Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 9./10.1927/28
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0553
DOI Heft:
1./2. Augustheft
DOI Artikel:Baltzer, Ulrich: Ein Museum der Ostmark: Kunstsammlungen der Stadt Königsberg
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0553
standen. Die frühere Wohnung eines höheren Regie-
rungsbeamten gewährt in den verschiedensten Farb-
anstrichen und Durchblicken die angenehmste Wirkung
und ihre Benutzung hat sich gerade bei einem Publikum,
das gegenüber der Kunst viel Reserve hat, bestens
bewährt.
Aus diesen 'stilgeschichtlichen Räurnen gelangt der
Besucher in die eigentliche G e m ä 1 d e g a i e r i e , die
sich aus mehreren kleinen Kabinetten und drei größeren
Linie der Entwicklung mit dem vorhandenen Material
nur sehr lückenhaft dargestellt werden konnte. Die
Großen, aber auch die Zweitgrößten fehlen in der Regel.
Nur wenige wie ein Uhde, ein später Steffeck, ein Röss-
ler oder etwa ein Bischof-Culm fällen auf. Corinth
mußte schleunigst ergänzt werden. Denn er vvrar aus-
gerechnet in Königsberg unbedeutend vertreten. Besser
stand es init den guten Künstlern der Akademie unter
Dettmann, dem Maler Albrecht, dem Bildhauer Stanis-
Lovis Corinth, Der Kuß
Sälen ergibt. Für die Hängung des älteren Teils war
dic Aufgabe leicht. Denn es konnte sicli nur darum han-
deln, die Reste der Hippelschen Sammlung (es sind be-
dauerlicherweise nur noch Reste, denn in früheren
Listen wurden an achtzig Bilder gefiihrt, während jetzt
nur noch etwas mehr wie dreißig vorhanden sind), die
ItaTiener der Nationälgalerie und die guten Ankäufe bis
in die siebziger Jahre in wohlgetönten hin und wieder
durch ein schönes Möbel beiebten Räumen aufzuhängen.
Schwierig wurde die Situation erst bei der Kunst der
letzten fünfzig Jahre, für Impressionismus und Nach-
impressionismus. Hier mußte energisch durchgegriffen
werden, wobei sich am Schluß ergab, daß die große
laus Cauer, Dettmann selbst und Jernberg. Aus der
neuesten Zeit der Akademie ist der Rheinländer
Burmann zu nennen, während Artur Degner sonder-
barerweise fehlt.
Es ist nur natürlich, daß der sehr kleine Museums-
etat der Stadt Königsberg mit dieser völigen Neuord-
nung so gut wie ganz erst einmal erschöpft wurde.
Immerhin hat Alfred Rohde einige Ankäufe und dann
aucli einige Leihgaben erfolgreich durchgesetzt: ein
Porträt Anton Möllers, einen Silberkelch der Königs-
bcrger Altstädtischen Kirche (einheimische Arbeit von
1698) einen Hasenclever, einen Corinth, einen Partikel.
Neben seiner Museumstätigkeit hat Rohde in besonderen
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rungsbeamten gewährt in den verschiedensten Farb-
anstrichen und Durchblicken die angenehmste Wirkung
und ihre Benutzung hat sich gerade bei einem Publikum,
das gegenüber der Kunst viel Reserve hat, bestens
bewährt.
Aus diesen 'stilgeschichtlichen Räurnen gelangt der
Besucher in die eigentliche G e m ä 1 d e g a i e r i e , die
sich aus mehreren kleinen Kabinetten und drei größeren
Linie der Entwicklung mit dem vorhandenen Material
nur sehr lückenhaft dargestellt werden konnte. Die
Großen, aber auch die Zweitgrößten fehlen in der Regel.
Nur wenige wie ein Uhde, ein später Steffeck, ein Röss-
ler oder etwa ein Bischof-Culm fällen auf. Corinth
mußte schleunigst ergänzt werden. Denn er vvrar aus-
gerechnet in Königsberg unbedeutend vertreten. Besser
stand es init den guten Künstlern der Akademie unter
Dettmann, dem Maler Albrecht, dem Bildhauer Stanis-
Lovis Corinth, Der Kuß
Sälen ergibt. Für die Hängung des älteren Teils war
dic Aufgabe leicht. Denn es konnte sicli nur darum han-
deln, die Reste der Hippelschen Sammlung (es sind be-
dauerlicherweise nur noch Reste, denn in früheren
Listen wurden an achtzig Bilder gefiihrt, während jetzt
nur noch etwas mehr wie dreißig vorhanden sind), die
ItaTiener der Nationälgalerie und die guten Ankäufe bis
in die siebziger Jahre in wohlgetönten hin und wieder
durch ein schönes Möbel beiebten Räumen aufzuhängen.
Schwierig wurde die Situation erst bei der Kunst der
letzten fünfzig Jahre, für Impressionismus und Nach-
impressionismus. Hier mußte energisch durchgegriffen
werden, wobei sich am Schluß ergab, daß die große
laus Cauer, Dettmann selbst und Jernberg. Aus der
neuesten Zeit der Akademie ist der Rheinländer
Burmann zu nennen, während Artur Degner sonder-
barerweise fehlt.
Es ist nur natürlich, daß der sehr kleine Museums-
etat der Stadt Königsberg mit dieser völigen Neuord-
nung so gut wie ganz erst einmal erschöpft wurde.
Immerhin hat Alfred Rohde einige Ankäufe und dann
aucli einige Leihgaben erfolgreich durchgesetzt: ein
Porträt Anton Möllers, einen Silberkelch der Königs-
bcrger Altstädtischen Kirche (einheimische Arbeit von
1698) einen Hasenclever, einen Corinth, einen Partikel.
Neben seiner Museumstätigkeit hat Rohde in besonderen
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