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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 11
DOI Artikel:
Schmid, Wolfgang Maria: Passauer Waffenwesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0329

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ii. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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wolf messer oder klingen nit schlack noch in
kainer andern march das dem wolf .... gleich
sey .... wer es thät das wer wider uns und woll-
ten wir den darum haissen pessern.
Es geht aus der Urkunde hervor, dass die
Passauer Klinger, welche die Zeichenbestätigung
jedenfalls durch Vermittlung ihres mit der Habs-
burgischen Familie verwandten Bischof es erhielten,
sich damals beschwert fühlen mussten, weil in
Österreich ihre Marke kopiert wurde.5)
Um diese Zeit scheint nun eine Trennung in
der Fabrikation von Messern und Schwertklingen
eingetreten zu sein. Von den „Messerern“, welche
die alten Innungsrechte, insbesondere das alleinige
Verkaufsrecht besassen, trennen sich ab die „Klin-
ger“; diese gelangen vorerst jedoch nicht zu zünf-
tiger Selbständigkeit, sondern sind mit ihren
„Schleifern“ der Messerzunft unterworfen. Das
geht aus der „Freiheit“ 6), die Bischof Albrecht III.
am St. Peter- und Paulstag 1368 giebt und die
auszugsweise lautet: „ . . . vnsern Maistern Schaidt-
messerern .... das Markh das genannt ist der Wolff,
verneuert, bechräftigt und bestätt haben und wol-
len das auch unser chlinger hie ze Passau
denselben Schaidtmesserern das verprent (?) Markh
den Wolf auf all Ir chlingen schlagen
die wol bewährt sein solen von dreyen stiickhen
und redlich geschmiedt und andern nyemandt
zu chauffen geben noch nit bereiten sollen
dann uns er n vorgenannten Messerern. Da-
rum gebieten wir... das andere nyemandt
dasselb march den Wolff in Messer oder
chlingen nit sch Iahen noch machen ....
Auch sollen d ie egenannten Messerer under
In beschau setzen, dass kein chling nit ver-
kauft noch mit demselben march soll genutzt wer-
den sy haben dannselben beschau vorgesechen und
zu guet gesagt on geverde; vnd welche chlingen
sy denn zainen die nit recht beraitt wären die sollen
sy uns aus werfen und die sollen vertilgt werden;
und ob dann derselb chlinger die ausgewor-
fen arg chling . . . red und sprech es wär
recht geschlagen und guet chling....
so mögen die Messerer under In zway schi-
cken und ainen chlinger welchen sy wellen
darzu vordem, das sy dieselb ausgeworfen Chling
beschauen nach iren trewen und wann der merer
teil spricht dass dieselb chling nit guet sey ... so
ist derselb des die chling ist pusswertig und
ist unserm probst 60 Pfg. . . . und den Mes-
serer 60 Pfg. zu pesserung verfallen. Und weliche
chlinger ains oder mer pusswertig worden sind
und darnach nit gute chlingen machen das
der stat Ehr wehr vnd Fandt und Lewt
nutz ist denselben mögen die Messerer nach
unsers probst Rat die vorgenannt March ne men

und andern geben die darzu fügsam sint. Dann
. . . . etlich chlinger oder sy a 11 s a m t einig
widerwertigkeit hieten darvon das oben-
genannt march niedergelegt wurd und die
arbät irrung gewinne da soll ein yeder unser probst
daselbs zu allen Zeiten unverzüglich vnd vleissig
zusechen und alle die daran schuld haben, darzu
nötten vnd pessern damit der Irrsal gänzlich unter-
standen und hinfür das march gefördert werd.“
Das in vorstehender Urkunde festgelegte Ver-
hältnis zwischen den Klingenschmieden und den
Messerern bezw. Kaufleuten ist wohl die Veran-
lassung, dass auf Passauer Klingen eigentliche
Meister marken sehr selten auftreten, meist
lediglich das Beschauzeichen, eben der „Wolf“.
Ungefähr in die gleiche Zeit dürfte eine un-
datierte „Ordnung“ 7) fallen, welche sich auf die
Klinger und Schleifer ausschliesslich bezieht:
Primo es sull all Chlinger die... siezent
hie ze Pazzaw für ein probst chomen dez Suntags
nach einer jegleichen Ouotemer . . . und schuhen
ir notturft furlegen alls pilleich und gewonleich
ist und welicher . . . nicht chümbt der geit dem
probst XII pfenning und. den Maistern XII pfenning.
Auch welcher Mai st er wil werden der geit dem
pisschoff drei phunt dem probst zway phunt und
den Maistern zway phunt.
Item es ist ze merken das si habent zwo
nacht in der wochen ze S 1 ey f e n als die
Mitichen nacht und die freitag nacht frei, wer
daz überfert der geit dem probst 1 phunt den
Maistern ein phunt pfenning.
Item wer an einem Panfeiertag sleift der
geit claselb wandel.
Weitere Geldbussen verschiedener Höhe, die
hier nicht interessiert, hat an Probst und Meister
zu zahlen:
Item welcher vor der Priester metten
auf steht ze arbeiten.
Item welcher dann wiircht des Samcztags
wann man vesper geläut hat.
Item wer dann des Samstags nach vesper
sleiffen geht er hab dann eine sleiffar aussent
(ausser der Stadt).
Item wer dem andern sein .chnecht aus sei-
nem prott entfrempt.
Item wer einen u n g e d i n g t e n chnecht
hält 14 tag.
Item welcher einen Ferchnecht dingt.
Item ob .ainer aus der Stat vert und anderswo
Maister wirt, wil er her wieder in die Stat und wil
hie bleiben.
Alle Vierteljahre hatten also die Klinger Ge-
legenheit, beeidete Beschwerden gegen Zunftge-
nossen vor dem bischöflichen Probstrichter, dem
auch die anderen Handwerker unterstanden, anzu-
bringen und die Schuldigen zu Geldstrafen heran-

5) Für Ungarn siehe Z. f. Ii. W. I. 81.
6) Erhard, II, 261. — Stadt. Archiv 290 c, fol. 46.

7) Erhard, II, 263.

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