Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Haeseler, Rudolf: Die historische Entwicklung der im Seekriege gebräuchlichen Waffen bis 1870, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

5

zeug angegriffen haben. In diesem Falle wurde
der Angriff, wie zu erwarten war, zurückgeschla-
gen.
Das «griechische Feuer» war eine
Flüssigkeit, welche angeblich bei Berührung mit
der Luft in Brand geriet, nicht nur alles Um-
stehende entzündete, sondern auch erstickende Gase
entwickelte und nur mit Essig oder Sand gelöscht
werden konnte. Diese Flüssigkeit wurde nun ent-
weder in Flaschen oder Krügen auf das feindliche
Deck geworfen oder aus langen Röhren dahin ge-
spritzt. Im Jahre 1194 war nachweislich griechisches
Feuer in London für den Dienst des Königs vor-
handen. Dieser Zündstoff scheint sehr überschätzt
worden zu sein; denn nicht nur wurde eine Ge-
leere des englischen Königs, welche bei der Be-
lagerung von Accra 1190 damit in Brand gesteckt

unter Segel oder rudernd ; Soldaten besetzten die
Aufbaue vorn und hinten, sowie den Mars. Die
Seeleute an Deck bedienten die Riemen oder die
Segel. Sowie die Fahrzeuge in wirksamer Schussweite
kamen, wurde das Gefecht mit Bogen- und Arm-
brustschüssen eröffnet. Nachdem sie sich aber
berührt hatten, wurden sie seitens des Angreifers
aneinander gehakt, und es erfolgte bei erster gün-
stiger Gelegenheit die Enterung, bei welcher die
Besatzungen zweier Schiffe auf dem ohnehin sehr
beschränkten Raum eines einzigen dicht gedrängt
Mann an Mann so lange kämpften, bis der überwun-
dene Gegener ms Meer geschleudert werden konnte.
Bei dieser Kampfesweise waren lange Stoss-
waffen (Piken) nur so lange von Nutzen, als es
gelang, die Gegner damit /vom eigenen Schiffe fern
zu halten. War der Kampf an Deck entbrannt,


Dg- 5-

Die Galeere «Subtile».

(Nach: Clowes, the royal navy.)

und gleichzeitig geentert worden war, gerettet, son-
dern die Seekriegsgeschichte meldet nichts von
der Verwendung desselben im Kriege unter christ-
lichen Völkern.
Es wird noch erwähnt, dass in der Schlacht bei
South Foreland 1217 die Engländer, welche mit
dem Winde auf ihre Feinde hielten, diese durch
Bewerfung mit ungelöschtem Kalkstaub
blendeten und so an der Verteidigung ihrer Schiffe
hinderten. Wiederholt wird erwähnt, dass vom Mars
aus mit Steinen und anderen schweren Gegen-
ständen auf die an Deck kämpfenden Enterer ge-
worfen wurde.
Um zu verstehen, welche Waffen die Marine
gebrauchen konnte, wird es notwendig, ihre Kampfes-
weise vor Einführung der mit vielen Kanonen ar-
mierten Schiffe anzugeben:
Sie näherten sich je nach Umständen,

so waren nur noch kurze Hieb- und Stichwaffen,
bei welchen ein weites Ausholen nicht nötig war,
brauchbar. Die Axt, das kurze Schwert und vor
allem der Dolch kamen zur Anwendung. Die Axt
war besonders notwendig, weil man damit unter
Umständen die feindliche Takelage sowie etwaige
zur Hinderung des Enterns ausgespannten Netze,
die Enternetze, kappen konnte. Aus der Axt ent-
wickelte sich später das Enterbeil.
Als Schutzwaffen waren Bedeckungen für
Kopf, Schulter und Arme wertvoll; Bedeckung' des
Körpers von der Brust abwärts war von weniger
Nutzen, Panzerung der Beine hinderte beim Er-
klettern der feindlichen Schiffe.
Aus einem Kostenanschlag für Bewaffnung
einer Flotte vom Jahre 1276 geht hervor, dass die
Leute einer Schiffsbesatzung für ihre eigene
Bewaffnung zu sorgen hatten. Aus diesem Um-
 
Annotationen