gen der Stadt Königsberg“ geführt werden, setzen sich
aus folgenden drei, glcich wichtigen Teil'en zusammen:
Der erste ist die Hippelsche Sammlung. Der
Dichter und Oberbürgermeister von Königsberg
Theodor v. Hippel (gest. 1796) war ein ganz ausgezeich-
neter und sicherer Sammler, dcr seine Galerie der Stadt
vermachte. In ihr, die auch im Reich nur zu w'enig be-
kannt ist, befinden sich mehrere selir hervorragende
Werkc, u. a. ein Mabuse, ein Frans Hals, ein Rubens,
ein Jordaens, ein Brouwer, ein Ostade. Der zweite Teil
ist eine 1837 erfolgte L e i h g a b e d e r N a t i o n a 1 -
g a 1 e r i e , die hauptsächlich Italiener der Renaissance
umfaßt, und der dritte Teil ist eine Anzahl guter Ge-
Namen gemacht hat. In seiner Hand wurden die oben
näher charakterisierten Sammlungen vereinigt; das
Kunstgewerbemuseum, das für sich bestand, kam hinzu
und aus all diesern hat Rohde etwas vollkommen Neues
geschaffen. Der Plan war, ein einheitliches Museum zu
gestalten. Zu diesem Zweck wurden im Südflügel des
Königsberger Schlosses und im 'sogenannten „Schlüter-
bau“ mannigfaltige Umbauten so vorgenommen, daß der
Besuclier in einem Zuge das Museum durchwaudern
muß. Aus dem übervoll gepfropten Kunstgewerbe-
museum wurden die wertvollsten Stücke an Möbeln,
Porzellan, Fayencen, Altären, Epitaphen, Silberzeug
usw. herausgenommen und aus dem gesamten so ge-
Caspar David Friedrich, Landschaft aus dem böhmischen Gebirge
mälde, die der vom alten Kunst-Hagen gegründete
Kunstverein bis in dic sicbziger Jahre hinein zu kaufen
wußte. Darunter befindet sich die „Ruine einer Kapelle“
von Blcchen, eine „Landschaft aus den böhmischen Ber-
gen“ von Caspar David Friedricli, ein Waldmüller,
Gaertner und Rohden. Dann folgte, wie gesagt, ein sehr
schlimmcr Abstieg, der erst aufzuhören begann, als der
Einfluß der Akademie unter Dettmann wieder bedeuten-
der wurde. Ein wirklicher Aufstieg des Museums konnte
allerdings auch jetzt nicht erfolgen, da der Gemälde-
galerie kein Museumsfachmann sondern ein Maler vor-
stand. Hinzu kamen noch mancherlei Störungen, die aus
dem selbstverständlichen Einflußversuch der zahlreich
in Künigsberg tätigen Künstler erwuchsen.
Endlich geschah dann zur Erhaltung des vorhan-
denen Guten und zur Förderung des Besseren die Beru-
fung eines Museumsdirektors in Dr. Alfrcd Rohde.
der sich in Hamburg unter Sauerlandt bereits einen
wonnenen Kunstgut bildete Dr. Rohde eine Anzahl von
Zimmern und Sälen die in künstlerischer Feinheit den
Geist der verschiedensten Zeiten atmen. Bei dieser
geschickten Auslese zeigte sich, wie sehr d a s
Königsberger Bürgertum durch Import aus
dem Westen des Reichs, aus Holland und England oder
in eigenen Werkstätten an den künstlerischen Bewe-
gungen der Jahrhunderte bis in die Biedermeierzeit hin-
ein teilgenommen hatte. Den besten Beweis hierfür
liefert ein eigener Königsberger Raum, der die Arbeiten
der Manufakturen von Ehrenreich und Collin und die
Erzeugnisse einer anscheinend die ganze Ostmark belie-
fernden Schmiedewerkstatt enthält. Die Eigenart der
geschaffenen Räumc beruht nun nicht nur auf der Aus-
wahl und der nach künstlerischen C.esichtspunkten er-
folgten Aufstellung, sondern aucli in dem glücklichen
Umstand, daß fiir diesen Teil des Museums wirkliche
Wohnräume eines alten Schloßflügels zur Verfügung
524
aus folgenden drei, glcich wichtigen Teil'en zusammen:
Der erste ist die Hippelsche Sammlung. Der
Dichter und Oberbürgermeister von Königsberg
Theodor v. Hippel (gest. 1796) war ein ganz ausgezeich-
neter und sicherer Sammler, dcr seine Galerie der Stadt
vermachte. In ihr, die auch im Reich nur zu w'enig be-
kannt ist, befinden sich mehrere selir hervorragende
Werkc, u. a. ein Mabuse, ein Frans Hals, ein Rubens,
ein Jordaens, ein Brouwer, ein Ostade. Der zweite Teil
ist eine 1837 erfolgte L e i h g a b e d e r N a t i o n a 1 -
g a 1 e r i e , die hauptsächlich Italiener der Renaissance
umfaßt, und der dritte Teil ist eine Anzahl guter Ge-
Namen gemacht hat. In seiner Hand wurden die oben
näher charakterisierten Sammlungen vereinigt; das
Kunstgewerbemuseum, das für sich bestand, kam hinzu
und aus all diesern hat Rohde etwas vollkommen Neues
geschaffen. Der Plan war, ein einheitliches Museum zu
gestalten. Zu diesem Zweck wurden im Südflügel des
Königsberger Schlosses und im 'sogenannten „Schlüter-
bau“ mannigfaltige Umbauten so vorgenommen, daß der
Besuclier in einem Zuge das Museum durchwaudern
muß. Aus dem übervoll gepfropten Kunstgewerbe-
museum wurden die wertvollsten Stücke an Möbeln,
Porzellan, Fayencen, Altären, Epitaphen, Silberzeug
usw. herausgenommen und aus dem gesamten so ge-
Caspar David Friedrich, Landschaft aus dem böhmischen Gebirge
mälde, die der vom alten Kunst-Hagen gegründete
Kunstverein bis in dic sicbziger Jahre hinein zu kaufen
wußte. Darunter befindet sich die „Ruine einer Kapelle“
von Blcchen, eine „Landschaft aus den böhmischen Ber-
gen“ von Caspar David Friedricli, ein Waldmüller,
Gaertner und Rohden. Dann folgte, wie gesagt, ein sehr
schlimmcr Abstieg, der erst aufzuhören begann, als der
Einfluß der Akademie unter Dettmann wieder bedeuten-
der wurde. Ein wirklicher Aufstieg des Museums konnte
allerdings auch jetzt nicht erfolgen, da der Gemälde-
galerie kein Museumsfachmann sondern ein Maler vor-
stand. Hinzu kamen noch mancherlei Störungen, die aus
dem selbstverständlichen Einflußversuch der zahlreich
in Künigsberg tätigen Künstler erwuchsen.
Endlich geschah dann zur Erhaltung des vorhan-
denen Guten und zur Förderung des Besseren die Beru-
fung eines Museumsdirektors in Dr. Alfrcd Rohde.
der sich in Hamburg unter Sauerlandt bereits einen
wonnenen Kunstgut bildete Dr. Rohde eine Anzahl von
Zimmern und Sälen die in künstlerischer Feinheit den
Geist der verschiedensten Zeiten atmen. Bei dieser
geschickten Auslese zeigte sich, wie sehr d a s
Königsberger Bürgertum durch Import aus
dem Westen des Reichs, aus Holland und England oder
in eigenen Werkstätten an den künstlerischen Bewe-
gungen der Jahrhunderte bis in die Biedermeierzeit hin-
ein teilgenommen hatte. Den besten Beweis hierfür
liefert ein eigener Königsberger Raum, der die Arbeiten
der Manufakturen von Ehrenreich und Collin und die
Erzeugnisse einer anscheinend die ganze Ostmark belie-
fernden Schmiedewerkstatt enthält. Die Eigenart der
geschaffenen Räumc beruht nun nicht nur auf der Aus-
wahl und der nach künstlerischen C.esichtspunkten er-
folgten Aufstellung, sondern aucli in dem glücklichen
Umstand, daß fiir diesen Teil des Museums wirkliche
Wohnräume eines alten Schloßflügels zur Verfügung
524