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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Juniheft
DOI Artikel:
Vogel, Hans: Ein neues Heimatmuseum in Thüringen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0461

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|ie Heimatmuseumsbewegung steht heute in einer
Krise. Zwar ist die Zalil der neu ins Leben
gerufenen Sammlungen in den letzten Jahren bedeutend
gewachsen, über mangelnde Teilnahme der Bevölkerung
aber wird allgemein geklagt. Wohl gibt es in jeder
Stadt — meist handelt es sich um Klein- oder Mittel-
städte — Einzelne, die das Museum häufig besuchen,
seinen lnhalt auch wohl zum Gegenstand ortsgeschicht
licher Aufsätze machen, die Mehrzahl jedoch bleibt fern.

Ueberzeugung durch, daß auch diese Museen sich neu-
zeitlichen Forderungen nicht verschließen dürfen, daß
auch in ihnen lebendiger Geist der Gegenwart; spürbar
sein muß, wenn sie ihre Aufgabe, dem großen Kunst-
Museum als willkommene Ergänzung zu dienen, erfüllen
sollen.

Es verdient daher besonderer Beachtung, wenn die
kleine im Gebiete des Vogtlandes gelegene Stadt
Zeulenroda i. Th. für die Neueinrichtung ihres vor

Abb. 1. Kunstgewerbe- und Heimatmuseum Zeulenroda i. Th.

Zu verwundern ist indessen das Ausbleiben des
erwarteten Interesses nicht, wenn man sich vergegen-
wärtigt, wie ein großer Teil der Heimatmuseen sich dem
Besucher präsentiert. Ein leitender Gedanke ist selten
zu spüren; die Gegenstände, die dazu häufig noch
schleclit gepflegt sind, stehen in einem mehr oder
weniger zufälligen Nebeneinander, das Wertvolle gegen
das Unwesentliche kaum hervorgehoben. Die Ueber-
fiillung, ein Erbübel gerade der Heimatmuseen, läßt den
Besucher zu keinem ruhigen Genuß kommen. Die Ein-
richtung der Räume, die Bemalung der Wände tut nichts,
den Aufenthalt angenehmer zu machen. Es ist, als ob
alles das, was die Museumstechnik in den letzten Jahr-
zeluiten hinzugelernt hat, an einem großen Teil der
Heimatmuseen spurlos vorüber gegangen sei. Ganz
allmählich erst setzt sich jetzt in den beteiligten Kreisen
die für die Ueberwindung der Krise so notwendige

kurzer Zeit eingeweihten „Knastgewerbe- und
Heimatmuseums“ ein geräumiges, helles, vom
Ende des vorigen Jahrhunderts stammendes Privathaus
zur Verfügung stellte und es für den besonderen Zweck
in neuzeitlichem Sinne herrichten ließ. Durch Beseiti-
gung des Decken-Stucks und der ornamentierten Supra-
porten, durch Aushebung der geschnitzten Türen und
Ersetzung der profilierten Türgewände durch glatte
Rahmen-Leisten wurden ruhige neutrale Räume ge-
schaffen. Eine leichte farbige Tönung der Wände gibt
jedem Einzelzimmer seine eigene Physiognomie. So
wurde in dem für Porzellan und Fayence bestjmmten
Raume durch cremefarbenen Wandanstrich und weiße
Schränke eine freundliche Helligkeit erzielt, vor liclit-
blauetn Hintergrund stehen die Gläser, der Raum der
kirchlichen Kunst ist ganz in Weiß gehalten, schmale
schwarze Streifen ziehen sieh an den weißgrau gemalten

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