Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 9./10.1927/28
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0497
DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:Pelka, Otto: Europäisches Kunstgewerbe 1928: zur Ausstellung in Leipzig
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0497
organische Entwicklungen führt aber abseits von der
Kunst in die Niederungen der Tagesmode. Der Weg,
den Berlin in seiner figürlichen Plastik einschlägt, geht
unaufhaltsam auf dieses Ziel los. Besser als Worte ver-
deutlichen die Abbildungen die Auffassungen, die in der
Berliner Manufaktur über das Wesen der modernen
Porzellanplastik und über die Aufgaben einer Staats-
manufaktur herrschen. Würde dieser Einzelfall Typus,
dann wäre die Porzellanplastik eüledigt; denn aus
solcher Zerfahrenheit und Materiatwidrigkeit gibt es
keinen Ausweg; die wenigen Stücke, die wie der Hahn
Röhrenplastik von Löber. Staatl. Porzetlan-Manufaktur Berlin
von Radtke und das Pferd von Scharff daran erinnern,
daß in Berlin einmali Porzellankunst geschaffen wurde,
betonen die Hoffnungslosigkeit des gegenwärtigen
Zustandes.
Der rückständige Konservatismus von Sevres und
der destruktive Radikalismus von Beriin dürften vor-
aussichtlieh kaum in die Lage kommen, der gegen-
wärtigen und der zukünftigen europäischen Porzellan-
plastik irgendwelche fruchtbringenden Gedanken zu
geben. Eine wegweisende Aufgabe zu lösen scheint,
alles in al'liem genommen, nur Meißen vorbehalten zu
sein. Denn, abgesehen von einem unwesentlichen aka-
demischen und natural'istischen sowie einem schwachen
Vase von GaiMard-Prunier. Manufacture National de Sevres
barockisierenden Einschlag, stellt sich die plastische
Gesamtleistung, an deren Spitze Max Esser steht, als
ein Programm dar, in dem sich das Ziel einer „rück-
sichtslosen Steigerung der Quatität“, das der Leiter der
Manufaktur vor Augen hat, verwirklicht. Meißen hat
sich auf seine historische Sendung besonnen. Das ist
ein wesentlicher Erfolg für die Porzeltankunsf auch im
Max Esser, Iltis mit Jungen. Staatl. Porzelian-Manufaktur Meißen
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Kunst in die Niederungen der Tagesmode. Der Weg,
den Berlin in seiner figürlichen Plastik einschlägt, geht
unaufhaltsam auf dieses Ziel los. Besser als Worte ver-
deutlichen die Abbildungen die Auffassungen, die in der
Berliner Manufaktur über das Wesen der modernen
Porzellanplastik und über die Aufgaben einer Staats-
manufaktur herrschen. Würde dieser Einzelfall Typus,
dann wäre die Porzellanplastik eüledigt; denn aus
solcher Zerfahrenheit und Materiatwidrigkeit gibt es
keinen Ausweg; die wenigen Stücke, die wie der Hahn
Röhrenplastik von Löber. Staatl. Porzetlan-Manufaktur Berlin
von Radtke und das Pferd von Scharff daran erinnern,
daß in Berlin einmali Porzellankunst geschaffen wurde,
betonen die Hoffnungslosigkeit des gegenwärtigen
Zustandes.
Der rückständige Konservatismus von Sevres und
der destruktive Radikalismus von Beriin dürften vor-
aussichtlieh kaum in die Lage kommen, der gegen-
wärtigen und der zukünftigen europäischen Porzellan-
plastik irgendwelche fruchtbringenden Gedanken zu
geben. Eine wegweisende Aufgabe zu lösen scheint,
alles in al'liem genommen, nur Meißen vorbehalten zu
sein. Denn, abgesehen von einem unwesentlichen aka-
demischen und natural'istischen sowie einem schwachen
Vase von GaiMard-Prunier. Manufacture National de Sevres
barockisierenden Einschlag, stellt sich die plastische
Gesamtleistung, an deren Spitze Max Esser steht, als
ein Programm dar, in dem sich das Ziel einer „rück-
sichtslosen Steigerung der Quatität“, das der Leiter der
Manufaktur vor Augen hat, verwirklicht. Meißen hat
sich auf seine historische Sendung besonnen. Das ist
ein wesentlicher Erfolg für die Porzeltankunsf auch im
Max Esser, Iltis mit Jungen. Staatl. Porzelian-Manufaktur Meißen
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