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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 5
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Meyer: Ein Darsteller des Artilleriematerials aus der Mitte des XVII. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0133

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5. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

117

„wan einem der Feind auf die haut dringet". Wer
dächte da nicht an unsere modernen Schnell fetter •
gesciüitze ? Auch die grössere Sicherheit der Be-
dienung, die beim Laden einer solchen Patrone
nichts zu fürchten braucht, wenn „die Büchsen
nicht sauber genug können aussgewischt werden
vndt , . . etwan ein füncklein fewer noch darin
wehre", erfährt gebührende Würdigung.
Man wird kaum eine gleich vorzügliche bild-
liche Darstellung einer solchen Einheitspatrone fin-
den, und sie verdient deshalb wohl eine Wieder-
gabe an dieser Stelle,
Recht interessant ist auch die in F i g. 3 dar»
gestellte „Schrottraube*', In der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts verschwinden die
oft recht abenteuerlich aussehenden Orgelgeschütze
mehr und mehr und werden durch den viel wirk-
sameren, übrigens damals längst erfundenen Kar-
tätschschuss ersetzt, der sich bekanntlich bis noch
vor kurzer Zeit, auch in unserer Armee, erhalten
hat, ein Zeichen für die Vorzüglichkeit und Lebens-
fähigkeit dieser Idee, Trachenfels’ treffliches Bild
bedarf keiner Erklärung, ich unterlasse es daher,
seine weitläufige Beschreibung anzuführen und be-
merke nur, dass die Kugeln in einem Sack stecken
und erst durch die Umschnürung so hervortreten,
dass es im Bilde den Anschein hat, als würden sie
nur durch den Bindfaden zusammengehalten, was
selbstverständlich ausgeschlossen ist 6). Auch hier
betont der Autor, dass sich mit dem Geschoss
vorteilhafterweise die Ladung zu einer Patrone
vereinigen lasse. Denn auch hier kam es auf
Schnelligkeit des Ladens und Feuerns an, „vndt
werden diese Trauben, mit grossem Abbruch der
Feinde, absonderlich in den Feldpatal-
lien, gebraucht“; die Verwendung ist also ge-
nau diejenige der für schnell vorübergehende Ge-
fechtsmomente bestimmten Kartätschen.
Die ferner von Trachenfels dargestellte Ket-
tenkugel — Figur 4 — verkörpert einen gros-
sen Fortschritt gegenüber den früheren Geschossen
gleichen Namens. Früher waren die Kettenkugeln
thatsächlich einzelne durch Ketten verbundene
Kugeln: hier bilden die einzelnen Teile des Ge-
schosses zusammen eine Kugel. Die Folge ist
eine weitaus bessere Ausnutzung der Pulvergase
im Rohr. Ausserhalb desselben freilich, wo sich
die Kugelform in ihre einzelnen Teile auflöst, ist
die Kettenkugel so unfähig zur Überwindung des
Luftwiderstandes, dass sie dem Kartätschschuss
bald ganz weichen musste. Immerhin ist der in
der Konstruktion dieses Geschosses verkörperte Ge-
danke interessant und zeugt von scharfsinniger Be-
obachtung. Ein dem hier abgebildeten sehr ähn-
liches Exemplar einer Kettenkugel findet sich nach
Mitteilung unseres Herrn Schriftleiters z. B. auf der
Veste Coburg
6) Es sind solche Schrottrauben noch mehrfach erhalten,
z. B. im Berliner Zeughaus, im Kgl. Histor. Museum zu Dresden.

Es werden dann Granaten für Flach-
bahngeschütze aufgeführt. Sie unterscheiden
sich von den aus Wurfgeschützen zu verwendenden,
die später Erwähnung "finden, dadurch, dass sie
einen langen hölzernen Spiegel tragen, der fest
mit der Pulverladung verbunden werden kann, so
dass also auch hier die Verwendung der Einheits-
patrone als taktisch wichtiger Vorteil gewahrt
bleibt.


Figur 5 zeigt eine eigentümliche Konstruk-
tion ; die Erklärung hierzu lautet:
„Eine Metallene Granat auss dem Stück zu
schiessen auf solche manir wie im Riss zu sehen,
zugerichtet, Da auch die brandröhre durch den
hölzern Spiegel gehet mit 6 oder mehr eisern
federn, welche unten vndt oben an zwey eisern
ringe befestiget, die über dem höltzern Spiegel an-
gesetzet werden, . . . die federn müssen nicht grös-
ser sein als die Granat im begriff, wie auch die
theilung aussweiset.“
 
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