Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Potier, Othmar: Die Rüstkammer der Stadt Emden, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0122

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
io6

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

TU. Band.

dass die Waffen wissenschaftlich bestimmt und ge-
ordnet werden sollten.
Was die baulichen Verbesserungen in der Rüst-
kammer anbelangt, so erstreckten sich dieselben
auf das Legen eines neuen Fussbodens, auf das
Reinigen des Balken- und Sparrenwerkes von dem
Anstriche mit weisser Kalkfarbe, das Beseitigen
der zwecklos gewordenen und dem Raum das
Licht nehmenden Gestelle und Tragböden, ferner
auf die Einbeziehung mehrerer neben der Rüst-
kammer gelegener Arrestantenzellen in dieselbe.
Das düstere Aussehen der Örtlichkeit wurde
teils durch eine Vermehrung, teils durch eine
Vergrösserung der vorhandenen Fensteröffnun-
gen gemildert, und auf diese Weise der sehr berech-
tigten Forderung des Pastors Houtrouw Rechnung
getragen, dessen Worte „Mehr Licht! möchte man

blieben ist. Sollte einmal auf dem Dachboden des
Rathauses eine Feuersbrunst entstehen, so wird sich
von den Waffenschätzen der Rüstkammer, trotz
des darin vorhandenen Hydranten, fast nichts über
die enge Wendeltreppe hinab retten lassen: denn
die Flammen finden in dem mit Gerümpel aller Art,
alten Akten u. cTgl. vollgestopften Bodenräumen
nur zu reichliche Nahrung und werden mit unge-
ahnter Schnelligkeit durch die hölzerne Decke der
Rüstkammer in dieselbe eindringen. Ein gründ-
liches Aufräumen des riesigen Dachbodens, eine
strenge Beaufsichtigung der den Rathausturm, von
welchem aus man eine entzückende Aussicht ge-
niesst, besteigenden Personen würde die Möglich-
keit einer Feuersgefahr einschränken, einem Brande
viel von seiner Gefährlichkeit nehmen und die
Löscharbeiten wesentlich erleichtern.


rufen in diesem vollen, übervollen Raum, um alles
zu betrachten, das hier aufgestellt und gelagert
ist" die Zustände in der Rüstkammer treffend
kennzeichnen.4) Alle diese Arbeiten wurden im
Laufe des Winters 1901/02 unter der Aufsicht der
städtischen Baukonimission ausgeführt. Hand in
Hand mit diesen Massnahmen ging die Wieder-
herstellung der in der Rüstkammer an vier Fenstern
befindlichen Glasmalereien. Leider liess sich der
Plan, diese ausgebesserten Fenster im Festsaale des
Rathauses unterzubringen, wodurch die Rüstkam-
mer wieder an Licht gewonnen hätte, technischer
Schwierigkeiten halber nicht verwirklichen.
Wenn auch zugegeben werden muss, dass dank
dieser Veränderungen in der Rüstkammer vieles
besser wurde, so darf nicht verschwiegen werden,
dass die Feuergefährlichkeit des Ortes dieselbe ge-
4). O. G, Houtrouw, Ostfriesland. Au rieh, 1889. S. 62.

In dem Augenblicke, als die Reorganisation
der Rüstkammer beschlossen worden war, musste
sich die Stadt nach einer fachlich geschulten Per-
sönlichkeit umsehen, deren Händen die Beschrei-
bung und Aufstellung der in der Rüstkammer vor-
handenen Waffen anvertraut werden konnte. Es
war nur natürlich, dass die Gemeinde sich zunächst
an denjenigen Mann wandte, welcher als erster
die Öffentlichkeit auf den reichen Waffenbesitz der
Stadt aufmerksam gemacht hatte. Direktor Boe-
heim, durch seine amtliche Stellung, durch Krank-
heit verhindert, dem Rufe selbst zu folgen, brachte
an seiner Stelle mich in Vorschlag.
Von mir wurde zunächst ein genaues Inventar
der vorhandenen Waffen angefertigt, und jedes
Stück derselben gewissenhaft beschrieben. Nach
diesem 1901 aufgenommenen Inventar enthält die
städtische Rüstkammer in Emden:
 
Annotationen