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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Rose, Walther: Die Verzierung alt-orientalischer Panzerringe
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0026

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I 2 Zeitschrift für historische Waffenkunde. HI. Band

In Bezug auf künstlerische Anferti-
gung und Verzierung der einzelnen
Panzerringe bietet insbesondere die mehrfach
erwähnte Sammlung des Grafen S. D. Schere-
metew in St. Petersburg mehrere bemerkenswerte
Beispiele.
So zeichnen sich die Panzerhemden Nr. 36
bis 39 dieser Sammlung dadurch aus, dass sie
aus Ringen von halbcylindrischem Durchschnitt ge-
flochten sind, deren flache Seite am Körper anliegt,
während die halbrunde nach aussen gekehrt ist.
«Die unregelmässigen, flachgepressten Ränder die-
ser Ringe weisen darauf hin, dass sie mittelst einer
Stanze aus einem Stück Eisenblech herausgeschla-
gen wurden; alsdann schnitt man sie an einer
Stelle durch und verschweisste oder vernietete diese
Stelle nach Einfügung des Ringes in das Geflecht.
In Russland werden derartige Ringe «gehauene»
(setschonije) genannt und nicht so häufig zu
Maschenpanzern, als zur Verstärkung von Leder-
und Sammetkleidern verwandt.»11)
Nach dieser Technik, sind mithin sämtliche
Ringe gestanzt, es musste daher, wenn es sich um
Herstellung eines Geflechts von reihenweise ab-
wechselnden gestanzten und genieteten oder ge-
schweissten Ringen handeln sollte, zum mindesten
die H ä 1 f t e, bei einem gänzlich genieteten oder
geschweissten Geflecht aber die Gesamtzahl
der gestanzten Ringe auf die angegebene Weise
durchschnitten und später vernietet oder ver-
schweisst werden.
Im Vergleich hierzu war bei dem eingangs be-
schriebenen Juschman eine derartige Durchschnei-
dung und spätere Vernietung der gestanzten Ringe
deswegen nicht erforderlich, weil hier nur d i e
Hälfte der Ringe gestanzt, die die Verbindung
herstellenden Ringe aber mit der Hand geschmiedet
und vernietet sind.
- Hinsichtlich der Lage der gestanzten Ringe
kann mit letztgenanntem Exemplar auch der unter
Nr. 51 der Sammlung Scheremetew erwähnte Jusch-
man (s. Tafel II daselbst) insofern verglichen wer-
den, als hier — also gerade umgekehrt wie bei
ersterem — die konvexe Seite dieser Ringe nach
aussen und die konkave Seite nach innen gerichtet
ist.12)
Von hohem Interesse sind ferner die Panzer-
hemden Nr. 40 und 46 ebendaselbst:13)
Während bei Nr. 40 sich die. Kunstfertigkeit
orientalischer Waffenschmiede in der Anfertigung
der einzelnen Ringe, in glänzendem Lichte zeigt,
welche hier an der Innenseite kreisförmig, an der
äusseren Peripherie aber achteckig zugehäm-
mert, im Querschnitt elliptisch und durchgängig
geschweisst sind, beweist bei Nr. 46 die Anordnung

der Ringe auch das praktische Verständnis und die
eminente Technik dieser Meister, da hier, während
Brust und Rücken starke, cylindrische und ver-
nietete Ringe zeigen, diese Ringe in den Ärmeln
und im Schurz je weiter je mehr an Stärke des
Metalls und an Umfang abnehmen.
Endlich ist auch noch das Panzerhemd Nr. 5
(orientalische baidana) derselben Sammlung beson-
ders bemerkenswert:14)


Fig. 5. Teil des Maschengeflechts vom Panzerhemde Nr. 5
(Orientalische baidana) aus der Sammlung des Grafen S. D.
Scheremetew in St. Petersburg.
«Die grossen, starken Ringe sind vollständig
flach und sorgfältig vernietet. Auf jedem einzel-
nen ist auf der einen Seite eine gleichmässig
wellenförmige Linie, auf der anderen ein erhabe-
nes Muster geprägt, dessen Charakter grosse Ähn-
lichkeit mit arabischen Schriftzeichen aufweist; eine
Schrift lässt sich jedoch nicht entziffern.»
Nebenstehend folgt die Abbildung eines Teiles
des betreffenden Panzergeflechts (s. Fig. 5), sowie
der Vorder- und Rückseite eines einzelnen Ringes
(s. Fig. 6), welche ebenfalls der Liebenswürdigkeit
des Herrn Staatsrats von Lenz zu verdanken sind.

1!) von Lenz, a. a. O. Seite 15 ff.
12) von Lenz, a. a. O. Seite 20.
13) von Lenz, a. a. O. Seite 17 und 18.

14) von Lenz, a. a. O. Seite 9.
 
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