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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 8
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0248

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232

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

bereitgestellt und zu einer Feuerwaffe vereinigt
wurden.
Eine solche zweiläufige Feuerwaffe ist in der
Münchener Handschrift und eine ähnliche Kon-
struktion im Cod. ms. 51 der kunsthist. Sammlg.


Fig. 92 a. Zweiläufige Feuerwaffe aus dem Cod. Germ. 600
der Hof- und Staats-Bibliothek zu München.


Fig. 92 b. Zweiläufige Feuerwaffe aus dem Cod. Nr. 51 der
kunsthist. Sammlungen des Ah. Kaiserhauses zu Wien.
d. Ah. Kaiserhauses zu Wien abgebildet. (Fig. 92a
und b.)1)
Bei diesen Konstruktionen sind die beiden
Läufe an einen Holzbalken mittelst Eisenbändern
befestigt, jedoch mit der Mündung nach entgegen-

geht auch hervor, dass die Handhabung dieser
Feuerwaffe durch einen Mann gedacht war; die
Feuerwaffe der Wiener Handschrift ist der grösseren
Beweglichkeit und der leichteren Fortbringung
wegen mit zwei Rädern versehen und fahrbar
gemacht.
Es ist anzunehmen, dass um dieselbe Zeit
nebst dieser Anordnung der Läufe auch Kon-
struktionen vorhanden waren, bei welchen die
Läufe neben einander, mit der Mündung in der
Schussrichtung, gelegt waren. Eine derartige
Feuerwaffe ist im Cod. Germ. 599 der kgl. Hof-
und Staats-Bibliothek zu München abgebildet
(Fig. 93). Es ist eine zweiläufige Bockbüchse, bei
welcher die Läufe neben einander auf einem Holz-
balken befestigt sind.
Ferner wäre aus den Zeugsbüchern des Kaisers
Maximilian I. — Bd. I, Bl. 86, — die Abbildung
eines Geschützes zu nennen, bei welchen die eiser-
nen in ihrer Richtung etwas divergierenden Rohre
in einer schweren Blocklafette ruhen. (Fig. 94.)
In der Legende wird gesagt, dass beide Rohre
zugleich geladen werden sollten, damit bei grösserer
Schusszahl die Gefahr des Erhitzens für das einzelne
Rohr sich vermindere.
Dass zweiläufige Feuerwaffen allgemein that-
sächlich im Gebrauche waren, wurde schon mehr-
fach urkundlich nachgewiesen; so z. B. enthält das
Inventar von Bologna v. J. 1397 folgende Angaben:
,,1 telerium cum duobus cannonis“; — ,,1 telerium
cum duobus sclopis“. (Favee, Etudes, I, 364.)
Weiteres wäre aus einem Waffen-Inventare der
Stadt Nürnberg aus den Jahren 1449—1462 fol-
gende Eintragung anzuführen: ,,Ein Rennkarren,
darauf 2 Bleibüchsen mit dem a (Windsbacherin),
schiesst 7V2 Loth Blei.“2)
Die nächste Weiterbildung dieses Konstruk-


Fig. 93. Doppelläufige Bockbüchse
aus Cod. Germ. 599 der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek
zu München (1470—1480).


Fig. 94. Doppel-Falkonet aus den Zeugsbüchern des Kaisers
Maximilian I. Bd. I. (1498—1519)-

gesetzter Richtung, so dass der zweite Lauf durch
Umwenden der Waffe in die Schussrichtung ge-
bracht werden musste; aus der Abbildung Fig. 92a
!) Vgl. Quellen T. A. IX, LYI. ■

tions-Prinzips gelangte zu den dreiläufigen
Feuerwaffen, von welchen verschiedene Darstellun-
gen in der Münchener Handschrift 600, in Konracl
2) Baader Nürnbergs Stadtviertel hinsichtlich ihrer
 
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