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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Rose, Walther: Die Verzierung alt-orientalischer Panzerringe
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0024

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IO

Zeitschrift für historische Waffenkunde

III. Band.

Rüstkammer bezw. Waffenfabrik Muhammeds II.,
welche aus dem kufischen xXü (illahi) = «für Gott»
entstanden ist0) (s. Fig. 3).
Die alle Plattenreihen der grösseren Beweg-
lichkeit halber untereinander verbindenden Streifen
Panzerzeug weisen zwischen den Brust- und Achsel-
platten je 7 und 11 Reihen Ringe, zwischen den
Achsel- und Rückenplatten je 5 Reihen Ringe auf.


Fig. 2. Silbertauschierung auf Fig. 3. Marke der Rüst
einer der kleinen Rückenplatten kammer Muhammeds II.
des Juschmam
Die besondere Seltenheit dieses Juschman aber
stellen die einzelnen Panzerringe dar, welche aus
sechs verschiedenen Arten bestehen.
Die Regel bilden dicht geflochtene abwechselnde
Reihen von genieteten und gestanzten Ringen von
je 1 cm Durchmesser.

nach innen, also dem Körper zugekehrt ist (siehe
Fig. 4 b).
Abweichend von diesem Geflecht bilden ober-
halb der beiden Plattenreihen auf der Brust ver-
schiedene grössere und stärkere Ringarten je ein
zur Verstärkung dienendes Maschen-Viereck, wel-
ches bis zum Ärmelfang bezw. bis zum Halse reicht.
Auch hier wechseln Reihen von genieteten und
gestanzten Ringen miteinander ab, welche jedoch
einen Durchmesser von 1,5 cm und eine Draht-
stärke von 2,5 mm besitzen.
Bei den in ihrem Querschnitt elliptischen g e -
nieteten Ringen erweitert sich diese Draht-
stärke an den plattgeschlagenen Vernietungsstellen
bis zu 5 mm (s. Fig. 4 c).
Die gestanzten Ringe dieses Maschenwerks
erwecken wegen ihrer mannigfaltigen Verschieden-
heit besonderes Interesse.
Auf der linken Brust nämlich sind dieselben
auf ihrer Vorder- und Rückseite entweder mit je
zwei konzentrischen Kreiseindrücke verziert (siehe
Fig. 4 d), oder aber mit S-förmigen (wellenartigen)
Arabesken gereifelt (s. Fig. 4e).
Auf der rechten Brust dagegen zeigt die
Vorderseite dieser gestanzten Ringe scharf ausge-
prägte orientalische Schriftzeichen, die Rückseite
aber ebenfalls die wellenförmige Arabesken-Reife-
lung (s. z. B. Fig. 4 f Vorder- und Rückseite).




Die die Verbindung herstellenden geniete-
ten Ringe sind geschmiedet, im Querschnitt ellip-
tisch, mit einer Drahtstärke von 1,5 mm, und dient
ein jeder dieser Ringe zur Aufnahme von vier ge-
stanzten Ringen (s. Fig. 4a).
Die gestanzten, d. h. also nicht mit ihren
Enden zusammengeschweissten, sondern mittelst
einer Stanze aus einem starken Eisenblech heraus-
geschlagenen und daher aus einem einzigen
Stück bestehenden Ringe, an dem scharfen Grat
ihrer Peripherie erkennbar, haben eine Drahtstärke
von 2 mm. Die konkave Seite, welche durch einen
einzelnen konzentrischen Kreiseindruck verziert
ist, liegt nach aussen, während die konvexe Seite
5) S. Demmin: Die Kriegswaffen (4. Aufl. Leipzig 1893)
Seite 1054, sowie
Szendrei: Ungarische kriegsgeschichtliche Denkmäler in
der Milleniums.-Landes-Ausstellung (Budapest 1896) Seite 232,
267, 373 und 583 woselbst die Gestalt dieses Zeichens auch
so erklärt wird, dass unter einem türkischen be (i^j) drei Alif-
Buchstaben (|||) gesetzt sind, welche die Abkürzung des ara-
bischen Wortes illahi bedeuten.

Die Hauptmerkwürdigkeit besteht jedoch
darin, dass die Ringe im einzelnen nicht, wie sonst
üblich, mit den stets gleichbleibenden Worten
bezw. denselben Sprüchen aus dem Koran, son-
dern mit solchen vielfach verschiedenen In-
halts bedeckt sind.
So trägt z. B. der eine dieser Ringe die auf
zahlreichen Waffenstücken des Orients wiederkeh-
rende Sure:6) (s. Fig. 4f Vorderseite).
= lä fata(n) illä 'Ali, lä seif(un) illä Dsü-’l fakär
— Nicht (ist) ein Held ausser Ali, nicht ein Schwert
ausser Dsü-’l-fakär.')
6) Z. B. auf der Armschiene Tafel I No. 103 der Schere-
metew’schen Waffensammlung (s. von Lenz, a. a. O. Seite 40),
ferner auf dem persischen Säbel No. 29 in dem türkischen
Zelt des historischen Museums zu Dresden (s. Katalog von M. v.
Ehrenthal, Dresden 1899 Seite 180) und a. m.
"•) D. h. das vom Propheten Muhammed geerbte, in zwei
Spitzen auslaufende heilige Schwert Ali’s. Ueber die 10 Schwer-
ter Muhammeds und dessen Lieblingsschwert Dsü-l-fakär,
welches der Prophet als Beutestück aus der Schlacht von Bedr
 
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