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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 10
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Preradović, Duschan: Das Ringelstechen von Sinj in Dalmatien (Die Halka)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0290

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274

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

Oberst der Territorial-Miliz, die beiden Serdare und
der Vice-Serdar spendeten und zwar jener zwei
und diese je eine Elle des gleichen Tuches als
Preise ihrerseits.
Mit dem Ende der Republik Venedig und Über-
nahme deren Erbschaft seitens der österreichischen
Monarchie, wurden von der neuen Regierung für die
Anschaffung des Preises jährlich 800 dalmatinische
Lire flüssig gemacht.
Von diesem Betrage hatten vier Ellen scharlach-
farbenen Tuches als öffentlicher Preis angekauft zu
werden, ausser den von den Stabsoffizieren der
Territorial-Miliz zu beschaffenden, während der er-
übrigte Rest von den Elalkaren zur Bestreitung
eines Gastmahles, nach althergebrachtem Brauche
Verwendung zu finden hatte.
Als im Jahre 1805 Dalmatien an Frankreich
fiel, verweigerte nach zwei Jahren die neue Ver-
waltung jegliche Beisteuer zur Anschaffung des
Preises, was zur leicht begreiflichen Folge hatte,
dass die Sinjaner ihrem alten kriegerischen Spiele
gegenüber bei dieser, seitens der Franzosen für die
ITalka an den Tag gelegten Teilnahmslosigkeit sehr
erkalteten und das Spiel, sich in die neuen ver-
hassten Verhältnisse gezwungenermassen fügend,
fallen Hessen.
Gegenwärtig werden die Kosten für das schon
erwähnte Gastmahl, sowie für die vier Ellen schar-
lachfarbenen Tuches als Preis für den Sieger, aus
einer ursprünglich (1820) 100 Gulden betragenden,
seit dem Jahre 1850 auf 200 Gulden erhöhten, von
Sr. Majestät dem Kaiser jährlich zu diesem Zweck
gespendeten Summe bestritten. Von der Episode
der französischen Invasion rührt auch der Beschluss
der Stabsoffiziere der Territorial-Miliz her, zu
Preisen für das Rennen nicht weiter mehr beizu-
tragen und, da der Sitz des Obersten dieser Truppen
damals nach einem anderen Orte verlegt wurde,
hörte auch dessen traditionelle Bekleidung des Ehren-
amtes eines Turnierwartes (vojvoda halkarski, ma-
stro di campo) ein für allemal auf. Erst im Jahre
1818, also drei Jahre nach endgültiger Inbesitznahme
Dalmatiens durch Österreich, lebte das Ringel-
stechen in Sinj in altem Glanze wieder auf, wozu
die Anwesenheit Sr. Majestät Kaiser Franz I. (15. Mai)
den solennen Anlass bot.
Das Spiel selbst wurde anfänglich am Jahres-
tage des Entsatzes abgehalten, nach einer anderen,
jedoch nicht beglaubigten Version, am letzten Karne-
valstage. Von 1820, also schon unter österreichischer
Herrschaft, ab wurde es zur Regel erhoben, das
Ringelstechen alljährlich am Geburtstage des je-
weiligen regierenden Kaisers vor sich gehen zu
lassen. Somit während der Regierung Kaiser Franz I.
am 12. Februar; unter Kaiser Ferdinand I. am
19. April; gegenwärtig wird es am 18. August
gefeiert.
Schon im Laufe der Jahre war man vielfach
von den alten Spielregeln abgewichen und haupt-

sächlich infolge der durch die Franzosen-Herrschaft
eingetretenen Pause im Ringelstechen war gar
manches diesbetreffende in Vergessenheit geraten
und, da die Sinjaner von der Absicht beseelt waren,
den Spuren ihrer tapferen Vorfahren nach wie vor
unverändert nachzustreben und ihre Sitten und Ge-
bräuche zu erhalten, je einfacher, je ehrwürdiger,
wurde an die Wiederherstellung der einstens in
Übung gewesenen Regeln geschritten.
Zu diesem Zwecke wurde die mündliche und
schriftliche Überlieferung gesammelt und am 12. Fe-
bruar 1833 als neue ,Satzungen für das Ringel-
stechen in Sinj, wiederhergestellt, nach altherge-
brachter Ordnung und Weise im Jahre 1833' zu-
sammengefasst und hierfür die behördliche Be-
stätigung erlangt.
Es erscheint durch Wiedergabe dieser Satzungen
den sich hierfür interessierenden Lesern vielleicht
besser gedient zu werden, als durch die Vorführung
eines aus diesen Regeln auf dem Papier erst zu
rekonstruierenden Festspieles. :!)
Kapitel I.
Beschreibung der Rennbahn und des Ringes.
1. Das Ringelstechen findet, wie seit altersher,
ausserhalb des Marktes auf der breiten, geraden
Strasse, die nach Spalato führt, statt.
2. Hier, an den Rändern (Strassenseiten) der
Rennbahn, werden in den Boden zwei Pfosten senk-
recht eingerammt.
Jeder dieser Pfosten trägt an seinem oberen
Ende eine Durchbohrung, durch welche eine starke
entsprechend befestigte Leine horizontal gezogen ist.
3. Von der Mitte der gespannten Leine hängt
ein Stück viereckig geformten Holzes herunter, mit
einer seichten Vertiefung nach aussen und unten zu
versehen, welche zur Aufnahme des elastischen und
beweglichen Befestigungsringes des eigentlichen
Ringes dient.
4. Die Leine kann vom rechten Pfosten aus
beliebig gelockert und wieder gestreckt werden.
5. Beim linken Pflocke befindet sich eine mit
einem gegen das Ende zu krummgebogenen Stocke
versehene Person, mit welchem im Bedarfsfälle der
Ring in seine ursprüngliche Lage wieder zurück-
gebracht werden kann.
6. Der Ring ist aus Eisen verfertigt und durch
zwei konzentrische Kreise gebildet, die durch vom
inneren Umfange des grösseren Kreises gegen die
Peripherie des kleineren führenden Stege zuein-
ander gehalten werden. Der äussere Kreis wird
dadurch in drei gleichgrosse Felder geteilt.
Die Kreise haben eine Stärke von V4 Wiener
Zoll; der Durchmesser des grösseren Kreises be-
trägt 5, der des kleineren 11/3 Wiener Zoll lichte
Weite. Letzterer ist nach innen zu nicht abgeteilt.
3) Für die in diesen „Satzungen“ vorkommenden Masse
entspricht die Wiener Klafter == 6 Fuss = im.9 1 qm.
 
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