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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Haeseler, Rudolf: Die historische Entwicklung der im Seekriege gebräuchlichen Waffen bis 1870, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0017

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t. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

Ihre direkten Nachfolger waren die Ruderka.no-
nenb oote, welche in der ersten Hälfte des
T9. Jahrhunderts vielfach in Gebrauch waren.
Das Segelschiff des früheren Mittelalters,
hatte, als Handelsschiff fahrend, in der Regel nur
einen Mast und keine Aufbauten an Deck. Aus
Nachrichten damaliger Zeit geht hervor, dass bei
der Armierung, diese Schiffe mit zwei provisori-
schen Aufbauten hinten und -vorn sowie mit einem
Gefechtsmars ausgerüstet wurden. Die betreffende
Urkunde nennt diese Zusätze forecastle, aftcastle
und topcastle, in wörtlicher Übersetzung Vorder-
kastel, Hinterkastel und Oberkastel oder in
moderner Sprache Back, Kampagne und Mars.
Diese Aufbauten, welche denselben Zwecken
wie die Türme einer Stadtmauer dienten, sind auf
einigen alten Darstellungen mit regelrechten Zinnen
versehen.
Zur ferneren Ausrüstung der Schiffe für Kriegs-
zwecke gehörte die Verstärkung der Schiffsbesatz-
ung durch eine Abteilung Soldaten, deren Haupt-
mann, «Captain», den militärischen Befehl über das
Schiff übernahm, während der bisherige Schiffs-
führer, der Master, Segelmeister oder Schiffer ledig-
lich für die Sicherheit des Schiffes als solches und für
Ausführung der seemännischen Manöver verantwort-
lich war. Es hat sich aus diesem Verhältnis bis in
die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts der Brauch
erhalten, dass eine besondere Klasse von Seeoffizie-
ren der englischen Marine lediglich für die Navi-
gation und die Ausführung der Manöver im Gefecht
ausgebildet wurde. Diesen Offizieren blieb der
Name Masters. Sie avanzierten bis zum Staff-
commander, Geschwadernavigationsoffizier mit
dem Range eines Korvettenkapitäns, und konnten
nie Kommandanten werden, während diejenigen
Offiziere, aus welchen sich die höheren Dienstgrade
ergänzten, sich sehr wenig mit der Navigation zu
beschäftigen hatten. Ein Unfall, von welchem
das Panzerschiff «Agincourt» im Jahre 1871 dadurch
betroffen wurde, dass ein ganz junger wenig er-
fahrener Offizier das Kommando hatte und das
Schiff gegen den Rat des anwesenden, aber nicht
zum Eingreifen berechtigten Staffcommanders auf
Grund kommen liess, führte erst dazu, die Masters
als besondere Offiziersgattung abzuschaffen.
Über die Zahl der eingeschifften Soldaten war
nichts bestimmt. Handelte es sich nur darum, eine
Armee über den Kanal nach Frankreich oder Irland
zu führen, so konnten selbstverständlich mehr Sol-
daten eingeschifft werden, wie für eine längere
Reise. Der Zweck der Kriegsflotten war in der
Regel lediglich der Transport einer Armee. Selte-
ner wurde die Flotte.ausgerüstet, um einer anderen
auf hoher See eine Schlacht zu liefern. Die grossen
Schiffe des Königs Richard I. führten auf der
Reise nach dem Mittelmeer ausser dem Schiffs-
führer und 15 Matrosen, je 40 Ritter oder Reiter
mit ihren Pferden, 40 Fussknechte, 14 Diener, im

Ganzen 110 Mann, sowie Lebensmittel für 12 Mo-
nate. Einzelne besonders grosse Schiffe nahmen
doppelte Besatzungen an Bord.
Über die Zahl der Seeleute im späteren Mittelalter
sind nachstehende Daten bekannt. Die 1299 ge-
stellten grossen Schiffe der Cinque Ports führten
ausser dem Schiffer zwei Konstabler (Steuerleute)
und 39 Mann. Im Jahre 1324 wurde die Zahl
der Seeleute nach der Grösse der Fahrzeuge nor-
miert und bestimmt, dass ein Schiff von 240 Tonnen
60 Matrosen, ein solches von 200 Tonnen 50 Matrosen
führen sollte. Die Zahl der einzuschiffenden Sol-
daten ist nirgends angegeben.


Fig. 2. Seeschlacht nach einem Bilde von John Rons.
(Nach: Longman and Wa-lroud, Archery.)

Der Wert derselben für den 'Seekampf
darf nicht überschätzt werden; denn sie dürften
in der ersten Zeit infolge der unausbleiblichen
Seekrankheit und noch längerhin, weil diese
Leute keine «Seebeine» hatten, d. h. nicht gewohnt
waren, sich auf einem bewegten Schiffe frei be-
wegen und ihre Waffen gebrauchen zu können,
| recht minderwertig gewesen sein. Die Einschiff-
i ung war in der Regel von zu kurzer Dauer, um
! Soldaten für den Seedienst auszubilden. Was von
diesen gesagt wird, gilt in. demselben Masse für
ihren Anführer, dem damaligen Kapitän. —
Über die Bewaffnung der in dieser Art zusam-
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