aber bildet das „Elirengrab“, das Ocstberg an
dcr Ostseite des Baues Birger Jarl, dem Qrtinder von Stockholm,
errichtet hat. Dort ist unter einem säulengetragenen baldachin-
artigen Aufbau Birgers Qestalt auf einem Sarkophage zu sehen,
aber der Sarkophag ist, wie sich versteht, leer; es handelt sich
nur um eine symbolische Ehrung des Stadtgründers, und die
Opposition verlangte kurzerhand die Abtragung dieses Qrabmals.
Erst nach heftigen Kämpfen ist es gelungen den Ansturm abzu-
schlagen und das Denkmal zu retten.
Dcr schwedische Allgemeine Kunstverein (Sveriges Allmänna
Konstförening) hat sich die löbliche Aufgabe gestellt, die bedeu-
tendsten Privatsammlungen des L.andes durch öffentliche Ausstel-
lungen dem Publikum näher bekannt zu maehen. Den Anfang
machte die Ausstellung der Sammlung Thorstert Laurin, iiber dic
liier berichtet worden ist. Jetzt ist die Ausstellung der Qemälde-
sammlung von Schloß Eriksberg gefolgt, dessen Bau in seiner
jetzigen Gestalt auf dcn ältcren Tessin zurückgeht. Die Sammlung
ist Eigentum der bekannten alten Familie Bonde und enthält eine
Anzahl beachtlicher Werke besonders aus dem 16. und 17. Jalir-
hundert; wir heben daraus die vier Monatsbilder von Joachim von
Sandrart hervor. Der vielbesprocliene Dürer der Sammlung wurde
inzwischen durcli Matthiesen verkauft und konnte auf der Aus-
steilung nicht mehr gezeigt werden. Ihr Hauptgewicht liegt in der
selten reiclien Gruppe schwedischer Biidnisse, die Sixten Ström-
bom 1917 katalogisiert hat und die einen höclist interessanten
Längsschnitt durch die üeschichtc der schwedischen Bildnismalerei,
mit Ehrenstrahl beginnend, bietet. Besonders giücklich ist Eliren-
strahls Schüler und Neffe David von Kraft vertreten.
Eine.bedeutende Ausstellung chinesischer Kunst berei-
tet das Nationalmuseum für April vor. Die letzte Ausstellung die-
ser Art hat in Stockholm im Jahre 1914 stattgefunden und es ist
bekannt, daß das Interesse für ostasiatische, insonderheit fiir chine-
sisclie Kunst in Schwcden sich seitdem selir lebhaft entwickelt hat.
Die Sammlungen Björck, Hellner, Huitmark, Lundgren, Traugott,
Verstegh besitzen gute Sachen; das Nationalmuseum selbst liat eine
wertvolle chinesische Abteilung; mati iiofft auch auf eine Anzahl
guter Stücke aus Qotenburg (das durch die sclnvedische Ostasia-
tische Kompagnie am frühesten in Verbindung mit der Kunst des
Ostens getreten ist). Die Ausstellung wird voraussichtlich etwa
Otto Heichert, Spanische Szene
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