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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhange mit der militärischen Organisation der Stadt, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0043

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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

29

citierten Blatte (J.-N. 21029) ergiebt; sie trug ihre
langen, damals modernen, Civilröcke und führte
Hellebarten als Waffe. Die Fahnenweihe und Be-
eidigung fand am 17. April um 10 Uhr vor-
mittags statt.
Von den damals geweihten Batailionsfahnen
besitzt die Sammlung eine solche der II. Brigade,
Kommandant: Rittmeister der deutschen Garde,
Freiherr von Cordon, gewidmet von J. Holzka...
(Kat.-Nr. 1215); eine Fahne der III. Brigade,
Kommandant: Hauptmann der Deutschmeister
Freiherr von Andlem, gewidmet von der Gemeinde
Oberneustift (Schottenfeld) (Kat.-Nr. 1227); der
VI. Brigade-Kommandant: Oberstwachtmeister
von Vinchent, Gemeinde Ivlacelsdorf (Matzleinsdorf)
(Kat.-Nr. 1234) und der VII. Brigade: Oberstlieute-
nant von Okarin, Freigrnnd Erdberg (Kat.-Nr. 1214).
Ausser den nicht uniformierten sieben Bri-
gaden gab es aber noch uniformierte Corps
des Aufgebots und zwar:
1. Das berittene Gorps zu zwei Eska-
dronen, dessen Standarte Kat.-Nr. 1223.
2. Das Corps der Studierenden zu
zwei Bataillons ä fünf Compagnien, zusammen 1200
Mann mit einer von Joh. Haller gestifteten Fahne
(Kat.-Nr. 1237). Dieses Corps trug hellblauen
Leibrock und solche Beinkleider, grüne Weste, laub-
grüne Kragen, grünen Federbusch, kurze Flinte
mit a u f g e s t e c k t e m Spiess.
3. Das Corps des Handelsstandes,
genau wie das vorige, nur C o 11 e t s statt Leib-
röcke und Büchsen statt der Flinten.
4. Das Corps der K. K. Akademie der
bildenden Künste, damals noch nicht zur
Bürgermiliz gehörig, mit hechtgrauen Collets und
Beinkleidern, schwarzer Weste, blaugrünen Dra-
gonern und Aufschlägen, schwarzem Federbusch,
Flinte mit Bajonett.
5. Das Landständische Corps mit
weissem Leibrock und rotem Kragen, hellblauer
Weste und hellblauen Beinkleidern, Federbusch
oben und unten rot, in der Mitte weiss, Flinte mit
Bajonett.
Ausserdem gab es noch, ob uniformiert oder
nicht, mag unentschieden bleiben, das Bataillon
von vier Compagnien Gold- und Silber-
arbeiter, dessen Fahne mit Magistraterlass vom

22. April 184817) der nach Pest bestimmten Bürger-
deputation als Geschenk für die Ungarische Nation
mitgegeben wurde als eine solche, ,,die am 13.
und 14. März 1848 in den Händen der damals ent-
standenen Nationalgarde die freye Luft begrüsst
hat, ferner das Corps von drei Compagnien auf
den K. K. Familien Herrschaften Ge-
worbener.
Das Aufgebot marschierte am 17. April von
Wien ab und langte am 23. April in Altenmarkt
und Lilienfeld ein, kam aber nicht ins Feuer, da der
Friede am 28. April geschlossen wurde.18) Neuer-
lich erfolgte ein Aufgebot am 12. September 1800,
das Wien am 17. September verliess.
Mit Erlass der niederösterreichischen Regie-
rung vom 14. August 180119) wurden Waffen, die
vom allgemeinen Aufgebot von 1797 herrührten,
dem bürgerlichen Zeughaus zum Teile zur Auf-
bewahrung, zum Teile als Geschenk gegeben.
Am 13. November 1805 rückten die Franzosen
in Wien ein, das Datum des 14. November trägt
die vom Freiherrn von Geramb gestiftete Fahne des
[Wiener?] K. K. Freicorps (Kat.-Nr. 1238).
Zu der am 9. Juni 1808 errichteten Land-
wehr musste die Stadt Wien sechs Bataillone
stellen20), drei Bataillonsfahnen sind in der Samm-
lung unter Kat.-Nr. 1212, 1248 und 1376.
Die Wiener Bataillone zeichneten sich im
Treffen von Ebelsberg am 3. Mai 1809 besonders
aus und eroberten drei feindliche Fahnen (Kat, in
Gr. Nr. 1201).
Modelle der letzten Wiener Freiwilli-
gen vor Einführung der allgemeinen Wehrpflicht
sind ausgestellt unter Kat.-Nr. 1429 ein Freiwilliger
aus dem Jahre 1859 und unter Kat. Nr. 1430
ein Freiwilliger aus dem Jahre 1866.
Fahnen von Freiwilligen, die sich aus in Wien
lebenden Tirolern rekrutierten, Tiroler
Schützen, sind vorhanden aus den Jahren 1848
und 1859 (Kat.-Nr. 1436 und 1437).

17) Akt im Wien. St.-A. 10/1848.
,8) Über das Aufgebot des Jahres 1797 siehe Glos sys
Veröffentlichungen im Wiener Kommunal-Neujahrs-Al-
man ach der Jahre 1899 und 1900.
19) Akt im Wien. St.-A. Hist. 1/1801.
20) Kolb im Kalend. S. 117.
 
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