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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
Wegeli, Rudolf: Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0284

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268

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

Im Zusammenhänge mit diesen neun Inschriften
sind drei weitere anzuführen, welche ähnliche Buch-
stabengruppierungen, jedoch ohne das charakte-
ristische DIC besitzen.


Die in Fig. 44 abgebildete Inschrift war auf
einem im Neuenburger See gefundenen Schwerte
(HA 11 im Schweizerischen Landesmuseum) aus

„Schwert des 12. Jahrhunderts, im Rheine ge-
funden. Es wurde wegen der gefälschten Inschrift
ACN . HA als Schwert des Kaisers Adolph fi298
ausgegeben.“
Nach dem Vorhergegangenen wird man die
InschriftJ') nicht mehr als gefälscht bezeichnen
können; dagegen ist natürlich an eine daraus zu
folgernde Beziehung des Schwertes zu König Adolf
nicht zu • denken. Die von Rossel9S) aufgestellte
Hypothese ist nicht stichhaltig (Fig. 46.)
Wie wir gesehen haben, ist die Gruppe DIC,
so oft sie bei den oben beschriebenen acht In-
schriften wiederkehrt, stets von anderen Buch-
stabengruppierungen begleitet. Daraus folgt, dass
es sich nicht um eine stehende Formel oder einen
bestimmten Bibelspruch handeln kann; eher lässt

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Fig. 44.

dem Ende des 14. Jahrhunderts eingelegt. Es sind
die Anfangsbuchstaben der unter 1 gegebenen In-
schrift des Märkischen Schwertes.

IM JJ D IM +
Dg- 45-
Fig. 45 in Silbertausia auf einem Schwerte
im Musee von St. Omer95) lässt sich mit dem dritten
Beispiel vergleichen.


Deutliche Anklänge an Nr. 1, 2, 3, 5 zeigt
die fragmentarische Inschrift eines Schwertes des
12. Jahrhunderts im Altertumsmuseum von Wies-
balden. Cohausen") beschreibt dasselbe:
95) Gefl. Mitteilung von Herrn Professor Dr. A. Gold-
schmidt in Berlin.
9G) Antiquarisch-Technischer Führer durch das Altertums-

sich an eine Anrufung denken, welche eine gewisse
Freiheit in der Wahl der Buchstaben, beziehungs-
weise Worte lässt. Leider befinden wir uns in
dieser Frage völlig im Ungewissen, und nur ein
glücklicher Zufall kann die Lösung des Rätsels-
verschaffen.99) Wir enthalten uns durchaus, eine
bestimmte Erklärung zu geben, um nicht Gefahr
zu laufen, die Verwirrung nur noch zu vergrössern.
Gerade der Umstand, dass es sich nicht um eine
stereotype Formel handelt, macht die Deutung
wesentlich schwieriger, als dies beispielsweise bei
den getriebenen Messingtaufschüsseln der Fall ist,
deren Minuskelinschriften nun in befriedigender
Weise gelesen werden. Kleinwächter 10°) schlägt
die Leseart vor: ,,n. x. bene, in e.“ = nomen
Christi benedictum in eternum.
Museum zu Wiesbaden. Von A. von Cohausen. Wiesbaden 1888,
Seite 196.
9fi Herrn Museumsdirektor Dr. E. Ritterling verdanken
wir die in zuvorkommender Weise angefertigte Zeichnung.
98) Rossel: Erinnerungen an den deutschen König Adolf
von Nassau. In: Annalen des Vereins für Nassauische Alter-
thumskunde und Geschichtsforschung, Bd. 6, Seite 369 ff.
") Man könnte die in der Vulgata gebräuchlichen Aus-
drücke Dominus Jesus Christus und Dominus in coelo heran-
ziehen. Auffällig ist, dass bei der Leipziger Inschrift Benedictus
Deus meus sowohl das NED als das DIC im ersten Worte
enthalten ist. Es wäre jedoch ein zu bequemer Ausweg, wenn
man beide Gruppen als durch Korruption entstanden erklären
wollte.
10ü) Kleinwächter: Die Inschrift einer Posener Messing-
taufschüssel. In: Zeitschrift der historischen Gesellschaft für
die Provinz Posen. Bd. 12, Seite 323 ff.
 
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