den verschiedensten Titeln wie „Seelenwurzsarten“, „Schatz-
behalter“, „Schrein der wahren Heiltümer“ usw. den glei'chen mora-
lisierenden Grundgedanken haben und auf uns naiv anmutende Weise
iridisches iLeben mit den Heilswahrheiten verbinden. Das verwandte
geistliche Schauspiel, ursprünglich in der Kirche geboten, wird in
einigen späteren Formen, den Spielen des 15. und 16. Jahrhunderts
in Valenciennes, in Luzern, in Schwäbisch Hall, in Köln, durch
interessante Modelle anschaulich gemacht.
Der Kirche als Lehrerin weltlicher Wissenschaft ist auch ge-
dacht, vor allem in der fesselnden Sammlung von klösterlichen Hand-
schriften der antiken Schriftsteller, der Veranschaulichung ides Nadh-
lebens der Antike in dem christlichen Zeitalter. An die .wichtigen
Kulturträger, die Klosterbibliotheken, wird in Bild und Modell er-
innert. Den von Geistlichen erteilten religiösen Unterricht nannte
man im Mittelalter Katechismus und erst um 1500 wird dieser Name
für die bei diesem Unterricht benutzten Bücher gebräuchlich, in
denen die christliche Lehre in Frage und Antwort abgehandelt wird.
Peter von Soto, Johannes Gropper in Deutschland, Bellarmin in
Italien, Augerius in Frankreich sind deren Verfasser. Verdrängt aber
wurden aile diese Ausgaben idurch den 1555 in Wien zuerst erschie-
tienen Katechismus des heiligen Petrus Canisius. Ausgaben vieler
Sprachen des 16. Jahrhunderts b:s zur Gegenwart gaben Zeugnis
O. Achenbach, Der Mopte Pincio in Rom. Lwd. 137 : 193 cm
Herbst-Versteigerung bei Jac. Hecht in Berlin
von der gewaltigen volksbildenden Bedeutung dieses Katechismus.
Mit ibm beginnt der werbende, aktiv missionierende Teil des katho-
lischen Schrifttums, wie es sich bis in unsere Tage hineinzieht.
Die auf die Heidenbekehrung, also das eigentliche Missions-
wesen bezügliche Publizistik schließt sich an. Man ahnt die end-
losen Mühen der unerschrockenen Missionare bei den kleinen mit
den primitivsten Mitteln gedruckten Schulbüchern, deren Sprachen-
wirrwarr dem europäischen Auge undurchdringlich scheint. Die
Reisebeschreibungen der kirchHchen Senldboten, eingeleitet durch
die Briefe des heiligen Franziskus Xaverius vom Jahre 1542 und
durch die Epistulae indicae und japonicae etc, der Jesuiten legen
Grund zu den wichtigsten völkerkundlichen Forschungen. Das chine-
sische Missionat setzte als Sprache der Liturgie das Hochchinesische
an Steiie des Latein und schuf so eine eigene aszetisch-tbeologisch
liturgische Literatur, an der der einheimische Clerus Anteil
nehmen konnte.
Den geschlossensten Eindruck der ganzen Sonderschau macht
die Darstellung der katholischen Geistesgeschichte im 19. Jalir-
bundert. In kleinen straff zusammengefaßten vorzüglich beschrif-
teten Gruppen von Porträts, Manuskripten, Bücihern, Aufruifen, Zeit-
schriften und Zeitungen erleben wir das Ringen des katholischen
Geistes mit den materialtstischen ZiviHsationsprogrammen des an-
hebenden Zeitalters der Technik, die Zentralisierung der auseinander
strebenden Kulturfaktoren iin einem aufs neue gefestigten Papsttum.
Der starke Anteil der Frau an dieser Entwicklung wird gezeigt.
GALERIE HEINEMANN
M Ü N C H E N Lenbachplatz 5 u. 6
MEISTERWERKE
ALTER UND MODERNER MALEREI
L U X ■ R N Schwcizcrhofkai 5
(Dorothea Schlegel, Fürstin Gallitzin, Annette von Droste-Hülshoff.)
Der religiös-kulturelle Katholizismus der Romantik der ersten
Jahrunderthälfte mündet im Kulturkampf in einen politisch-sozialen
Volkskatholizismus, als dessen Vorkämpfer Görres auftritt. Die Be-
deutung der Namen Döllinger, Baader, Kettler, Hontheim, Lennig,
Clemens August zu Droste Vischering, die englische Oxfordbewe-
gung, die Schule Lammenais, der große französische Neukatholizis-
mus, Manzonis Sendung in Italien werden klar umrissen und zur
Erscheinung gebracht. Die gesamte Publizistik des 20. Jahrhunderts
in Buch, Zeitschrift und Zeitung macht in breiter Ausdehnung den
Beschluß. Mit besonderem Glück ist dabei die katholische Auslands-
presse aufgezogen, um die sich der für das Zustandekommen der
gesamten Sonderschau hochverdiente Verleger der Kölnischen Volks-
zeitung, Konsul Stocky, bemühte.
Die Katholische Sonderschau der Internationalen Presse-Aus-
stellung konnte keinen würdigeren Rahmen finden, als sie ihn in den
ehrwürdigen Räumen der alten, dem heiligen Heribert geweiihten
Benediktinerabtei Deutz erhielt. Im Jahre 1002 von Erzbischof
Heribert von Köln, dem Kanzler Ottos III. gegründet, war die Abtei
häufig ihrer Lage am Rhein wegen — Brückenkopf Deutz — Kriegs-
wirren ausgesetzt und zerstört worden, so daß der heutige Bau
sich als beinahe völliger Neubau des 18. Jahrhunderts zeigt. Die
anschließende Abteikirche ist ein wenig älter und ein Bau des
17. Jahrhunderts, auf den ovalen Fundamenten der früheren Kirche
errichtet. Man hat in ihr eine wertvolle Sammlung kirchenmusikali-
scher Buchschätze untergebracht.
Die oft unter den sehwierigsten Umständen zu leistende Orga-
nisation der Gesamtschau lag in den Händen des Direktors des
Zentralbildungsaus'schusses Bernhard Marschail und des Verlegcrs
Konsul Stocky. Fiir die Zusammenstellung der kunsthistorischen
Schätze zeichnen die Museumsdirektoren Professor Dr. Witte und
Dr. Ewaid; die architektonische Ausgestaltung der Räume wurde
*on Professor Dominikus Böhm wirksam durchgeführt.
K. A. W i r z.
550
behalter“, „Schrein der wahren Heiltümer“ usw. den glei'chen mora-
lisierenden Grundgedanken haben und auf uns naiv anmutende Weise
iridisches iLeben mit den Heilswahrheiten verbinden. Das verwandte
geistliche Schauspiel, ursprünglich in der Kirche geboten, wird in
einigen späteren Formen, den Spielen des 15. und 16. Jahrhunderts
in Valenciennes, in Luzern, in Schwäbisch Hall, in Köln, durch
interessante Modelle anschaulich gemacht.
Der Kirche als Lehrerin weltlicher Wissenschaft ist auch ge-
dacht, vor allem in der fesselnden Sammlung von klösterlichen Hand-
schriften der antiken Schriftsteller, der Veranschaulichung ides Nadh-
lebens der Antike in dem christlichen Zeitalter. An die .wichtigen
Kulturträger, die Klosterbibliotheken, wird in Bild und Modell er-
innert. Den von Geistlichen erteilten religiösen Unterricht nannte
man im Mittelalter Katechismus und erst um 1500 wird dieser Name
für die bei diesem Unterricht benutzten Bücher gebräuchlich, in
denen die christliche Lehre in Frage und Antwort abgehandelt wird.
Peter von Soto, Johannes Gropper in Deutschland, Bellarmin in
Italien, Augerius in Frankreich sind deren Verfasser. Verdrängt aber
wurden aile diese Ausgaben idurch den 1555 in Wien zuerst erschie-
tienen Katechismus des heiligen Petrus Canisius. Ausgaben vieler
Sprachen des 16. Jahrhunderts b:s zur Gegenwart gaben Zeugnis
O. Achenbach, Der Mopte Pincio in Rom. Lwd. 137 : 193 cm
Herbst-Versteigerung bei Jac. Hecht in Berlin
von der gewaltigen volksbildenden Bedeutung dieses Katechismus.
Mit ibm beginnt der werbende, aktiv missionierende Teil des katho-
lischen Schrifttums, wie es sich bis in unsere Tage hineinzieht.
Die auf die Heidenbekehrung, also das eigentliche Missions-
wesen bezügliche Publizistik schließt sich an. Man ahnt die end-
losen Mühen der unerschrockenen Missionare bei den kleinen mit
den primitivsten Mitteln gedruckten Schulbüchern, deren Sprachen-
wirrwarr dem europäischen Auge undurchdringlich scheint. Die
Reisebeschreibungen der kirchHchen Senldboten, eingeleitet durch
die Briefe des heiligen Franziskus Xaverius vom Jahre 1542 und
durch die Epistulae indicae und japonicae etc, der Jesuiten legen
Grund zu den wichtigsten völkerkundlichen Forschungen. Das chine-
sische Missionat setzte als Sprache der Liturgie das Hochchinesische
an Steiie des Latein und schuf so eine eigene aszetisch-tbeologisch
liturgische Literatur, an der der einheimische Clerus Anteil
nehmen konnte.
Den geschlossensten Eindruck der ganzen Sonderschau macht
die Darstellung der katholischen Geistesgeschichte im 19. Jalir-
bundert. In kleinen straff zusammengefaßten vorzüglich beschrif-
teten Gruppen von Porträts, Manuskripten, Bücihern, Aufruifen, Zeit-
schriften und Zeitungen erleben wir das Ringen des katholischen
Geistes mit den materialtstischen ZiviHsationsprogrammen des an-
hebenden Zeitalters der Technik, die Zentralisierung der auseinander
strebenden Kulturfaktoren iin einem aufs neue gefestigten Papsttum.
Der starke Anteil der Frau an dieser Entwicklung wird gezeigt.
GALERIE HEINEMANN
M Ü N C H E N Lenbachplatz 5 u. 6
MEISTERWERKE
ALTER UND MODERNER MALEREI
L U X ■ R N Schwcizcrhofkai 5
(Dorothea Schlegel, Fürstin Gallitzin, Annette von Droste-Hülshoff.)
Der religiös-kulturelle Katholizismus der Romantik der ersten
Jahrunderthälfte mündet im Kulturkampf in einen politisch-sozialen
Volkskatholizismus, als dessen Vorkämpfer Görres auftritt. Die Be-
deutung der Namen Döllinger, Baader, Kettler, Hontheim, Lennig,
Clemens August zu Droste Vischering, die englische Oxfordbewe-
gung, die Schule Lammenais, der große französische Neukatholizis-
mus, Manzonis Sendung in Italien werden klar umrissen und zur
Erscheinung gebracht. Die gesamte Publizistik des 20. Jahrhunderts
in Buch, Zeitschrift und Zeitung macht in breiter Ausdehnung den
Beschluß. Mit besonderem Glück ist dabei die katholische Auslands-
presse aufgezogen, um die sich der für das Zustandekommen der
gesamten Sonderschau hochverdiente Verleger der Kölnischen Volks-
zeitung, Konsul Stocky, bemühte.
Die Katholische Sonderschau der Internationalen Presse-Aus-
stellung konnte keinen würdigeren Rahmen finden, als sie ihn in den
ehrwürdigen Räumen der alten, dem heiligen Heribert geweiihten
Benediktinerabtei Deutz erhielt. Im Jahre 1002 von Erzbischof
Heribert von Köln, dem Kanzler Ottos III. gegründet, war die Abtei
häufig ihrer Lage am Rhein wegen — Brückenkopf Deutz — Kriegs-
wirren ausgesetzt und zerstört worden, so daß der heutige Bau
sich als beinahe völliger Neubau des 18. Jahrhunderts zeigt. Die
anschließende Abteikirche ist ein wenig älter und ein Bau des
17. Jahrhunderts, auf den ovalen Fundamenten der früheren Kirche
errichtet. Man hat in ihr eine wertvolle Sammlung kirchenmusikali-
scher Buchschätze untergebracht.
Die oft unter den sehwierigsten Umständen zu leistende Orga-
nisation der Gesamtschau lag in den Händen des Direktors des
Zentralbildungsaus'schusses Bernhard Marschail und des Verlegcrs
Konsul Stocky. Fiir die Zusammenstellung der kunsthistorischen
Schätze zeichnen die Museumsdirektoren Professor Dr. Witte und
Dr. Ewaid; die architektonische Ausgestaltung der Räume wurde
*on Professor Dominikus Böhm wirksam durchgeführt.
K. A. W i r z.
550