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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 2
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Haeseler, Rudolf: Die historische Entwicklung der im Seekriege gebräuchlichen Waffen bis 1870, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0055

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2. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

4J

Die historische Entwicklung
der im Seekriege gebräuchlichen Waffen bis 1870.
Von Korvettenkapitän z. D. von Haeseler.


(1. Fortsetzung.)

chon

sassen
Könige

früherer Zeit be-
die englischen
eigene Schiffe.
Dieser waren jedoch zu
wenige, sodass sie keinen
erheblichen Einfluss auf
die Entwicklung der Flotte
auszuüben vermochten. Sie
scheinen ausser durch teilweise prächtige Verzierun-
gen sich nicht erheblich von den üblichen Handels-
schiffen unterschieden zu haben; denn es steht fest,
dass die königlichen Schiffe bis in die Zeit Hein-
richs VIII. wiederholt an Kaufleute vermietet
worden sind.
Es ist aber anzunehmen, dass diese Königlichen
Schiffe eine beständige Besatzung von Soldaten
hatten, und dass diese Mannschaften nach und
nach den Wert vollgültiger Seesoldaten erlangten,
dass ferner die Kapitäne sich allmählich die zur
Führung eines Schiffes notwendigen Kenntnisse
aneigneten und damit den Segelmeister von seinem
verantwortlichen Posten verdrängten.
Der Vollständigkeit halber seien hier die Kö-
niglichen Schiffe jener Zeit angegeben. König
Eduard III. kommandierte in der Schlacht bei
Sluis 1340 an Bord seines Schiffes Thomas. Mit
eben diesem enterte er in der Schlacht bei L’Espa-
gnols sur Mer 1350, wobei es, wie früher er-
wähnt, infolge Zusammenstossens mit dem Feinde,
unterging. König Heinrich V. besass 1417 27 Fahr-
zeuge, von welchen drei als grosse Schiffe ange-
geben sind. In der Liste sind die Namen der
Segelmeister und nicht die der Kapitäne angegeben.
Es dürfte hiernach angenommen werden, dass noch
keine stehende militärische Besatzung bestand.
Unter Heinrich VI. wurden die Königlichen Schiffe
wegen Geldmangels verkauft (1423). Es fehlen län-
gere Zeit weitere Nachrichten, nur wird noch er-
wähnt, dass Heinrich VII. bei seinem Regierungs-
antritt 1485 6 oder 7 Schiffe vorfand.
Brander wurden zuerst im August 1304 in
einer Schlacht zwischen Franzosen und Vlämen
benutzt, um den'Versuch zu machen, vier auf Grund
gekommene feindliche Schiffe zu zerstören. Er
misslang, und die Brander richteten nur Unheil in
der eigenen Flotte an. Brander waren Schiffe,
welche mit Brennmaterial beladen, von einer klei-
nen, aber entschlossenen Besatzung geführt, an den
Feind heransegelten, dort festgehakt und indem

sich die Besatzung mittels eines bereit gehaltenen
Bootes rettete, in Brand gesteckt wurden. Häufig
enthielten, diese Kriegsmaschinen auch Pulver, bei
dessen Explosion die umliegenden Schiffe mit bren-
nenden Trümmern überschüttet wurden. Bran-
der wurden fünfhundert Jahre lang mit wech-
selndem Erfolge verwendet. Oft gelang es dem
angegriffenen Schiffe, den Gegner durch wohl-
gezielte Schüsse rechtzeitig zum Sinken zu
bringen, und noch häufiger, ihn an der Aus-
führung der notwendigen Manöver zu hindern.
In der viertägigen Seeschlacht des Jahres 1466
glückte es dem englischen Schiffe Henry, sich von
zwei Brandern loszumachen und nachher noch
einen dritten durch Geschützfeuer zu versenken.
Andererseits aber hören wir, dass 1676 im Hafen
von Palermo eine verbündete holländisch-spanische
Flotte durch Branderangriffe grösstenteils ver-
brannt wurde. Der letzte Branderangriff in
englischen Seekriegen fand 1808 bei der Insel
Aix statt. Nachdem es möglich wurde, Gra-
naten aus Kanonen zu schiessen, konnten die Bran-
der schon auf grosse Entfernungen leicht zerstört
werden, und damit war ihre Verwendung hinfällig
geworden. Feuerflösse wurden 1862 bei der Ver-
teidigung der Mississippimündung durch die Kon-
födcrierten gegen die Schiffe des Admirals Farra-
gut treiben gelassen. Das Schiff des Admirals kam
durch sie vorübergehend in Gefahr. Einen weite-
ren Erfolg hatten aber diese veralteten Angriffs-
werkzeuge nicht.
Das Aufkommen der Iv a none verursachte
keine plötzliche Umwälzung in der Art der See-
kriegsführung. Es ist unbekannt, wann die erste
eingeschifft wurde. Jedenfalls dauerte es sehr lange,
bis Schiffe gebaut wurden, deren Hauptwaffe die
Kanone war. In der Seeschlacht L’Espagnols sur
Mer 1350 bekamen englische Schiffe Löcher, die
wohl nur von Kanonen herrühren konnten. Doch
scheinen, da nichts näheres erwähnt wird, die feind-
lichen Geschütze keinen besonderen Eindruck auf
die Engländer gemacht zu haben, ln dem Gefecht
von La Rochelle 1372 haben wohl die Spanier, nicht
aber die Engländer Kanonen an Bord gehabt. 1374
endlich baute der französische Admi-
ral Jean de Vienne für Frankreich die
e r s t e n e i g e 1111 i c h e n K r i e g s s c h i f f e. 1377
hatte er deren fünfunddreissig grosse, welche mit
„verbesserten Kanonen“ armiert waren. Aus alten
 
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