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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Juniheft
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Schmidt, Paul Ferdinand: Kunst in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0451

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gelegt ist; ihre Eingänge ltegen sieh gegenüber, so däß
auch architektonisch die Einheit der Absichten betont
wird, von der eingangs die Rede war. Künstlerisch sind
sie, wiie fast ällles von Kreis, nicht durchweg einwand-
frei. Insbesondere möchte man eine andere Disposition
des Inneren gewünscht haben, und das Treppenhaus
mit den kalt abstrakten Riesenfenstern von T h o r n -
P r i k k e r wirkt wie ein leeres Gehäuse ohne räum-
liche Resonanz.

Das Museum selber ist von Direktor Koetschau
miit seinen Assistenten völlig und in der vorteilhaftesten
Weise umgemodelt worden. Im Erdgeschoß liegen
Kupferstichkabinett (von H o r n verwaltet) und die von

Frauberger angelegten kunstgewerblichen Sammlungen
unter Dr. Laschs Spezialaufsicht. Die Gemäide-
galerie füllt das Obergeschoß, und bei deren Neuorga-
nisation hatte Koetschau einen so ausgezeichneten
Kenner alter und moderner, speziell auch rheinischer
Malerei zur Seite, wie es Dr. W a 11 e r C o h e n ist.
Beide haben in mustergültiger Zusammenarbeit aus der
alten Rumpelkammer verflossener Düss'eldorferei ein
Museum gemacht, daß einen weit interessanteren Begriff
vn Diisseldorfer Kunst vermittelt, als man je erwarten
konnte. Hunderte von Akademiebildem und „Scbinken“,
die uns jenen Begriff verleidet hatten, siind itn Depot ver-
scliwunden, der gesiebte Re'st mit den Neuerwerbungen,
die Koetschau seit seinem Amtsantritt vor 15 Jahren in
großem Umfange geglückt sind, ist systematisch mit be-
stimmten Betonungen und sehr anschaulich, gehängt
worden. Den Kern der Sammlungen bil'det nacli wie vor
die Düsseldorfer Schule des 19. Jahrhunderts von
C o r n e 1 i u s bis Gebhardt. Aber man erkennt sie

oft nicht wieder: es erweiist sich, daß alle diese Akade-
miker ausgezeichnet malen konnten, sobald sie ihren
falschen Ehrgeiz auf Monumentalität und Prachteffekte
aufgaben und sozusagen pnivatim, aus der Lust am
Handwerk schafften. Hauptentdeckung in dieser Hin-
sicht bedeutet, neben den hcrrlichen kleinen Landschaf-
ten Schirmers, die an Daubignys Oualitäten heran-
reichen, die Brüder Andreas und Oswald A c h e n -
b a c h. Cohen hat durch geschickte Gegenüberstellung
von B ö c k 1 i n und Oswald Achenbach ‘sogar
eine gewisse Verwandtschaft dieser beiden Schirmer-
schüler offenbar gemacbt. In gleichem fruchtbarem
Geiste ist auch mit Knaus, Leutze, Hasenclever,

Schrödter, Hildebrandt verfahren; sind Pose, Scheuren
und Rollmann als vorzügliche Land'schafter erwiesen
und cine Reihe anderer Nebenerschcinungen als Tra-
banten der Führer herausgestellt. Den Auftakt bilden
Säle mit Malerei des 18. Jahrhunderts (G r a f f, Fher-
busch, T i e p o 1 o), mit Januarius Z i c k und
den ausgezeiclmet ausgewählten Romantikern von
Schnor r unid Sch wiud bis B 1 eche n. In die
Gegenwart hinein ist die Sammlung auf der einen Seite
mit dem Nachwuchs junger Düsseldofer entwickelt, von
denen W o 11 h e i m , Schwesing, H u n d t,
Geßner und B u r m a n n hervorgehoben seien, auf
der audereu mit einer Anzalil Bilder der deutschen Ent-
wicklung von Marees, Thoma, T r ü b n e r bis
zu N o 1 d e , Kokoschka, I) i x , H o f e r und
R o h 1 f s. Nach dieser Riichtung soll die Galerie auch
weiter au'Sgebaut werden, so daß sie, mit dem Akzent
auf dcr Düsseldorfer Malerei, immer rnehr sicli zu einem
Museum neuerer deutscher Kunst auswachsen wird.

K. Hubcr-Wien, Sommer Ausstellaxng „Deutsche Kunst iu Düsseldorf 1928“

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