Perlen am liebsten feuilletonisti’sche Darstellungen,
interessante Mitteilungen oder Beobachtungen mit un-
kritischen Traditionen oder Meinungen vermischt, vor-
wiegend in kleineren Dosen der Allgemeinheit tiberant-
wortet. Selbst die wertvoillste Publikation der Wiener
Museen, namentlich das „Jahrbuch der Kunstsammiun-
gen“, bot neben ausgezeichneten und immer in der herr-
üchsten Weise illustrierten Abhandlungen auch ein-
zelnes, womit man nicht einverstanden sein konnte; und
die urkundiiche Oueilenforschung war wenig beliebt, so
daß wir vielfach heute auf die Lebensdaten verschie-
dener Künstler und Kunsthandwerker aus den Wiener
Kirchenbüchern, Steuerverzeichnissen, Bürgerrechts-
büchern, Gerichtsprotokollen und dergleichen immer
noch warten.
Das wird jetzt anders werden, wie aus allerhand
Kameen-Sammlung, das uns wieder einen bedeutenden
Vorsprung gegenüber Babelon (1894 ff.), Forrer
(1904 ff.) und anderen sichert. Während der leider so
früh verstorbene erste reichsdeutsch'e Gemmenkenner
Furtwängler, dem wir das große dreibändige Werk über
den antiken Steinschnitt (1900) verdanken, schon die
Diadochenzeit, wie die römische Kaiserzeit gegenüber
der ersten helenischen Blüte bei aller Anerkennung der
fabelhaften Technik doch vorwiegend unter dem Ge-
siclitswinkel mildernder Umstände behandelt, setzt das
neue Wiener Werk, das ja nur die Kameen, also die er-
habenen Reliefschnitte und nicht aucli die Intaglias, näm-
lich die vertieften Siegelsteine, behandelt, erst mit der
frühesten Blütezeit dieser Technik, mit den hlerrlichen
Polemäer-Kameo ein, um mit besonderer Liebe bei den
Prachtstücken der früheren Kaiserzeit, wie dem
Renaissance-Goldemail-Fassung des Claudius-Onyx-Kameo
Wien, Kunsthistor. Staatssammlungen
erfreulichen Anzeiclien deutlich zu merken ist. So sind
denn auch als die bisher ersehicneneh Bände der Publi-
kationen aus den kunsthistorischen Sammlungen sehr
wertvolle Werke besonders von Leo Planiscig heraus-
gekommen, die sich den international besten Veröffent-
lichungen der Kunstgeschichte ebenbürtig anschließen.
Und in diese Keihc gehört auch der stattliche Batid über
die Kameen im kunsthi'storischen Museum, der kürzlich
in reichister Ausstattung in dem bekannten Wiener Ver-
lag von Anton S c li r o 11 u. C o. erschienen ist.
Fritz E i c h 1 e r und Ernst K r i s haben uns in
freundschaftlicher Zusammenarbeit des Archäologen
mit dem Kunsthistoriker einen imponierenden Band be-
schert, dessen Bedeutung jedem sofort einleuchtet, wenn
er die natürlich iuzwischen ganz veraltet'en Arbeiten
von A. C. Arneth (1849 und 1858) oder von Sacken und
Kenner (1866) dagegenhält. Jetzt erst besitzen wir end-
lich ein grundlegendes Werk über die herrliche Wiener
Augustus mit Roma, der berühmten Gemma-Augustca,
den Claud'ius-Gemmen und ähnlichen pompösen Arbei-
ten recht ausführlich zu verweilen. Man ’sieht aus jeder
Seite, daß die beiden Verfasser iliren Stoff und die
ganze, keineswegs arme Literatur vollständig beherr-
schen und nicht nur in der genauesten Beschreibung,
sondern auch in der kritischen Durcbdringung des
Stoffes vorbildlich sind. Manche anmutige Legende
wird ruhig preisgegeben, und eine ganze Anzahl von
Steinen, die man früher als antik ansah, müssen sich
jetzt eine Disqualifizierung gefallen las'sen. Dabei geht
stets die Geschichte der Sammlung nebenher, und jedes
Stück wird durch alle alten Inventare verfolgt, so daß
sich durch die Identifizierung manche neuen Gesichts-
punkte ergeben. Bemerkenswert ist hierbei, daß der
Archäologe Eichler mit dem Kunsthistoriker Kris in allen
Punkten zu einer einheitlichen Ansicht gekommen sind.
also die ganze überaus stattliche Zahl von 726 in natür-
535
interessante Mitteilungen oder Beobachtungen mit un-
kritischen Traditionen oder Meinungen vermischt, vor-
wiegend in kleineren Dosen der Allgemeinheit tiberant-
wortet. Selbst die wertvoillste Publikation der Wiener
Museen, namentlich das „Jahrbuch der Kunstsammiun-
gen“, bot neben ausgezeichneten und immer in der herr-
üchsten Weise illustrierten Abhandlungen auch ein-
zelnes, womit man nicht einverstanden sein konnte; und
die urkundiiche Oueilenforschung war wenig beliebt, so
daß wir vielfach heute auf die Lebensdaten verschie-
dener Künstler und Kunsthandwerker aus den Wiener
Kirchenbüchern, Steuerverzeichnissen, Bürgerrechts-
büchern, Gerichtsprotokollen und dergleichen immer
noch warten.
Das wird jetzt anders werden, wie aus allerhand
Kameen-Sammlung, das uns wieder einen bedeutenden
Vorsprung gegenüber Babelon (1894 ff.), Forrer
(1904 ff.) und anderen sichert. Während der leider so
früh verstorbene erste reichsdeutsch'e Gemmenkenner
Furtwängler, dem wir das große dreibändige Werk über
den antiken Steinschnitt (1900) verdanken, schon die
Diadochenzeit, wie die römische Kaiserzeit gegenüber
der ersten helenischen Blüte bei aller Anerkennung der
fabelhaften Technik doch vorwiegend unter dem Ge-
siclitswinkel mildernder Umstände behandelt, setzt das
neue Wiener Werk, das ja nur die Kameen, also die er-
habenen Reliefschnitte und nicht aucli die Intaglias, näm-
lich die vertieften Siegelsteine, behandelt, erst mit der
frühesten Blütezeit dieser Technik, mit den hlerrlichen
Polemäer-Kameo ein, um mit besonderer Liebe bei den
Prachtstücken der früheren Kaiserzeit, wie dem
Renaissance-Goldemail-Fassung des Claudius-Onyx-Kameo
Wien, Kunsthistor. Staatssammlungen
erfreulichen Anzeiclien deutlich zu merken ist. So sind
denn auch als die bisher ersehicneneh Bände der Publi-
kationen aus den kunsthistorischen Sammlungen sehr
wertvolle Werke besonders von Leo Planiscig heraus-
gekommen, die sich den international besten Veröffent-
lichungen der Kunstgeschichte ebenbürtig anschließen.
Und in diese Keihc gehört auch der stattliche Batid über
die Kameen im kunsthi'storischen Museum, der kürzlich
in reichister Ausstattung in dem bekannten Wiener Ver-
lag von Anton S c li r o 11 u. C o. erschienen ist.
Fritz E i c h 1 e r und Ernst K r i s haben uns in
freundschaftlicher Zusammenarbeit des Archäologen
mit dem Kunsthistoriker einen imponierenden Band be-
schert, dessen Bedeutung jedem sofort einleuchtet, wenn
er die natürlich iuzwischen ganz veraltet'en Arbeiten
von A. C. Arneth (1849 und 1858) oder von Sacken und
Kenner (1866) dagegenhält. Jetzt erst besitzen wir end-
lich ein grundlegendes Werk über die herrliche Wiener
Augustus mit Roma, der berühmten Gemma-Augustca,
den Claud'ius-Gemmen und ähnlichen pompösen Arbei-
ten recht ausführlich zu verweilen. Man ’sieht aus jeder
Seite, daß die beiden Verfasser iliren Stoff und die
ganze, keineswegs arme Literatur vollständig beherr-
schen und nicht nur in der genauesten Beschreibung,
sondern auch in der kritischen Durcbdringung des
Stoffes vorbildlich sind. Manche anmutige Legende
wird ruhig preisgegeben, und eine ganze Anzahl von
Steinen, die man früher als antik ansah, müssen sich
jetzt eine Disqualifizierung gefallen las'sen. Dabei geht
stets die Geschichte der Sammlung nebenher, und jedes
Stück wird durch alle alten Inventare verfolgt, so daß
sich durch die Identifizierung manche neuen Gesichts-
punkte ergeben. Bemerkenswert ist hierbei, daß der
Archäologe Eichler mit dem Kunsthistoriker Kris in allen
Punkten zu einer einheitlichen Ansicht gekommen sind.
also die ganze überaus stattliche Zahl von 726 in natür-
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