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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Haeseler, Rudolf: Die historische Entwicklung der im Seekriege gebräuchlichen Waffen bis 1870, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0016

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

Erfahrungen die zeitweilige Überschätzung dieser,
eigentlich nur für die Kriegsführung in dieser Ge-
gend besonders geeigneten Fahrzeuge veranlasst
haben, denn noch lange Zeit nachher unter der
Regierung seines Nachfolgers, des Königs Johann,
werden im Jahre 1205 51 Königliche Galeeren
erwähnt. Doch 1299 befand sich unter den 30
Schiffen, welche die Cinque Ports zum Kriege
gegen Schottland stellten, keine einzige mehr.
Immerhin wurde diese Schiffsart in vereinzelten
Exemplaren noch mehrere Jahrhunderte in der eng-
lischen Marine geführt. Die letzten werden in einer
Schiffsliste vom Jahre 1624 genannt.
Über die Besatzung einer Galeere ist bekannt,

gehalten haben, ist nirgends angegeben, lässt sich
jedoch vermuten:
Die in den ruhigen Gewässern des Mittelmeeres
bis in das 19. Jahrhundert hinein benutzten Galee-
ren waren bei ihrer Länge und ihrem niederen
Freibord für das stürmische Meer an den englischen
Küsten wenig geeignet, ganz ungeignet aber waren
sie zum Dienst als Handelsschiffe, da sie wenig
Ladung nehmen konnten, dabei aber mehrere Hun-
dert Rüderer, mit dem für diese grosse Besatzung
nötigen Proviant aufnehmen mussten. Daher
war es selbstverständlich, dass die zum Stellen
von Schiffen verpflichteten Seehäfen nur so lange
diese Fahrzeuge hielten, wie diese unbedingt


Fig. 1. Galeere aus Fursenbachs «Architectura navalis». Ulm 1695.
(Nach: Clowes, the royal navy.)

dass im Jahre 1276 eine solche von 120 Riemen
23 Mann Besatzung und eine von 100 Riemen
20 Mann ausser Offizieren und Ruderern bedurfte.
Wieviel Ruderer notwendig waren, wird dabei nicht
erwähnt; doch dürfte ihre Anzahl die drei- bis
fünffache der .Riemen betragen, daher würden zu
einer Galeere von 120 Riemen und 25 Seeleuten
oder Soldaten 360—600 Ruderer notwendig ge-
wesen sein. Hierbei ist zu erwähnen, dass die eng-
lischen Galeeren rüderer jener Zeit im Gegensatz
zu den Galeerensklaven der Mittelmeerflotten freie
Leute waren, welche Sold erhielten und für ihre
eigene Bewaffnung zu sorgen hatten.
Weshalb sich die Galeeren in den englischen
Gewässern nicht als Hauptbestandteil der Flotte

von ihnen verlangt wurde. Die wenigen Galeeren,
welche späterhin in den Flotten figurierten, dürften
wohl Eigentum der Könige und anderer Grossen
des Landes gewesen sein. Sie waren auf Grund
ihrer grossen Schnelligkeit bei gutem Wetter be-
sonders zum Überbringen von Befehlen, sowie für
schnelle Fahrten über schmale Meeresarme sehr
zweckmässig. Bei langen Fahrten mussten die
Ruderer mit Ablösung arbeiten; es verringerte sich
daher die Geschwindigkeit.
Nach Einführung der Geschütze und vor Er-
findung der Geschützpforte, welche es ermöglichte,
die schweren Geschütze unten im Schiffsraum auf-
zustellen, waren die Galeeren die zum Schiessen
mit schweren Geschützen geeignetsten Fahrzeuge.
 
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