Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 9./10.1927/28
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0515
DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:Steinbrucker, Charlotte: Französische Zeichnungen im Besitz der Stadt Schöneberg
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*
dieser fand er dieselbe sorglose Lebenslust wieder, wie
er sie auf Märkten und Kirmessen seiner flämischen
Heimat kennen gelernt hatte. Mit Vorliebe ste'llte er
das Leben der Gaukler und Akrobaten dar, jedoch nur
sehr selten eine bestimmte Szene irgend eines Bühnen-
erlebnisses. Trotzdem die vorliegende Zeichnung eine
sition, der Beseeiung selbst der kleinsten Teilchen, der
Bindung der Massen, der Art, wie die Figuren modelliert
und die Falten der losen Gewänder geformt sind, doku-
mentiert sich die Hand des großen Maiiers. Mit gerin-
gen Mitteln sind Form, Licht, Schatten und Farbe wie-
dergegeben und stoffliche Wirkungen erzielt.
Abb. 1
Simon Vouet
(1590—1649)
Frühlingssturm
Bez.: S. Vouet
IN FELTRE
M. D. LXXXXV
Sepia und schwarze
Tusche
Darstellung in der freien Natur wiedergibt, merken wir
darin etwas von den flatternden Schatten des Rampen-
lichts. Der mit einer sitzenden Statue geschmückte
Treppenaufgang, die mauerartige Fet'senwand und die
Wasserfläche erinnern an Kulissen im Theater; die
Musikanten und aucli die übrigen Figuren, von denen
Watteaus Kunst übte einen großen Einfluß auf
Frangois Boucher, den Lieblingsmaler der Marquise von
Pompadour aus. In seinen Darstellungen von Göttern,
Nymphen, Amoretten kehrt das Thema der nackten Frau
und des nackten Kindes immer wieder. In alen könig-
lichen Palästen malt er die Geschichte von Venus und
Abb. 2
Antoine Watteau
(1648—1721)
Gesellschaft im Park
Bleistift,
Sepia und Tusche,
weiß gehöht
einige, wie er es so sehr liebt, vom Rücken gesehen
sind, wirken wie Komödianten. Die phantastische
Kleidung stellt ein Mittelding zwischen einem der Mode
entsprechenden Gewand und dem Theaterkostüm dar.
Wie ein Pendant zu der Statue wirkt die stark entblößte
Gestalt mit weichen, vollen Formen am oberen Treppen-
absatz. In der Leichtigkeit und Ktihnheit der Kotnpo-
Amor in Formen, die den Augen schmeicheln und den
Sinnen gefallen. Aehnliche Wirkungen wie seine Ge-
mälde üben seine Zeichnungen aus. Wir sehen
(vgl. Abb. 3) nicht die nackte, sondern die entkleidete
Frau vor uns. Das Licht spielt auf der Haut ihres wei-
chen Körpers und Grübchen und Drucker tragen dazu
bei, ihre verführerischen Reize zu erhöhen. Das Gesicht
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dieser fand er dieselbe sorglose Lebenslust wieder, wie
er sie auf Märkten und Kirmessen seiner flämischen
Heimat kennen gelernt hatte. Mit Vorliebe ste'llte er
das Leben der Gaukler und Akrobaten dar, jedoch nur
sehr selten eine bestimmte Szene irgend eines Bühnen-
erlebnisses. Trotzdem die vorliegende Zeichnung eine
sition, der Beseeiung selbst der kleinsten Teilchen, der
Bindung der Massen, der Art, wie die Figuren modelliert
und die Falten der losen Gewänder geformt sind, doku-
mentiert sich die Hand des großen Maiiers. Mit gerin-
gen Mitteln sind Form, Licht, Schatten und Farbe wie-
dergegeben und stoffliche Wirkungen erzielt.
Abb. 1
Simon Vouet
(1590—1649)
Frühlingssturm
Bez.: S. Vouet
IN FELTRE
M. D. LXXXXV
Sepia und schwarze
Tusche
Darstellung in der freien Natur wiedergibt, merken wir
darin etwas von den flatternden Schatten des Rampen-
lichts. Der mit einer sitzenden Statue geschmückte
Treppenaufgang, die mauerartige Fet'senwand und die
Wasserfläche erinnern an Kulissen im Theater; die
Musikanten und aucli die übrigen Figuren, von denen
Watteaus Kunst übte einen großen Einfluß auf
Frangois Boucher, den Lieblingsmaler der Marquise von
Pompadour aus. In seinen Darstellungen von Göttern,
Nymphen, Amoretten kehrt das Thema der nackten Frau
und des nackten Kindes immer wieder. In alen könig-
lichen Palästen malt er die Geschichte von Venus und
Abb. 2
Antoine Watteau
(1648—1721)
Gesellschaft im Park
Bleistift,
Sepia und Tusche,
weiß gehöht
einige, wie er es so sehr liebt, vom Rücken gesehen
sind, wirken wie Komödianten. Die phantastische
Kleidung stellt ein Mittelding zwischen einem der Mode
entsprechenden Gewand und dem Theaterkostüm dar.
Wie ein Pendant zu der Statue wirkt die stark entblößte
Gestalt mit weichen, vollen Formen am oberen Treppen-
absatz. In der Leichtigkeit und Ktihnheit der Kotnpo-
Amor in Formen, die den Augen schmeicheln und den
Sinnen gefallen. Aehnliche Wirkungen wie seine Ge-
mälde üben seine Zeichnungen aus. Wir sehen
(vgl. Abb. 3) nicht die nackte, sondern die entkleidete
Frau vor uns. Das Licht spielt auf der Haut ihres wei-
chen Körpers und Grübchen und Drucker tragen dazu
bei, ihre verführerischen Reize zu erhöhen. Das Gesicht
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