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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Aprilheft
DOI Artikel:
Kurth, Willy: Zum graphischen Stil Dürers
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0352

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kalligraphische System, das Schongauer hinterlassen
hatte, nicht annimmt. Die dichteren Lagen der Kupfer-
stichlinien gehen auf die Oberfläche aus, fangen das
Außehleben der Form auf, während die Holzschnittlinie
ihr Innenleben zu treiben scheint. Ihre Neigung zur

vom Licht zum Schatten und seine Linienformeln diffe-
renzieren das Licht, akzentuieren aber nicht mehr die
Funktion der bewegten Form. Der Maler ist es, der
hier den Weg anzeigt, und die Entwicklung zur Höhe
des Kupferstichs um 1514 wird von der Freiheit des

Dürcr, Adam und Eva. Kupferstich. B. 1. Abdruck auf Ochsenkopfpapier
Aus dem Lagerkatalog XLII von C. Q. Boerner, Leipzig

Flächenbindung tritt dem weißen Papier als Gegensatz
gegenüber. Scliatten wird hier Vertiefung, Licht
Hrhöhung. Dadurch sinkt im Kupferstich die form-
bildende Kraft der Umrißlinie des Holzschnittes auf eine
technische Vorarbeit zurück, wie der Zustandsdruck
des Herkules Eifersucht (Berlin) deutlich zeigt. Alle
Form wird erst in der Arbeit und die ist: die gepausten
Umrisse durch bewegte Innenform zu ftillen. Von der
Mitte also wird die Form gedacht, und der Uebergang

Malers Dürer getragen, die dem Bildmaler stets versagt
blieb.

Anfangs fehlt der Mittelton Schongauers, und die
Gesamthaltung ist unsicher. (Madonna mit der Meer-
katze.) Doch die einzelnen 'l'eile nehmen neues Leben
auf und drängen nacli Individualisierung der Form und
des Stoffes nebeneinander. Erst mit beruhigter Erfah-
rung ordnet sich das Strichgelage und ein natürliches
Systcm, beweglich fiir jeden Lichtwert in der Ober-

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